Ja, es wird hier etwas persönlicher. Sogar sehr persönlich. Ich schreibe erst jetzt nach zwei Jahren Kinderwunsch-Kliniken, da ich mich jetzt erst bereit dazu fühle. Irgendwie geht mir auch ein anderer Blogpost zu dem Thema ab, der wohl versehentlich gelöscht wurde....
Egal...
Heute möchte ich mal darüber berichten, wie schnell man gerne sein Geld für alles hergibt, wenn es nur der Kinderwunsch-Sache dient. Dies soll nicht wertend sein! Ich finde, dass es jedem selbst überlassen ist, was er mit seinem Geld anstellt.
Wenn man mal bei der 3. ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion, ICSI ist eine Methode der künstlichen Befruchtung. Dabei wird die Samenzelle, das Spermium des Mannes, direkt in das Zytoplasma (Ooplasma) einer Eizelle eingespritzt. Ein Scheitern der Befruchtung kann annähernd ausgeschlossen werden. Quelle: Wikipedia) angelangt ist und acht Tabletten täglich einnimmt, macht man so ziemlich alles.
Man ist in der Kinderwunsch Maschinerie drinnen in die man sein Geld gerne reinsteckt um ans Ziel zu gelangen. Es geht schließlich um ein Kind und nicht um eine materielle blöde Gucci-Tasche.
Immunologischer Blutbefund, kein Problem die 650 Euro zahl ich gerne.
Vitalstoffanalyse, kein Problem die 640 Euro hab ich auch noch.
Dann noch zur Curettage und jedes Monat zur Schilddrüsenambulanz.
Jede Woche Akupunktur 100 Euro pro Termin. Kein Problem, es soll ja helfen.
Dazu noch die teuren TCM Tees, später die noch teureren Tinkturen und dann noch zur Earseed Akupressur.
Dann noch teure Storchenschnabeltee, Kinderleinkomm-Tee, Zyklustees, Einnistungs- und Transfertees.
Dann noch zur geführten Achtsamkeitsmeditation und übermorgen bin ich dann beim Yoga.
Für die Fruchtbarkeitsmassage muss ich mich auch noch anmelden...
Man macht alles! Ich will mir ja am Ende nicht vorwerfen, nicht wirklich ALLES versucht zu haben.
Hätte es noch von einen Heilpraktiker gelesen, der den nackten Ziegenritt über die Wiese bei Vollmond anbietet, dann hätte ich es wahrscheinlich auch gemacht. Wenns hilft schwanger zu werden...
Die Bluttests haben rein gar nix ergeben. Immunologisch nix auffälliges. Mit Vitalstoffen bin ich überall bestens versorgt - klar ich nehm ja auch 6 Nahrungsergänzungsmittel täglich seit vier Jahren. Der TSH war allerdings bei 4, was natürlich nicht hilfreich ist beim Kinderwunsch.
Akupunktur und TCM Tees haben meinen Zyklus durcheinander gebracht - hätte ich vielleicht auch länger machen sollen, aber mein Goldesel hatte gerade Verstopfung. Die Achtsamkeitsmeditation hat mich mehr verspannt als entspannt.
Einzig und allein von Yoga war ich begeistert, wenn auch anfangs skeptisch. Vor allem die Atemübungen haben mich da sehr entspannt. Dadurch das ich nicht so fokusiert auf die Atmung war (wie bei der Achtsamkeitsübung), da diese ja in Verbindung mit den körperlichen Übungen stattfand. Also Yoga fand ich toll. Was vielleicht auch daran lag, dass ich es begonnen habe, als ich beim 7. ICSI Versuch war und dieser erfolgreich war.
Aber zu Yoga folgt noch ein gesonderter Eintrag.
Bestimmt ist es nicht schlecht auch anderes zu versuchen und wenn es nur dazu dient, dass man sich nicht vorwirft nicht alles gemacht zu haben.
Von staatlicher Seite ist man da allein auf weiter Flur. Zwar sinkt die Geburtenrate in den Industriestaaten, aber wirklich eine finanzielle Stütze ist da niemand.
Die meisten exotischen Bluttests zahlt auch keine Krankenkasse. Bei meiner bekam ich nach der Vitalstoffanalyse - glaube ich -25 Euro zurück. Nach dem immunologischen Befund 160 Euro von der Krankenkasse.
Fakt ist, steht auf irgendeiner Zuweisung mal Kinderwunsch oben, wird sowieso nix oder nur ein Popel von der Krankenkasse gezahlt.
"Aber es gibt keinen Grund, warum verklebte Eileiter ein medizinisches Luxusproblem sein sollen, während kaputte Kniescheiben oder Raucherbeine von der Kasse gezahlt werden", sagt Kailuweit Vorsitzender der deutschen kaufmännischen Krankenkasse in einem Spiegel Artikel (hier nachzulesen auf S. 52). Daran ändern kann offensichtlich nur die Politik etwas. Doch scheinbar sind andere Themen präsenter als dieses. Bis 2004 hat man in Deutschland noch vier Invitro-Versuche komplett von der Krankenkasse bezahlt bekommen. In Frankreich ist es heute noch so. In Österreich zahlt ein Fond einen Teil der ersten vier Versuche, danach ist man Selbstzahler.
Man muss hier in Österreich ja schon froh sein, überhaupt einen Präimplantationstest (PIT) machen zu dürfen. Dabei wird vorweg festgestellt, ob die befruchteten Eizellen irgendwelche genetischen Fehler aufzeigen. Damit erspart man vielen Frauen/Paaren den Stress ob der transferierte Embryo auch halten könnte oder irgendwann abgestoßen wird. In Deutschland ist dieser Test verboten, da jeder befruchteten Eizelle die Chance auf ein Leben gegeben werden muss. Über die psychische Belastung der Frau einer Fehlgeburt oder das Gebären eines Kindes mit Trisomie 21 (während eine andere befruchtete Eizelle vielleicht ohne genetischen Defekt gewesen wäre) macht man sich offensichtlich da keine Sorgen. Auch die Eizellspende ist in Deutschland verboten. In Österreich ist sie (zu "Forschungszwecken") erlaubt. Einen kurzen Einblick in das Leben eines Kiwu-Paares in bieten zahlreiche Dokus, wie zB. die von Arte.
Man kann sich vorstellen, wie manche Medien mit dem Thema umgehen. Empathielos! Genauso sind viele Kommentare unter diesen Videos.
Sollte ich unter meinen Post einen negativen wie unproduktiven Kommentar lesen, so behalte ich es mir vor diesen zu löschen. Weiters ist es traurig, dass ich überhaupt diesen Satz schreiben muss. Um einiges vorweg zu nehmen... Ja, man kann adoptieren. Kann man aber auch, wenn man eigentlich natürlich schwanger werden kann - ergo sollte sich da jede/r angesprochen fühlen. Klar, kann man mit dem Geld auch auf Urlaub fliegen, ist nur nicht das gleiche wie ein Kind und weiters ist es unser Geld und demnach sollte es jeden egal sein, was ich damit mache.