Kaum ein Regisseur hat Hollywood so sehr geprägt mit seiner Art des Filmemachens wie Steven Spielberg. Seit er 1975 mit Der weiße Hai seinen Durchbruch schaffte, lieferte er zusehends einen Hit nach dem anderen ab. Und wenn man von Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels und dem leider unter meinen Erwartungen gebliebenen Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn absieht, hat er eine lupenreine Blockbuster-Weste (die Genannten krankten auch mehr an ihren Drehbüchern, als am Regisseur).
Doch der oscarnominierte Gefährten wollte mich nicht so recht überzeugen. Zumindest beim Trailer. 2:30 Minuten voller Kitsch, das war mir wirklich viel zu viel. Eigentlich wollte ich den Film sogar ignorieren, wenn ich nicht eingeladen worden wäre. Und wer mich fragt »Kommst du mit ins Kino?« erhält mit 114%iger Sicherheit ein »Wann?!« zur Antwort. Dementsprechend ging ich ohne große Erwartungen in den Pferde-Kriegsfilm.
Doch es herrscht Krieg und die Familie braucht Geld. Und gegen den Willen seines Sohnes verkauft Ted Joey an das Militär. Eine Odyssey für die beiden Freunde beginnt.
Ich bewege mich ab jetzt in einem Bereich der Kritik, der schlimmer klingen wird, als es eigentlich sollte, nur habe ich ein Prinzip: ein Regisseur muss seine Arbeit untereinander vergleichen lassen. Und ja, Gefährten ist für mich Spielbergs schwächster Film!
Pferde sind stolze Tiere. Aber sie müssen auch dumm sein, denn mit ein wenig Menschenverstand und Blick aufs Drehbuch hätte das Pferd, das Joey mimt, nie sein Zeichen unter den Vetrag zu diesem Film gesetzt. Ich will dem Film nicht seinen Kitsch vorwerfen. Denn dann verliert er haushoch. Wie der Trailer trieft es hier im gesamten Film nach Kitsch wie Fritten nach Fett. Und auch die Vermenschlichung eines Tieres will ich gar nicht anprangern. Irgendwie muss man dieses Tier ja emotional an den Zuschauer binden. Aber manche Szene wird in diesem Zuge so grotesk arrangiert, dass man nur mit dem Kopfschütteln kann. Und auch die Menschen, denen Joey auf seinem Weg begegnet, sind so unfassbar ehrfürchtig, als würde der liebe Gott selber vor ihnen gallopieren.
Problem ist meiner Meinung nach, dass das Wert der zentrale Knotenpunkt des gesamten Films ist. Es ist nicht erzählendes Element der Geschichte, sondern “seine” Geschichte ist die Geschichte. Damit wird das Pferd zum Hauptdarsteller und wir müssen dem Pferd auch Raum zum “eigenen Agieren” geben.
Wie es besser geht, zeigt meiner Meinung nach Hidalgo – 3000 Meilen bis zum Ruhm. Hier ist das Pferd nicht Akteur der Geschichte, sondern lediglich tragendes Element (haha, was eine Metaebene…) der Handlung. Und aus der Beziehung des Reiters (Viggo Mortensen) zu seinem Pferd entwickelt sich die Gefühlsdynamik. Diese fehlt Gefährten, weil sich ständig die Personen ändern. Und der eigentliche “Gefährte” des Pferdes ist für eine Stunde abgehakt. Stattdessen versucht man durch eine steinerweichende Story den Zuschauer emotional weichzukochen. Dies ist aber Filmemachen aus der Vergangenheit. Heutige Sehgewohnheiten sind “anspruchsvoller” bzw. “-loser”, je nachdem welche Maßstäbe man ansetzt. Kitsch ist immer noch ein Element vieler Filme. Nur wird dieser oft besser verpackt (gutes, polarisierendes Beispiel ist meiner Meinung nach Twilight – Biss zum Morgengrauen).
Und Spielberg, der oft das Kino mit neuen Ideen überraschte, muss aufpassen. Dies ist sein dritter Film in Folge, der ein schwaches Drehbuch offenbart. Ich wünsche mir nur, dass er nicht irgendwann als Relikt einer vergangenen und verdrängten Kinoepoche abgestempelt wird.