Kino-Kritik: Kill the Boss

Kino-Kritik: Kill the BossFilme sind wie Kochrezepte – schmeckt es dem gemeinen Volk, dann wird bloß keine Innovation mehr reingesteckt und alles nach Schema F gebrutzelt. So ist beispielsweise Hangover, der 2009 die Lachmuskeln der Kinogänger überstrapazierte, wahrscheinlich geistiges Vorbild für den Film Kill the Boss. Man nehme eine Prise skurilen Charakterstoffes, dazu eine gehörige Portion Situationskomik, indem man einfach die idiotischsten Augenblicke kreiert und, ganz wichtig, Chaos. Vor allem in den Dialogen, wenn alle Charaktere wild durcheinander reden und man dabei die besten Witze gar nicht versteht, weil alle dazwischenplappern. Ist in der Schule doch schließlich auch so: quasselt die Klasse, wird der Lehrer mürrisch und die Unterrichtsstunde kann zu den Akten gelegt werden. Doch wir sind bei Kill the Boss. Oder wie der Film im englischen Original (man bemerke hoffentlich die Sinnfreiheit dieser Erwähnung) heißt, Horrible Bosses.

Die drei Kumpel Nick (Jason Bateman), Dale (Charlie Day) und Kurt (Jason Sudeikis) haben alle dasselbe Problem – ihre Chefs auf der Arbeit. Während Ersterer vom größten Arschloch dieses Planeten (Kevin Spacey) drangsaliert wird und Zweiterer den Avancen einer nymphomanen Zahnärztin (Jennifer Aniston) zum Opfer fällt, hat Kurt erst durch den Tod seines Chefs Jack Pellit (Donald Sutherland) das Problem in Gestalt des Sohnes Bobby Pellit (Colin Farrell), ein koksender Volltrottel, vor der Nase. Daher beschließen sie einen Auftragskiller zu engagieren, der ihre Bosse für sie erledigen soll.

Wieder einmal bewiesen die deutschen Filmverleiher ihren Einfallsreichtum bei der Kreation eines peppigen deutschen Titels, schließlich kann man den Kunden doch nicht das englische Horrible Bosses vorsetzen. Daher nahm man wohl das urdeutsche Sprichwort Kill the Boss. Passt doch auch viel besser…
Genauso kreativ gestaltet sich auch der Film. Oftmals fühlt man sich im Verlauf des Filmes an besagten Las-Vegas-Film erinnert, leider schafft es Kill the Boss nicht annähernd dessen Qualität zu erreichen. Der Humor schwankt zwischen wirklich genialem Slapstick und teils unglaublich dummen Momenten, denen man wahrscheinlich nur bekifft irgendetwas humoriges abgewinnen kann, hin und her.
Wirkliche Klasse zeigt der Film in anderen Momenten. Vor allem die drei schrecklichen Chefs sind unglaublich virtuos gezeichnet und sowohl Kevin Spacey, als auch Jennifer Aniston und Colin Farrell bieten eine klasse Vorstellung. Dagegen kommen die drei Hauptdarsteller leider in keinster Weise an, vielleicht weil ihnen zu sehr der Stempel der drei Vorbilder aus Hangover anlastet.
Zusätzlich nimmt der Film gerade im letzten Viertel unglaublich Fahrt auf, weniger im humorvollen, als im erzählerischen Sinne, denn manche Wendung hat man so nicht erwartet. Anders als bei besagtem Vorbild gibt es nicht EINEN großen Twist am Ende, sondern mehrere kleine. Dadurch erhält sich der Film etwas Auffrischendes, gerade weil der Mittelteil sich ein wenig wie Kaugummi zieht.

Kino-Kritik: Kill the BossKill the Boss ist gute Kino-Unterhaltung. Es ist zwar für jeden (Humor-)Geschmack etwas dabei, aber wirkliches Pfund dieses Films sind nicht die Gags, sondern die erstklassig designten Charaktere, allen voran die zu tötenden Bosse. Der Streifen erfindet das Comedy-Rad nicht neu, aber lieber dieselbe Suppe noch einmal probieren, als krampfhaft eine neue Rezeptur zu erschaffen und dabei den Geschmacksnerv zu drangsalieren. (Ja, ich schiel dabei auf dich, du Bad Teacher…)


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