Kino-Kritik: Django Unchained

Erstellt am 27. Januar 2013 von Pascalritter89

1855 – Im Süden der USA herrscht Sklaverei. Die schwarze Bevölkerung wird ausgebeutet und als Sachobjekte zwischen den reichen, weißen Plantagenbesitzern umhergeschoben. Django (Jamie Foxx) ist so ein schwarzer Sklave. Weil er mit seiner Frau Broomhilda (Kerry Washington) von einer Plantage fliehen wollte, wird er bestraft, indem er an den erstbesten Sklavenhändler verkauft wird. Dort findet ihn der Kopfgeldjäger und ehemalige Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz), ddenn dieser braucht Djangos Hilfe um die Brittle-Brüder zu finden. Im Austausch dafür schenkt er ihm die Freiheit, die Django nutzen will, um Broomhilda wieder zu finden.

Ich liebe die Filme von Quentin Tarantino. Nicht wegen ihrer Gesamtqualität. Nicht wegen seines teilweise abstrakten Stils der Inszenierung. Und auch nicht für ihre Plots, denn seien wir mal ehrlich: die Geschichten, die Tarantino erzählt, sind beileibe keine einzigartigen, unvergesslichen Werke. Ich liebe Tarantinos Filme aus zwei Gründen: 1. Die Dialoge in seinen Filmen sind unglaublich. Ich habe mir die letzte Woche jeden Tag einen seiner alten Filme angesehen und die schwächsten Filme haben allesamt langweilige (Jackie Brown), nichtssagende und unspektakuläre (Death Proof) oder wenige Dialoge (Kill Bill Vol.1). Egal ob es um den Beginn von Reservoir Dogs geht, als sich die Ganoven um Trinkgeld streiten, oder wir Vincent Vega und Jules Winnfield in Pulp Fiction bei ihrem Disput über die sexuelle Moral einer Fußmassage verfolgen – selbst die stupidesten Kleinigkeiten werden plötzlich spannend. Und das liegt vor allem an 2., den Charakteren! Nicht nur das Design nahezu aller Protagonisten ist wirklich phänomenal, auch das Schauspiel der jeweiligen Darsteller. Wie es Tarantino nahezu immer schafft, seinen Cast perfekt auf die Charaktere in seinem Drehbuch abzustimmen, erstaunt mich immer wieder. Sehr gutes Beispiel ist Til Schweiger, der in Inglourious Basterds mir persönlich zum ersten Mal gefällt…ansonsten mag ich den Kerl einfach nicht…x). Aber auch die restlichen Charaktere/Schauspieler sind perfekt. Egal Kurt Russell in Death Proof als Stuntman Mike, David Carradine als Bill in den Kill Bill-Filmen oder Christoph Waltz als Hans Landa in Inglourious Basterds – wenn man in einem Tarantino mitspielt, dann kann man davon ausgehen, eine seiner besten Leistungen abliefern zu können…oder zu müssen.

Jetzt durfte ich endlich Tarantinos nächstes Werk, Django Unchained im Kino sehen. Und im Grunde hatte ich ein wenig Sorge, grade wegen erwähnter Punkte. Etliche Schauspieler sprangen ihm nämlich im Verlauf der Produktion ab. So sollte eigentlicht Will Smith die Hauptrolle spielen. Um Jamie Foxx letztlich gerecht zu werden, musste dass Drehbuch umgeschrieben werden. Keine guten Voraussetzungen.
Was bleibt mir nun nach fast drei Stunden Filmlaufzeit?
Ich habe genau das bekommen, was ich wollte: unglaubliche Charaktere, tolle Schauspielerleistungen. Egal ob wir auf der Heldenseite mit Christoph Waltz/King Schultz und Jamie Foxx/Django stehen oder uns die Charaktere von Leonardo di Caprio und Samuel L. Jackson ansehen, es wird wohl wie immer die Stärke von Tarantino bleiben einzigartige Charaktere zu den passenden Schauspielern zu kreiieren. Außerdem haben wir mit Django und King Schultz eine sehr kluge Charakterentwicklung vor uns. Ich liebe es einfach, wenn solche Schemata zu erkennen sind und Sinn ergeben!

Und doch ist Django Unchained beileibe keine Erleuchtung. Es war stets Tarantinos Traum einen Western zu drehen und benutzte daher (vor allem bei Kill Bill und Inglourious Basterds) enorm viele Stilmittel des Genres in seinen bisherigen Arbeiten. Nur jetzt, wo wir einen Western vor uns haben, tritt Ernüchterung ein. Tarantinos Bildwerk ist verdammt steril, wirkliche Westernatmosphäre kommt nicht auf. Das bekam vor einiger Zeit True Grit um Längen besser hin. Und apropos Längen: diese tauchen ungewohnter Weise im Mittelteil von Django Unchained auch auf. Das liegt vor allem daran, dass die Story unglaublich konventionell daherkommt, wir zum x-ten Male eine Racheplot von Tarantino vorgesetzt bekommen und sich auch der typische Stil stark zurückhält. Hier ist es der tollen Leistung von Christoph Waltz und Jamie Foxx zu verdanken, dass das Sandmännchen keine Chance beim Zuschauer hat.

Django Unchained ist ein Film, der sich in Tarantinos Vita zwar nach oben orientiert, aber die wirklich genialen Werke wie Pulp Fiction und Inglourious Basterds in keinster Weise erreichen kann. Zwar passt das Gesamtkonzept, doch wenn der diesmalige Bruch der Konventionen darin bestand, mit seiner eigenen Konzeption zu brechen, dann hat Quentin Tarantino leider unheimlich viel Potenzial verschwendet. Natürlich darf die Frage erlaubt sein, ob das originale Drehbuch mit Will Smith vielleicht den Ansprüchen mehr genügt hätte, doch im Endeffekt meckere ich hier auf sehr, sehr hohem Niveau. Das ist halt das Problem, wenn ein Regisseur direkt vorab einen der genialsten Filme ever gestaltet hat.

Alternative: True Grit