Kindheitserinnerungen/DDR

Von Xeniana
Es gibt keine Fotoalben aus  meiner Kindheit.  Meine Mutter bewahrte 3 oder 4 Fotos von mir auf, schwarz, weiss. Mehr ist nicht übrig geblieben.Eine Kette noch, aus weißbraunen Plastikscheiben, die Karla jetzt manchmal trägt. 1989 im Sommer; meine letzte Nacht im leeren Zimmer.Außer einem Visa, ein paar Forint und einem Rucksack mit dem Nötigsten, besaß ich nichts mehr. Nie wieder habe ich mich so frei gefühlt wie damals , als ich allem den Rücken kehrte. Heute denke ich oft, wie merkwürdig es ist kaum noch etwas greifbar zu haben, was meine Kindheit ausmachte. Der Braunkohlegeruch über der Stadt, die Teerfeuer am Morgen, wenn meine Mutter mich in den Kindergarten brachte, der Geruch des Maisbrotes, das mein Vater eigenhändig buk, um meiner Glutenunverträglichkeit beizukommen und die Bücher .”Der kleine Angsthase” “”Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt” “Der Drache mit den veilchenblauen Augen” Vielleicht fragte mich meine Mutter damals, was mit meinen Sachen passieren soll.Vielleicht war es mir damals egal.Ich weiß es nicht mehr.Nun wachsen meine Kinder auf, sowohl mit dem kleinen Angshasen als auch der “Raupe Nimmersatt”. Sie sehen “Spuk im Hochhaus” und “Löwenzahn.”Manchmal überfällt mich Heimweh an ein Leben in einer anderen Kultur, mit anderen Werten, anderen Gewichtungen.( Es ist nicht das Heimweh nach dem System).Ich frage mich, wie es meinem Vater damals ging, der davon ausgehen musste im ostdeutschen Exil der Möglichkeit beraubt zu sein, seine Pfälzer Wälder wiederzusehen, wehmütig beim Genuss von “Rosenthaler Kardaka”, wenn er des Pfälzer Weines gedachte.

Ein abenteuerlicher Vater, der Flugblätter unter dem Baby versteckte, nachts loszog, um seinen Ansichten eine Stimme zu verleihen. Ich bin mit dem Heimweh meines Vaters groß geworden, das er nie herausposaunte, sondern das sich Bahn brach in “Saure Krumbeerebrüh”, Pfälzer Dialekt, ab und an gesprochen, und Erzählungen von Weinbergen, Bildern meiner Großmutter und meiner Halbbrüder.

Selten, ziemlich selten trafen Lakritzstangen in der Kaufhalle ein. Mein Vater ließ für Lakritz alles stehen und liegen. Dafür war er bereit stundenlang anzustehen.Und das führt mich zum nächsten Blogbeitrag ….