Wenn man in einen Paul W.S.Anderson-Film geht sollte man eines nicht erwarten: Anspruch. Wenn man von Event Horizon absieht, ist nahezu jeder Film von ihm reines Popkornkino.
Ein schlechtes Standing hat Anderson mittlerweile aber wegen seiner sehr freien Resident-Evil-Interpretation. Diese Filme sind alles, nur keine Videospieladaptionen. Aber, und das trifft auf alle vier Filme der Zombiesaga zu, unterhaltsam sind sie.
Entsprechend waren meine Erwartungen für seinen neuen Film Die drei Musketiere 3D. Obwohl, eigentlich hatte ich sogar sehr negative Erwartungen, ist doch die Geschichte rund um Athos, Porthos, Aramis oder D’Artagnan zu legendär, als dass ich sie in den Händen von Anderson wissen wollte. Dazu kam ein fürchterlicher Trailer, der mich mehr an eine krude Mischung aus Resident Evil und One Piece erinnerte, als an eine Auffrischung des Mantel-und-Degen-Genres. Und das mit Milla Jovovich mal wieder Andersons Gattin mitmischen durfte, stimmte mich auch nicht gerade fröhlicher (aber dazu später mehr).
Doch – ich muss ehrlich zugeben – so überrascht war ich von einem Film schon lange nicht mehr. Im positiven und negativem Sinne.
Ruhm ist nur von kurzer Dauer und so sind die legendären Musketiere Athos (Matthew MacFayden), Porthos (Ray Stevenson) und Aramis (Luke Evans) mittlerweile von ihrem Glauben an ein starkes Frankreich abgekommen. Als allerdings der junge, draufgängerische und vorlaute D’Artagnan (Logan Lerman) zu ihnen stößt und eine Verschwörung das französische Königreich bedroht, wird es Zeit die Legende wieder zu beleben.
Das Grundkonzept eines Paul W.S. Anderson-Films ist simpel: Schauwerte, wenig Story, noch weniger Sinn und Milla Jovovich. Auch Die drei Musketiere 3D sind Opfer dieses Schemas geworden.
Während viele Regisseure ihren Stil dem Stoff des Films unterordnen, gehört Paul W.S.Anderson eindeutig zu der Gruppe Regisseuren, die dem Film auf Teufel komm raus ihren Stempel aufdrücken wollen. Ähnlich wie Zeitlupen-Zack-Snyder oder die neueren Werke von Tim Burton. So sind es dann auch die typischen Stärken und Schwächen, die Die drei Musketiere 3D mit sich schleppt.
Der Plot hangelt sich für einen Blockbuster gewöhnlich mehr oder weniger gekonnt über die üblichen Löcher. Doch trotzdem weiß der Film zu gefallen. Ich will hier mal den Vergleich mit Cowboys und Aliens anstellen, den ich kürzlich gesehen habe: Während es dem Western an der Lockerheit mangelt und der an sich gut gemachte Film sich wie Kaugummi zieht, können die Musketiere locker flockig in den Grenzen des Blockbusters ihr Ding durchziehen und wissen zu unterhalten. Schauwerte alleine sind schließlich nicht alles, das musste bereits Transformers – Revenge of the Fallen erfahren.
Grunde für meine insgesamt positive Grundeinstellung gegenüber Die drei Musketiere 3D sind derer zwei:
Da wären selbstverständlich die Schauwerte. Auch wenn es Anderson mal wieder mit den Zeitlupen übertreibt (Zack Snyder oder Resident Evil – Afterlife lassen grüßen), ist die Action sehr gut inszeniert und hat ab und an einen wirklichen AHA-Effekt zu bieten (vor allem wenn es ins Finale geht).
Daneben weiß der Film zu unterhalten. Die Story ist dünn und historische Korrektheit ist ein Fremdwort, aber der Film bleibt stets locker und nimmt sich nicht zu ernst. Genau DAS ist es gewesen, was ich an Cowboys und Aliens bemängelt habe. Ein Film solcher Machart darf einfach nicht bierernst in die Kamera gucken und hoffen mit gut Glück in den Blockbusterhimmel aufgenommen zu werden.
Untermauert wird die Lockerheit des Films allerdings auch von der Spielfreude der Schauspieler, allen voran den drei (respektive vier) Musketieren. Auch wenn man durch die Synchronisation nicht alles vom Schauspiel mitbekommt, so überträgt sich die Spielfreude von Logan Lerman, Matthew Macfayden, Luke Evans und Ray Stevenson auf den Zuschauer – es gefällt dem Kinogänger gleich viel besser, wenn man solch munteres Schauspiel sehen kann.
Am Nebencast gibt es am meisten zu kritisieren. Christoph Waltz spielt seinen Inglorious Basterds-Charakter in Kardinalsanzug, nicht mehr, nicht weniger. Das ist schade, denn ich denke, Waltz kann noch viel mehr.
Problematisch sind Orlando Bloom und allen voran Milla Jovovich. Bloom macht als englischer Schurke Buckingham nicht die glücklichste Figur, doch dies liegt eindeutig am Drehbuch und nicht seinem Schauspiel. Milla Jovovich allerdings dominiert den Film. Jede Szene mit ihr ist mit solcher Penetranz inszeniert, so als hätte sich Anderson selber von seiner Frau eine eigene Vorlage zum Wix….ähhh… Erinnern gedreht. Nicht nur, dass sie nicht schauspielern kann. Dagegen habe ich nichts, viele Top-Schauspieler können nicht acten und verdienen ein Heidengeld (da fiele mir spontan Shia LeBeouf oder Til Schweiger, der eine kleine Nebenrolle in Die drei Musketiere bekam, ein). Nein, Jovovich wird hier mal wieder zu einer Killeramazone hochstilisiert, die man diesem Gerippe einfach nicht abkauft. Und ihr Charakter ist von solcher Sinnlosigkeit (sinnlos im Sinne von sinnlich), dass es wehtut. Anders als bei der Resident Evil-Reihe nervt sie hier wirklich in jeder einzelnen Sekunde und man wünscht sich jede Sekunde aus dem Saal fliehen zu können. Doch der Rest des Films entschädigt, weil es einfach Spaß macht, den Musketieren in diesem abgedrehten 3D-Spektakel zu zusehen (das 3D ist zwar sehr gut – gedreht -, aber kann vernachlässigt werden. Resident Evil – Afterlife hat dieses besser genutzt).