Kindheitserinnerungen möchte sie, die Sandra.
Kann sie gerne haben, so ein schönes Thema, auch wenn ich es gerade noch auf den allerletzten Drücker mit der Abgabe geschafft habe!
Zeitweh hat dieser Artikel in mir geweckt, Heimweh kann man nicht wirklich sagen, denn es ist ja nichts mehr wie früher.
Sehnsucht nach einer Zeit, die so nie mehr wieder kommt, ich konnte beim Schreiben manche Geschmäcker richtig auf der Zunge spüren und vergessen geglaubte Düfte riechen… und war auch ein bisschen traurig.
Schöne kulinarische Erinnerungen an meine Kindheit hab ich zuhauf.
Buttercremetorten, Knödel, Ossobucco (damals noch kaum bekannt hier), Windbeutel, Sauerbraten und vieles, vieles mehr.
Verknüpft sind diese Erinnerungen immer mit meiner Mutter (die eine begnadete und für die damalige Zeit sehr moderne Köchin war) und meiner Oma (nicht ganz so begnadet und innovativ, aber immer mit viel Liebe).
Also hab ich mich für eines meiner Signature Gerichte entschieden – Gelleriewestambes (Karottten-Kartoffelpüree) mit Fritz-Walter Flääschkischelcher (Frikadellen).
Das Püree ist von meiner Oma – zuhause gab es das nie. Die Frikadellen von meiner Mutter (und die gab es so gut auch nirgendwo anders), sie hießen immer Fritz-Walter Frikadellen – keiner weiß mehr genau, ob es wirklich ein Rezept vom guten Fritz war oder wie sie überhaupt zu ihrem Namen gekommen sind.
Zusammen sind die beiden einfach unschlagbar, die Frikadellen werden mit etwas Weißwein und Sahne abgelöscht, das ergibt eine wundervolle Sauce, die man dann über das Püree gibt.
Die schöne alte Pfanne ist übrigens auch ein Erbstück von meiner Mum und beweist mal wieder, dass Gusseisen unverwüstlich ist, denn auch sie hat sie schon auf dem Flohmarkt aufgetrieben.
Und das hübsche Silberbesteck, das ihr hier immer seht, war ein Geschenk meiner Oma.
Auch wenn man es als 7-jährige hasst, unter dem Weihnachtsbaum alljährlich ein Päckchen mit Besteck zu finden, heute freue ich mich tagtäglich darüber und obwohl ich mir die Form als Kind ausgesucht habe, finde ich sie immer noch wunderschön.
Ach ja, und es ist natürlich täglich in Benutzung. “Für gut” ist heute, immer, jetzt.
Jeder Tag darf gut sein bei mir. Ob er es dann auch wirklich ist, ist natürlich eine andere Frage!
Apropos Fritz Walter, es war wunderschön für mich, in einem Buch, das dieses Jahr zur WM von 1954 veröffentlicht wurde, eine handschriftliche Karte meiner Oma zu finden. Die war nämlich mit meinem Opa als offizieller Vertreter der Stadt Kaiserslautern damals auf dem Endspiel in Bern und saß am Vorabend mit den Spielern im Hotel zusammen, diese Karte stammt von diesem Abend und alle haben mit unterschrieben…
Fußballl war bei uns in der Familie eben schon immer auch ein großes Thema!
Auch wenn ich es leider nicht mehr persönlich sagen kann:
Danke, liebe Mama, für all die schönen Kindheitserinnerungen und dass ich die Liebe zum Kochen und für gute, frische Produkte schon in die Wiege gelegt bekommen habe.
Gefeiert, gegessen und getrunken wurde in unserer Familie schon immer gerne, wie man hier sieht:
Und danke liebe Oma, dass es bei dir immer das gab, was man zuhause nicht so oft ”durfte”, Süßigkeiten ohne Ende, lange aufbleiben und bei Mondschein im Schwimmbad plantschen, Schaden hab ich daran sicher nicht genommen.
Früh hat sie sich geübt im Kochen, meine Oma, das gehörte damals einfach noch zur Grundausbildung eines jungen Mädchens. Wie man hier schon sehen kann – ich komme aus einer Knödelfamilie
Vielen Dank Sandra für dieses schöne Event! Es hat mir riesigen Spaß gemacht, diesen Artikel zu schreiben und in Erinnerungen zu wühlen, auch wenn ich ein paar Tränen dabei weinen musste.
Und jetzt natürlich noch das Rezept!
Für 3-4 Personen braucht ihr:
Kartoffel-Karotten-Püree:
800 g Kartoffeln
500 g Karotten
40 g Butter (hey, ich habe die Buttermenge im Vergleich zur Oma schon ordentlich reduziert
70 ml Milch, lauwarm
je 1/2 Bund Schnittlauch und Petersilie
Salz
frisch geriebene Muskatnuss
Kartoffeln in Stücke, Karotten in Scheiben schneiden und zusammen gar kochen, beides sollte richtig weich sein, sonst lässt es sich schlecht stampfen.
Die Butter in einem kleinen Töpfchen zerlassen und leicht anbräunen. Schnittlauch und Petersilie grob hacken.
Die Kartoffeln und Karotten abgießen, gleich wieder in den Topf geben und mit einem Holzstampfer zerstampfen. Die Milch unterschlagen, mit Salz und nicht zu sparsam mit Muskatnuss abschmecken, ganz zum Schluss die gebräunte Butter und die Kräuter untermischen.
Frikadellen:
600 g gemischtes Hackfleisch
1 große Zwiebel, sehr fein gehackt
2 kleine Knoblauchzehen
1 Brötchen vom Vortag, in Milch eingeweicht
1 Ei
1/2 Bund glatte Petersilie, fein gehackt
2 TL Salz
1 TL Paprika, süß
1/2 TL Curry
etwas Cayennepfeffer, nach Geschmack
frisch geriebene Muskatnuss
80 ml Riesling oder ein anderer Weißwein, aber der Riesling gehört nun mal zur Pfalz
200 ml Sahne
Salz und schwarzer Pfeffer
Butterschmalz zum Anbraten
Das Brötchen gut ausdrücken und zerpflücken, dann alle Zutaten bis auf den Riesling und die Sahne gut zu einem Teig verkneten.
Frikadellen formen, Butterschmalz in einer schweren Eisenpfanne erhitzen und die Frikadellen von beiden Seiten gleichmäßig schön braun braten. Die Hitze darf erst ein bisschen stärker sein und sollte dann etwas zurückgestellt werden.
Wenn die Frikadellen fertig gebraten sind, den Bratensatz mit Weißwein ablöschen und einkochen lassen, dann die Sahne hinzugeben und ebenfalls noch ein wenig einkochen lassen. Die Sauce wird durch den Bratsatz, der ja auch kleine Fleischstückchen und Zwiebelchen enthält, schon wunderbar würzig und muss nur noch mit ein wenig Salz und Pfeffer abgeschmeckt werden.
Besonders lecker schmeckt es, wenn man ein kleines Hügelchen Püree auf den Teller gibt, ein Loch hineindrückt und etwas Sauce einfüllt.