»Schuster, bleib bei deinen Leisten«, sagt der Volksmund. Doch zu lange an altbewährten Dingen festhängen, kann auch in die Hose gehen. Ob es beim Film Real Steel gereicht hat, die üblich kitschige Vater-Sohn-Dramatik mit fiesen Boxrobotern zu würzen, konnte ich nun dieses Wochenende selber sehen.
Ein Kämpfer. Eine Maschine. Ein Nobody aus dem Untergrund. Dazu ein Sohn, der seinen Vater seit Jahren nicht gesehen hat. Eine Straße, die sie zusammenbringt. Eine Sportart, die sie zusammenschweißt. Ein Kampf David gegen Goliath.
Wenn euch diese Elemente ein wenig bekannt vorkommen sollten, verweise ich erst mal auf die Vita eines bekannten Actiondarstellers. Denn Sylvester Stallones Filme Rocky und Over the Top standen nicht nur Pate für Real Steel, sondern waren wahrscheinlich auch noch bei der Geburt im Kreissaal mit dabei, genauso wie nahezu jedes Sportlerdrama der letzten Jahrzehnte. In nahezu jeder Faser des neuen Blockbusters von Shawn Levy (Nachts im Museum I und II) und Produzent Steven Spielberg, erkennt man Elemente anderer, größerer Werke wieder. Und die letzten zwanzig Minuten könnte man parallel zu Rocky laufen lassen, die Unterschiede sind eigentlich nur dem Setting bedingt. Und wenn dann auch noch Hugh Jackman zum x-ten Male ein und denselben Charakter spielt, fühlt man sich wie in einem Remake all der Filme der letzten Jahre. Real Steel ist beileibe nicht individuell. Er ist unglaublich vorhersehbar, seine Nebencharaktere austauschbar. Und die Roboter sind eine Verneigung gegenüber modernen Kinogewohnheiten, kaum etwas „rechtfertigt“ wirklich ihren Einsatz.
Und doch schaffte der Film bei eines: er hat mich berührt. Ich habe in den letzten Wochen wirklich die Metapher häufig strapaziert, aber das Rad muss wieder herhalten. Neu erfinden ist aber auch so eine Sache – es kann gewaltig in die Hose gehen. Und ich bin schon fast froh, dass Real Steel nicht die Eier hatte, die ganze Potenz des Settings (Boxer wurden durch Roboter wegen brutalerer Fights ausgetauscht – HALLO?! – da wäre eine Menge drin gewesen) auszunutzen. So wurde der Film handwerklich gelungene Kost und weiß in den richtigen Momenten die Emotionszentren in unseren Gehirnen zu stimulieren. Dies schafft man vor allem wegen einem Mann…Männchen…
Dakota Goyo, der den Sohn von Hugh Jackmans Charakter spielt, brilliert meiner Meinung nach in seiner Rolle so sehr, wie ich es in den letzten Monaten bei Kindern seines Alters selten gesehen habe. Verdammt, der Knirps ist zwölf und spielt Hugh Jackman an die Wand! Sicher, Jackman tut auch nur sein nötigstes in diesem Film, aber der Junge ist so sympathisch in meinen Augen. Bei den Göttern, da können sich andere Kinderactor wie Jaden Smith oder die Ochsenknecht-Brüder mehr als nur eine Scheibe von abschneiden.
Real Steel wird Prügel einstecken, weil er zwar emotional, aber innovationsarm vor sich hin flimmert. Aber mir persönlich gefiel es sehr gut, dass der Film gar keinen Hehl um sein großes Vorbild Rocky machte. Natürlich kann der Roboter Atom nicht in Balboas Fußstapfen treten, aber mir gefiel einfach jedes Zitat, jede Anspielung auf den zeitlosen Klassiker aus längst vergessenen Tagen. Real Steel macht einiges verkehrt, aber auch vieles richtig. Und weil die Effekte und die Action wirklich genial sind, wird die Symbolik des Davids gegen Goliath auch heutigen Generationen im Kino nähergebracht.
PS: Ich habe mich so dermaßen auf den Film gefreut, dass ich nur anlässlich der tollen Roboter zum ersten Mal zu Schere und Mikro gegriffen habe, und ein Ranking für die rittersTUBE erstellt habe. Einfach über den Blog anschauen oder direkt auf Youtube.