Im Jahr 2011 wurden Science-Fiction-Fans, wie ich einer bin, nicht wirklich mit einem Haufen guter Filme versorgt. Da waren Source Code, Rise of the Planet of the Apes oder Real Steel, aber leider auch solche Gurken wie Cowboys und Aliens oder …au hur… Tron:Legacy. Ist es eigentlich normal, dass die Schauspielerin Olivia Wilde in gerade diesen beiden Gurken mitmischt? Au hur, und in In Time spielt sie auch mit?! Verdammt, hätte ich die Konsequenz vorher gezogen. Jetzt habe ich mir In Time wirklich angetan…
Will Salas (Justin Timberlake) lebt in einer Welt, in der es den Menschen möglich geworden ist, das genetische Erbmaterial so zu verändern, dass ihre Körper mit 25 Jahren nicht mehr altern. Doch nun ist es die Lebenszeit, die als Währung gilt. Will arbeitet deshalb jeden Tag für einen weiteren Tag auf dieser Erde. Doch eines Abends rettet er den reichen Henry Hamilton (Matt Bomer) vor einer Gruppe Gangstern, die ihm die Zeit stehlen wollen. Doch dieser lebt bereits 120 Jahre auf dieser Welt und will sterben. Daher schenkt er Will seine restlichen 120 Jahre, die er auf der Uhr stehen hat. Mit diesem Reichtum auf der Uhr und anderen erschütternden Erlebnissen im Hinterkopf macht sich Will auf in den Distrikt der Reichen Leute, die beinahe ewig leben können. Doch er wird vom Timekeeper Raymond Leon (Cillian Murphy) verfolgt. Diese Zeit darf nicht in fremde Hände fallen.
Zuerst einmal Entwarnung: Olivia Wilde ist kein Merkmal für schlechte Filme! In Time ist unterhaltsam, auch wenn der Trailer mehr Action suggeriert, als letztlich vorhanden ist. Aber Olivia Wilde, die nur eine sehr kleine Rolle als Will Salas Mutter (ja, die Menschen altern halt ab 25 nicht mehr) einnimmt, ist auch kein Garant derzeit für wirklich GUTE Filme.
Ich bleibe vorerst bei den Schauspielern. Die Hauptrollen übernehmen Justin Timberlake als armer Schlucker Will Salas und Amanda Seyfried als reiche Sylvia Weis und man muss leider zugeben, gerade Erstgenannter hatte schon einmal bessere Rollen. Die Charaktere sind leider zu eindimensional gestaltet, was sich am Ende im erzwungenen Happy End offenbart. Hier war Source Code beispielsweise besser, dessen Happy End noch zu weiterem Nachdenken anregte, als nicht nur bloße Hollywood-Manie war. Positiv wäre allerdings hervorzuheben, dass Seyfried wenigstens Spaß gehabt zu haben schien, dem im Gegensatz zu ihrem Kompagnon bleibt sie keineswegs blass. Vielleicht bin ich da zu sehr hetero, aber dieses so süße Gesicht in manchen Szenen …:-)
Große Klasse beweist In Time beim Rest seiner Schauspielelite. Den bedeutendsten Part nimmt natürlich Cillian Murphy ein, der wieder einmal unter Beweis stellt, warum er zu den ganz Großen gehören sollte. Sein Timekeeper (eine Art Wirtschaftspolizei) ist zwar leider auch etwas dürftig geschrieben, aber er macht eine Menge daraus. Mut bewies man auch beim Rest des Castes, in dem vorwiegend Seriendarsteller auftauchen. Wichtig sind vor allem drei Personen für die Entwicklung des Hauptcharakters: Olivia Wilde (Dr.House) als Will Salas’ Mutter Rachel, Johnny Galecki (The Big Bang Theory) als bester Freund und Matt Bomer (White Collar) als der Mann, der ihm die Zeit schenkt. Natürlich sind diese Charaktere nicht federführend in In Time, aber sie sind wichtig für die Charakterzeichnung in einer wirklich starken ersten Filmhälfte. Und normalerweise nimmt man dafür „größere“ Namen.
Ich habe es bereits anklingen lassen…starke erste Filmhälfte… Regisseur Andrew Niccol, der bereits mit Terminal, The Truman Show und Gattaca wahrlich große Filme geschaffen hat, hat es bei diesem Film wirklich nicht leicht. Inszenatorisch bleibt In Time die ganze Zeit auf sehr hohem Niveau, aber ungefähr zum Halbzeitpfiff wandelt sich die Sprache innerhalb der Geschichte. Nun überwiegen die Thrillerelemente und es tut dem Film einfach nicht gut. Hätte es hier einen Cut gegeben, der Film wäre genial gewesen, weil spannend, atmosphärisch und vor allem ein Science-Fiction-Film alter Schule. Der Rest wandelt auf unterdurchschnittlichen Thrillerpfaden, in der erst die Schlussszene vom Timekeeper wirklichen Biss hatte. Leider verspielt sich der Film hier enorm viel Potenzial und es driftet in eine Art Cyber-Robin-Hood-Story ab. Das ist, gerade mit Blick auf Niccols Vita, enttäuschend.
In Time – Deine Zeit läuft ab ist ein kurzweiliger Streifen, der sich aber leider nicht aus der Masse der guten Science-Fcition herausheben kann. Das ist insoweit ärgerlich, weil es der Film zu Beginn gerade viel besser macht und dann banalisiert wird. Die Zukunftsvision, die hier aufgeworfen wird, könnte sich durchaus mit Meisterwerken wie Fahrenheit 451 oder The Matrix messen, es verliert aber mitten drin den Faden, der dem Film so unheimlich gut tat. Nichtsdestotrotz ist In Time unterhaltsam und bei weitem nicht der schlechteste Film des Jahres. Den Titel hat ein anderer Olivia Wilde-Streifen intus.