Als erfahrene Eltern haben wir uns längst daran gewöhnt, dass es nicht immer ganz ungefährlich ist, den müden Kopf einfach so im Dunkel des Schlafzimmers auf das Kopfkissen sinken zu lassen. Allzu oft kommt es vor, dass man nicht das weiche Kissen, sondern die harten Kanten eines Legosteins zu spüren kriegt. Gefahr lauert oft auch unter der Bettdecke, sei es in Form einer Stricknadel, die trotz mütterlichen Verbots als Schwert verwendet worden war, oder in Form eines aufgeweichten Zwiebacks, der den Weg ins Elternschlafzimmer gefunden hat, obschon Essen grundsätzlich nur in der Küche und im Esszimmer erlaubt ist. Leider haben wir erkennen müssen, dass sich immer mal wieder jemand in unserem Zimmer breit macht, auch wenn wir schon hundertmal gepredigt haben, wir würden unsere Gäste ja auch nicht im Kinderzimmer bewirten oder unsere Schmutzwäsche bei ihnen liegen lassen. Natürlich verteidigen wir unsere Privatsphäre weiterhin standhaft, aber wie die Legosteine, Stricknadeln und der aufgeweichte Zwieback beweisen, sind wir noch nicht so weit, dass diese auch tatsächlich respektiert wird.
Als erfahrene Eltern wissen wir auch, dass Mamas Kleiderschrank den Kindern nicht so heilig ist, wie Mama dies gerne hätte und so kommt es, dass die lieben Kleinen sich hin und wieder mit Verkleidungsstücken bedienen, ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben. Meist tauchen die lange vergeblich gesuchten Kleidungsstücke erst beim nächsten Grossreinmachen wieder auf und dann weiss natürlich keiner mehr, wie der Rock oder die Hose den Weg ins Kinderzimmer gefunden hat. Ganz ähnlich geht es mit Papas Akkordeon, Mamas Lippenstift, den Küchenutensilien und seit einiger Zeit auch mit der Tageszeitung. Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn die Kinder sich unserer Sachen bedienen, wir leben ja alle unter einem Dach und teilen fast alles miteinander. Es wäre einfach nur nett, wenn sie a) zuerst fragen würden, b) nach Gebrauch ihre Spuren wieder beseitigen würden und c) ihre Spuren nicht überall hinterlassen würden.
Bis vor Kurzem war der Computer noch die letzte von den Kindern unangetastete Zone. Doch seitdem Karlsson für die Schule erste kleine Vorträge schreibt, Luise und der FeuerwehrRitterRömerPirat sich ihre Ausmalbilder selber ausdrucken können und der Zoowärter hin und wieder dabei helfen darf, seine Ausmalbilder auszuwählen, ist auch die letzte kinderfreie Festung eingenommen. Und seither erwartet uns jedes Mal eine Überraschung, wenn wir den Computer starten. Mal ist der Bildschirm mit neuen Ordnern übersät, dann wieder sind alle Programme, die so bequem auf den ersten Klick zugänglich sein sollten, im Nirgendwo verschwunden, hin und wieder kommt es auch vor, dass einem ein Zhu Zhu Pet als Bildschirmhintergrund entgegenlächelt. Grundsätzlich habe ich ja nichts dagegen, wenn die Kinder sich so langsam aber sicher auch am Computer heimisch fühlen und meiner Meinung nach ist es auch richtig, wenn sie dazu nur ein einziges, von den Eltern überwachtes Gerät zur Verfügung haben. Es wäre einfach nett, wenn sie a) zuerst fragen würden, b) nach Gebrauch ihre neuen Ordner und Hintergrundbilder wieder löschen würden und c) auf der Tastatur keine klebrigen Spuren hinterlassen würden. Wobei c) nur funktioniert, wenn die Kinder endlich akzeptieren, dass Essen grundsätzlich nur in der Küche oder im Esszimmer erlaubt ist….