Merkwürdige Typen gibt es einige. Da gibt es zum Beispiel den Kerl im Kinosaal hinter euch, der den Film schon gesehen hat und nichts besseres zu tun hat, als den Film vorab zu erzählen. Oder die Popkornverkäuferin, die dreimal den Satz wiederholt »Popkorn ohne Salz« und man trotzdem Popkorn mit Salz bekommt. Oder der Abreißer, der dich ständig damit nervt, ihm doch nach der Vorstellung zu erzählen, wie denn der Film war. Und wenn man dann sagt, man fände ihn schlecht, ruft er aus »Verschwinde hier, Judas!«.
Solche Typen kennt mit Sicherheit jeder von euch. Auch abseits des Kinos. Ich bin ja so ein Mensch, der mag diese merkwürdigen Gesellen. Und kein Wunder, dass ich von dem haarsträubend tollen Trailer von Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen sofort angesprochen wurde. Heute zum Kinostart durfte ich dann also dem Piratenkapitän, dem Alibinopiraten oder Polly bei ihrem aufregendem Abenteuer begleiten.
Wenn ihr aufmerksame Leser meines Blogs seid (was mich unheimlich freuen würde) dürftet ihr euch daran erinnern, dass ich in meiner Vorfreude-TOP20 auf Rang 3 eben jenen Die Piraten – EHmT (aufgrund der beschränktheit des deutschen Titels, schränke ich ihn ab jetzt ein) vorbehalten war. Weit vor bspw. Der Lorax, Merida von Pixar war gar nicht vorhanden. Doch wie das so häufig ist: Vorfreude ist die schönere Freude.
Ich kann Die Piraten – EHmT gar nicht böse sein. Denn wieder einmal hat mir ein Trailer die Erwartung zu hoch geschraubt. Das passiert häufig und vielleicht schreibe ich mal generell etwas zum Phänomen Trailer-Erwartung in diesem Blog. Wer weiß schon, was sich meinem kranken Hirn so entrückt.
Wieder einmal hat der Trailer viel versprochen und nicht einhalten können. Gott bewahre, Die Piraten – EHmT ist keinesfalls ein schlechter Film. Der Knetmassen-Animationsstil ist fantastisch (aber wirkungslos bei 3D, weil der Stil an sich bereits plastisch wirkt) und die angesprochenen merkwürdigen Typen sind hübsch schrög und äußerst…merkwürdig. Nur schafft es der Film nicht auf der gesamten Strecke zu unterhalten. Es kommt zwar hin und wieder zu kleinen Schmankerln, aber für den erwachsenen Zuschauer fehlt die permanente »Ich will mit den merkwürdigen Typen mitfiebern«-Einstellung. Merkwürdig.
Wenn ich nun Die Piraten – EHmT mit Aardman Animations letztem Streich, Arthur Weihnachtsmann, vergleichen würde, können die Piraten nur verlieren. Beide spielen zwar mit den genretypischen Klischees, doch das Gesamtbild wirkt im Weihnachtsfilm stimmiger. Der Plot holpert von einer Insel nach Londen über Seekarten hinweg durch die einzelnen Szenen, können aber nie Versprechungen des Trailers einlösen. Alle guten Gags sind bereits dort verbraten und der letzte Rest Spaß kommt nur durch die Charakterzeichnung auf. Übrig bleibt eine Geschichte nach Schema F, die sich nicht von anderen Filmen abheben kann. Ich finde das sehr schade, denn ich habe mir eindeutig mehr erwartet.