Das Leben eines Filmjunkies ist hart. Süchtig nach allem, was auf Celluloid passt und bei 3 im BlueRay-Player landet. Und wenn man so eine Sucht auslebt, kommt es auch durchaus vor, dass der innere Schweinehund nach dem Kinogang heftig an deinen Ohrläppchen knabbert, weil er es eigentlich bereut, dich in den Film geschleppt zu haben. Denn dann tobt ein Widerstreit im Hirn des Junkies: soll ich das jetzt verfluchen oder doch liebkosen? Und so ging es mir auch auf der Rückfahrt von Snow White and the Huntsman.
Ein unbekanntes Zeitalter. Ein unbekanntes Land. Dort herrscht Ravenna (Charlize Theron), die aufgrund schwarzer Magie ewig jung geblieben ist. Ein Königreich nach dem anderen fällt unter ihren Bann. Zuletzt das von Snow White (Kirsten Stewart), die als kleines Kind bereits ihren Vater an die Hexe verlor und daraufhin für Jahre in einen Turm gesperrt wurde.
Doch irgendwann kann sie entkommen. Vor den Soldaten der bösen Königin flieht sie in den magischen, dunklen Wald, in dem Ravennas Zauberkräfte keine Macht haben. Darum wird der Hansmään (Chris Hemsworth) überredet, dort nach Snow White zu suchen. Doch schon bald erkennt er die wahren Absichten der Königin.
Manche Stoffe haben es den Filmemachern dieses Jahr echt angetan. So ist Snow White and the Huntsman die zweite Schneewittchen-Interpretation nach Mirror Mirror. Und schon damals war ich mehr oder weniger enttäuscht, ohne wirklich Erwartungen gestellt zu haben. Im Gegensatz zur humorigen, teilweise skurrilen Verfilmung von Tarsem Singh, setzt Snow White auf Fantasy mit ernsten Grundton – quasi ein Game of Thrones ohne Sex. Und so dumm das klingen mag (grad mit Blick auf meine Bewertung des anderen Streifens), auch diese Herangehensweise will nicht so recht punkten bei mir. Dabei ist in Snow White der Schuldige eindeutig schneller ausgemacht.
Doch bleiben wir zuerst beim vordergründigsten “Kritikpunkt” (ich setze ihn in Anführungszeichen, da ich ihn nicht teilen kann) bisheriger Reviews, die ich so lesen durfte in der Blog- und Forensphäre: Kristen Stewart. Natürlich ist es immer problematisch, wenn ein Schauspieler aus “seiner” Rolle herauszuwachsen versucht, gerade in solch Popkultur-bestimmenden Fällen wie Kristen Stewart und Twilight. Und ich bin auch der Meinung, dass sie – im Gegensatz zu ihrem Kompagnon Robert Pattinson – kein allzu großes Talent als Schauspielerin besitzt. Ihre Mimik ist einfach wie eine Marmorstatue, was dann auch noch von einer streitbaren Ästhetik (also ich persönlich kann ihr nichts ab, sorry) unterstrichen wird. SIE als Schneewittchen, die Schönste aller Schönen…klingt in vielen Ohren nach Hohn.
Schaut man über diese Vorurteile hinweg und versucht ihre Leistung in Snow White and the Huntsman zu werten, kommt man nicht umhin, dass sie ihre Rolle souverän spielt. Wie der gesamte Cast des Films. Ein wenig herausstechen tut dabei Charlize Theron als böse Königin, liegt aber auch meiner Meinung nach an einem wirklich tollen Design der ganzen Figur. Gerade gegen Ende so richtig schön schaurig, wundervoll, fantastisch. Einziges Manko bleibt hier die deutsche Synchronisation, die in manchen Szenen schon sehr seltsam aufgelegt ist. Wunderbares Beispiel sind hier die Namen der beiden titelgebenden Charaktere. Während Snow White soweit noch als Name fungieren kann, ist die nicht-Übersetzung vom Huntsman ein Schlag ins Klo gewesen, da man irgendwie immer das T nicht mithört. Und so wird aus dem stolzen Jäger ein Hansmään…
Aber verdammt: Das sind Kleinigkeiten! Snow White and the Huntsman hat viel ärgere Probleme. Im Großen und Ganzen ist es ein toll gestalteter, toll inszenierter (Debütfilm von Rupert Sanders – von dem werden wir sicher noch hören!) Fantasyschinken mit netten Effekten. Aber KEIN Film dieser Welt darf mit einem solchen Drehbuch und der daherkommenden Charakterzeichnung auf die Mattscheibe kommen. Glaubt mir, ich bin nicht unbedingt ein Fetischist in Sachen Tiefe. Auch Transformers 3 gefiel mir trotz etlicher Lücken, weil das Drehbuch den Film tragen konnte. Bei Snow White and the Huntsman bricht allerdings wirklich alles unter sich zusammen. Und in einem Film darf das nicht passieren. Mir ging wirklich jeder Charakter am Allerwertesten vorbei, hier und dort klaffen große Lücken in der Story und von den spärlichen Dialogen nicht zu reden. Da sich der Film dabei aber so verdammt ernst nimmt, helfen alle positiven Aspekte nicht weiter. Das gegenteilige Phänomen zu Mirror Mirror, der gleiche Schwächen hatte und sich gar nicht ernst nahm. Beides sind gar nicht mal so schlechte Filme, wenn man genauer drüber nachdenkt. Nur für mich muss der Kuss, der Schneewittchen erweckt entweder romantisch ernst oder verträumt skurril sein. Aber was hier letztlich aufgeboten wurde…naja…
Snow White and the Hansmään will mehr sein, als er letztlich für mich war. Hier gilt wirklich dieselbe Prämisse, wie beim anderen Schneewittchen-Film: es ist ein rein subjektives Gefühl. Andere mögen anders darüber denken. Das ist ja auch gut so.
Doch ich will nicht verbergen, dass ich auch Spaß an dem Film hatte. Das liegt aber nur daran, dass ich in guter Gesellschaft war und wir über die Schwächen des uns dargebotenen gepflegt lästern konnten (erwähnter Erweckungskuss bspw.). Aber wenn man ehrlich ist, ist das das Allheilmittel für ALLE schwachen Filme.