Die Flensburger Staatsanwaltschaft ermittelt in zwölf Verdachtsfällen wegen Kindesmissbrauch in einer Kurklinik für Kinder auf Sylt. Der Vorwurf richtet sich gegen mehrere Kinder unter 14 Jahre, die somit noch nicht Strafmündig sind. Mindestens zwölf Kinder sollen diesen Sommer missbraucht worden sein. Aber der Betreiber der Klinik spielt die Angelegenheit herunter und spricht von „erweiterten Doktorspielen auf freiwilliger Basis“.
Gleich mehrere Kinder hatten sich Betreuern und den Eltern anvertraut und berichteten von sexuellen Handlungen in der Klinik. Meist fing es harmlos mit Flaschendrehen an und steigerte sich bis zum Analverkehr. Wer sich weigerte, wurde als Memme beschimpft und aus der Gruppe ausgeschlossen. Manchen soll auch Prügel angedroht worden sein. Einige der Kinder sollen von gleichaltrigen regelrecht vergewaltigt worden sein.
Nachdem eine Mutter Strafanzeige wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs erstattete, hat sich die Staatsanwaltschaft Flensburg eingeschaltet und prüft zur Zeit, was in der Klinik tatsächlich vorgefallen ist. Bisher steht noch nicht fest, wie viele Kinder an den Vorfällen beteiligt waren. In den vergangenen zwei Monaten sollen mindestens zwölf Kinder missbraucht worden sein.
Andere Mütter haben sich ebenfalls zu den Vorwürfen gemeldet und berichten, dass ihre Kinder zum Teil von anderen Kindern geschlagen und zum Mitmachen gezwungen wurden.
Unfassbar, wie die Klinikleitung auf die Vorfälle reagiert und das Geschehene runterspielt. „Es gab keine sexuelle Gewalt. Es handelte sich um erweiterte Doktorspiele auf freiwilliger Basis. Alle Beteiligten waren Täter und Opfer“, so der Sprecher der Klinikleitung.
„Fakt ist jedenfalls, dass alle Kinder mehr oder weniger gern mitgemacht haben…“ Eltern und Staatsanwaltschaft sind entsetzt über die Äußerungen der Klinikleitung. Die ganze Angelegenheit erinnert jetzt an die Missbrauchsfälle im Ferienlager Ameland vor kurzem. Für Eltern, die ihre Kinder gerne demnächst in eine Jugendeinrichtung lassen würden, haben die Vorfälle sicherlich einen bitteren Beigeschmack.