Kings Of Leon „Come Around Sundown“

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Kings Of Leon „Come Around Sundown“ (RCA)
Die Kings Of Leon haben in den Jahren seit der Gründung ihres schmissigen Familienunternehmens eine sagenhafte Performance aufs Parkett gelegt und man könnte sie, würden sie als Aktie gehandelt werden, zweifellos als grundsoliden Anlagetipp empfehlen. Die Chartplatzierungen ihrer bisherigen vier Alben kletterten, so sie nicht gleich, wie bei den stets etwas gescheiteren Briten, die Spitze markierten, in den USA und Resteuropa kontinuierlich nach oben, die gebuchten Hallen wurden größer und die Touren länger. Man sollte meinen, Vater Followill könnte als ehrenwerter und ehrgeiziger Wanderprediger stolz sein auf seine Jungs.
Doch wie üblich hat der Erfolg auch immer einen Pferdefuß unter der Soutane, und der heißt bei den Kings schlicht: Gefälligkeit. Manch einer, der neben der Musik auch gern das Gras wachsen hört, hatte die Entwicklung schon mit dem letzten Album „Only By The Night“ geahnt, aber erst „Come Around Sundown“ wird die gewachsene Anhängerschar vor die Wahl zwischen Abkehr oder erneutem Treueschwur stellen: Keine der vorangegangenen Platten war so konsequent auf Breite, auf Masse und auf Konsens gebügelt wie die aktuelle, keine war so geschlossen und dicht produziert und keine war streckenweise so – ja, langweilig.
Nach dem schönen Eingangsgag, einen schwermütigen Song mit Namen „The End“ an den Anfang eines Albums zu stellen, hält leider schnell der stadiontaugliche Durchschnitt Einzug – die vollgepackte Single „Radioactive“, das schluchzende „Pyro“, das schunkelnde „Mary“, alles recht mediokrer Südstaatenrock ohne viel Esprit. Vorbei die Zeiten, in denen Caleb Followill sich für den Hörer noch die Stimmbänder wund bellte, vorbei die Zeiten von gehetzten Glanzstücken wie „Pistol Of Fire“ oder „Crawl“, von solch unschlagbar dreckigen Gassenhauern wie „Molly’s Chambers“ und „Holy Roller Novocaine“. Auf „Come Around Sundown“ muß alles rund und gewichtig klingen, golden und honigsüß wie bei „Back Down South“ oder getragen und verhangen wie „The Immortals“ – das Spontane, das Wilde, der Tritt in den Hintern bleibt aus.
Dass die Kings durchaus noch gute Songs schreiben können steht außer Frage, „The Face“ ist mit reduziertem Instrumentarium ein feiner Ausreißer aus der Arenafalle, auch „No Money“ klingt zwingend und geradeheraus, zusammen mit den ansatzweise gelungenen „Pony Up“ und „Mi Amigo“ gibt die Platte also auch Erfreuliches her, auch wenn dessen Anteil am Gesamtwerk etwas ärmlich wirkt.
Vielleicht muß man mit der Großfamilie auch nicht allzu hart ins Gericht gehen, wenn man zum Kreis derer gehört, denen Fortentwicklung um ihrer selbst willen schon als Qualitätsmerkmal erscheint. Schlägt man sich wie ich aber ausnahmsweise mal auf die Seite der Bewahrer, dann ist das Album eher eine Enttäuschung. Ob darauf eine Rückbesinnung folgt wird stark davon abhängen, wie die Kings Of Leon mit dem Lob und dem Ruhm umzugehen bereit sind, ob sie beides also als Anerkennung oder doch eher als Abschreckung empfinden.
http://www.kingsofleon.com/


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