Mars macht mobil…diesen ollen Spruch muss man einfach bringen, wenn man mal etwas über unseren roten Nachbarplaneten schreibt. Dann lieber am Anfang, dann hat man es hinter sich.
Doch für John Carter, den Helden des gleichnamigen Kinofilms von Walt Disney Pictures, hat dieser alte Werbeslogan sogar eine wortwörtliche Bedeutung. Denn dank des Mars erlebt er auf dem Mars marsianische Abenteuer…oder so in etwa.
Etliche Jahre nach den Unabhängigkeitskriegen der Nord- und Südstaaten der USA hat der ehemalige Soldat John Carter (Taylor Kitsch) ein staatliches Vermögen angehäuft bei der Suche nach verschollenen Artefakten. Per Telegramm lässt er eines Tages nach seinem Neffen Edgar Rice Burroughs (Daryl Sabara) schicken, doch bevor er bei ihm ankommt, ist John Carter verstorben. Seinem Neffen vermachte er seinen gesamten Besitz, unter anderem ein Tagebuch, in dem eine atemberaubende Geschichte aus John Carters Vergangenheit erzählt wird. Sie handelt von einer Höhle aus Gold… und dem Mars.
Edgar Rice Burroughs (ja, genau wie der Charakter im Film) ist ein amerikanischer Autor, dessen bekannteste Werke die Barsoom-Serie über den Kriegsveteranen John Carter und seinen Abenteuern auf dem Mars und die Tarzan-Serie sind. Erstere sind in unseren Breitengraden eher weniger bekannt, daher kann ich jedem Nichtkenner nur dieses Youtube-Video ans Herz legen. Mir hat es geholfen, um überhaupt zu wissen, was auf mich mit dem neuen Disney-Big-Budgetfilm zukommt, kannte ich doch John Carter so gut wie gar nicht vorher.
Geistig wohlgenährt und mit dem Carter John bekannt gemacht, war ich trotz der miserablen Kinotrailer doch ein wenig heiß auf den Streifen. Sci-Fi ist sowieso etwas, womit man mich ködern kann, aber dann auch noch die “kulturelle Bedeutung” des Stoffes – wie sollte man dem gerecht werden?
John Carter – Zwischen zwei Welten hat leider zwei Probleme: 1) bei Kennern ist die Erwartung groß, weil man sich als Urvater von Star Wars, Avatar oder etlichen anderen Sci-Fi oder Fantasyprojekten irgendwie positionieren muss, und bei Nichtkennern herrscht keine Erwartung vor, sondern Lethargie über des “vermeintlichen” Klons erwähnter Geschichten. 2) Disney geht ein immenses Risiko ein, denn 250 Mio. Dollar Budget sind für einen Stoff, der außerhalb von den USA nur Kennern geläufig ist, nicht mit einem großen Namen aufwarten kann und in dem nicht ein tuntiger Pirat über die Leinwand torkelt, ein ganzer Haufen Kohle. Da verwundert es wirklich, dass dann auch noch mit Andrew Stanton ein Regisseur an Bord geholt wurde, der bisher nur für Animationsfilme (aber geniale: Findet Nemo, Wall-E etc.) zuständig war.
Hmm, interessant. Während ich das schreibe, fällt mir auf, dass damit der zweite Animations-Regisseur einen gelungenen Einstand im Live-Action-Metier hinlegt. Mit demselben Rezept.
Letzten Dezember kam Mission Impossible IV – Phantom-Protokoll in die dt. Kinos, Regie führte dabei der Macher von Ratatouille oder Die Unglaublichen Brad Bird. Ich habe schon vor ein paar Monaten angemerkt, dass man “Nummer Sicher” gegangen ist, weil man das übliche Schema genommen hat und dies einfach nur wirklich gut ausgeführt hat. Eine starke Parallele zu Andrew Stanton und John Carter 3D heute!
Beileibe, John Carter – Zwischen zwei Welten kann nicht mehr überraschen. Zwar sind die Designs der Marsbewohner und der ganzen Welt dort oben wirklich toll, aber der Plot spult das Programm ab, dass man schon so oft gesehen hat. Nahezu alles ist vorhersehbar, von den ersten Krabbelschritten auf dem Marsboden bis zum “netten” Finale. Wäre man jetzt überkritisch und alles auf die Goldwaage legen, hätte der Film eindeutig versagt.
Aber Schwächen machen das Leben lebenswert, und solange ich als Zuschauer aus dem Film komme und sagen kann »Ja, das war das Geld wert« (wobei beim heutigen 3D-Aufschlag diese Frage rein rational…ach egal…), dann kann der Film nichts wirklich falsch gemacht haben.
Und dieser Film konnte noch etwas: unterhalten. Humor war punktiert, die Action war toll und trotz Vorhersehbarkeit war Spannung gegeben. Dank seiner Gradlinigkeit ohne große Experimente ist es dem Film darüber hinaus gelungen zu packen, mich mit auf den Mars zu nehmen, in diese fremde Welt, bei der ich einfach nur staunen möchte. Es tut mir leid das zu sagen, aber genau das fehlte mir in Avatar – Aufbruch nach Pandora beispielsweise! Und bei dem ganzen (Taylor) Kitsch auf der Leinwand (in der sachten Romanze, mit nacktem Oberkörper, mit Babypuder im Gesicht…) hat man auch nicht unbedingt die schlechteste Wahl getroffen.