Kindergartenfrei – nix für uns

Seit einiger Zeit lese ich immer öfter von Familien, die ihre Kinder nicht in den Kindergarten geben, sondern lieber zu Hause betreuen. Oft ist das eine ganz bewusste Entscheidung. Oder es hat sich einfach aus Mangel an kompetenten Einrichtungen oder Kindergartenplätzen ergeben. Wie auch immer, ich möchte hier keineswegs darüber urteilen. Jede Familie hat ihren eigenen Weg. Und jedes Kind ist anders.

Wie ihr vielleicht wisst, gehen meine zwei Jungs seitdem sie 15 Monate alt sind, in den Kindergarten bzw. die U3-Betreuung. Mittlerweile beide auch sehr gerne. Das hinterlässt natürlich auch ein gutes Gefühl bei mir: sie sind gut aufgehoben und fühlen sich wohl. Für mich wäre Kindergartenfrei einfach nichts. Und das habe ich die letzten zwei Tage wieder knallhart festgestellt. Denn unser Kindergarten war wegen Konzeptionstagen geschlossen (hier dramatische Musik denken).

Donnerstag: Allein aufs Klo wäre auch mal geil

Wir stehen um 7 Uhr auf, frühstücken und baden. Es ist schön, sich mal Zeit zu lassen. Auch wenn wir erst um 10 Uhr alle fertig angezogen sind. Ich schmeiße ne Ladung Wäsche in die Maschine und schlichte die ersten Streits. Dann versuche ich weniger erfolgreich einige wichtige Mails zu beantworten und werde alle 3 Minuten unterbrochen: „Der Rabauke hat…“, „Raabääääh“, „Mama, der hat mein …“, „Hiiiilf mir mal…“, „Mama, hol mal….“. Um 11:30 Uhr ist der Rabauko schon wahnsinnig müde und auf Krawall gebürstet. Ich schmeiße Minipizzas in den Ofen, denn zum Einkaufen bin ich natürlich nicht gekommen. Wir essen. Naja, der feine Herr und ich essen. Der Rabauko puhlt den Belag von den Pizzas.

Danach versuche ich unter Gezeter und Geschrei mit Kind am Bein meine Wäsche aufzuhängen. Und dann nichts wie ab zu Oma. Auf der Fahrt schläft der Rabauko und wird beim Oma einfach umgebettet. Nach 2 Stunden wecke ich ihn – wir wollen in den Wald. Frische Luft und so. Doch der Rabauko mag heute nicht laufen – und ich habe den Buggy nicht dabei. Däää däää! Aber Tragen bitte nur von mir. Sobald der Opa ihn nehmen will: ohrenbetäubendes Geschrei. Nach 40 Minuten Captain Schlepp auf der MS Marsha kann ich nicht mehr. Doch Monsieur Krawallo ist damit gar nicht einverstanden und brüllt den Wald so zusammen, dass sämtliche Eichhörnchen in der Umgebung vom Baum fallen.

Bevor wir noch von einer Horde Wildschweine wegen Ruhestörung verklagt werden, geht es zurück zu Oma. Und da ist alles wieder ok. Ich hab Rückenschmerzen und Muskelkater in den Armen. Nach dem Essen fahren wir heim. Unsere Bude sah auch mal ordentlicher aus.

Freitag: Am Ende der Nerven ist noch so viel Tag übrig

Am Freitag sind wir etwas früher unterwegs und ich schaffe es tatsächlich, mich ohne Zwischenfälle fertig zu machen. Doch kein Grund zur Freude: heute gibt es noch mehr Gestreite. Alle 5 Minuten ist einer am Brüllen. „Der Rabauke geht auf den Kratzbaum…“, „Der Rabauke hat mein Gebautes zerstört…“, „Der Rabauke kneift…“. HerrSjardinski mutiert zur Oberpetze und teilt ordentlich aus. Bevor meine Ohren vom Geschrei bluten, gehen wir einkaufen. Und wie ihr wisst, ist das ja nochmal so seine eigene Sportart für sich. Aber immerhin weiß ich woran ich bin. Heute bleibt es glücklicherweise bei nur einem „Nein, das kaufe ich nicht…“.

Zurück daheim muss ich wirklich mal die Küche aufräumen, alles verstauen und noch eine Ladung Wäsche machen. Und werde wieder alle 5 Minuten wegen Streitereien unterbrochen. Helfen mag mir übrigens keiner, stattdessen streitet man lieber gleich neben dem Wäscheständer und wirft sich mir vor die Füße. Yay. Ach ja, kochen muss ich auch noch (Backofenanschaltgeräusch).

Der Mittagsschlaf bringt eine kurze Schrei-Pause, in der ich mich dem feinen Herrn widmen kann. Der mag heute nicht zum Schwimmkurs. Oder doch? Kurz vorm Termin entscheidet er sich doch noch um. Zu spät. Tränen und Wutgebrüll. Wir fahren dann mal zur zweiten Oma. Und auch hier nur Gezeter.

Getrennte Vormittage tun uns gut

Diese zwei Tage waren anstrengender als alle anstrengenden Tage der letzten Wochen zusammen. Die Kinder waren einfach total unausgelastet und konnten keine Minute alleine spielen, obwohl sie das sonst auch nachmittags tun.

Wenn ich nicht so viel Hausarbeit nach meinen drei Arbeitstagen gehabt hätte, hätte ich die Vormittage auch definitiv anders gestaltet. Trotzdem bin ich einfach keine Bastelmama, die sich mit Geduld stundenlang mit den Kindern beschäftigt. Klar spiele ich auch zwischendrin – puzzele, male oder baue die Eisenbahn auf. Aber eben nur phasenweise.

Versteh mich nicht falsch, aber ich brauche einfach Zeit für mich, um mich in Ruhe um meine Aufgaben wie Hausarbeit, Einkauf und meinen Beruf zu kümmern. Um mich danach am Nachmittag ganz entspannt den Bedürfnissen meiner Jungs zu widmen. Die dann ja selbst schon einiges erlebt haben. Sie haben gespielt, gebastelt, gesungen, gestritten, sich vertragen und wieder gespielt.

Wir sind einfach alle viel ausgeglichener und zufriedener, wenn wir unsere Vormittage getrennt verbringen. Um uns dann auf einen gemeinsamen Nachmittag – mal mit, mal ohne Programm – freuen zu können.

Und daher Danke an alle Erzieherinnen. Und Chapeau an alle, die einen kindergartenfreien Alltag genießen können – wie macht ihr da bloß, ihr Heldinnen? Für uns wäre es wohl eher nichts.

Wie ist das bei euch? Gehen eure Kinder in den Kindergarten? Wie gestaltet ihr kinderfreie Tage?



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