Der größte Kriminalfall aller Zeiten war aufgedeckt worden in jeder "Operation Marcy", denn der findige Fahnder machte aus den Pädophilen, die er vorgab, gefangen zu haben, eine Bande. Die Medien hingen ihm an den Lippen, die Schlagzeilen wurden immer größer, Hamburger Nachrichtenmagazine erklärten den Oberstaatsanwalt zu "Deutschlands erfolgreichstem Kinderpornojäger", das Agenturfoto, auf dem eine anonyme Hand eine CD mit der Aufschrift "Kinderpornografie" in die Kamera hält, wurde wegen erwiesener Alltagsnähe mehrere hundert Male gedruckt. Eine zweite Welle folgte, als Vogt die "Operation Mikado" startete: Sagenhafte 20 Millionen Kreditkartennummern wurden per Rasterfahndung durchleuchtet, mit Recht, wie ein Gericht beschied. Und mit Erfolg auch noch 12.000 Verdächtige gingen diesmal in die Maschen, meldete die an der Aktion beteiligte Staatsanwaltschaft Berlin Ende 2007. 300 Täter, so Vogt, kämen aus Sachsen-Anhalt.
Nie wieder war es so schön, nie wieder leuchtete das Licht der Aufklärung so hell über dem westlichsten der östlichen Bundesländer. Einmal noch tauchten die Begriffe "Marcy" und "Mikado" in der großen, weiten Medienwelt auf, einmal noch war die Rede von jenen "27.000 Tätern" und "12.000 Verdächtigen" (dpa), die als Schänder von Kindern durch die virtuellen Weiten gezogen waren, nur gestoppt schließlich durch den "unbequemen Kämpfer" Vogt.
Das war, als der 51-Jährige um Ablösung bat, weil sich das Landeskriminalamt auch sechs Jahre nach seinem ersten großen Coup nicht in der Lage sah, die gesammelten Daten aufzubereiten. Bis auf den Initiator des Netzwerkes, das Vogt während der Operation "Marcy" aufgedeckt hatte, wurde in keinem einzigen von ingesamt 39.000 Fällen bekannt, dass gegen einen Verdächtigen Anklage erhoben oder gar ein Urteil gefällt wurde.
Kurzzeitig zuckte die öffentliche Aufmerksamkeit mit Vogts Abschied hoch, sein Nachfolger Thomas Westerhoff versprach eine Umstellung der Datenbearbeitung auf maschinelle Schnellauswertung, bei der Daten ohne Sichtung mit einschlägigen Dateien verglichen würden. Verfahren müssten schneller beendet, Anklagen schneller erhoben werden.
Hat er das getan? Wie ist der Fall ausgegangen? Sitzt K. noch in der Psychiatrie? Oder ist er wieder auf freiem Fuß? Auch zum achten Geburtstag der "Operation Marcy" sind das Fragen, die offen geblieben sind, die aber auch niemand mehr stellt.