Kindergarten-Ausflug im alten China: "Outcast - Die letzten Tempelritter"

Der Lehrer und sein Schüler (Cage, l., & Christensen) sind jetzt im Handel erhältlich! ©Easternlight

Irgendwo in China, 12. Jahrhundert: Ritter Jacob (ein Schönling: Hayden Christensen) hockt, voll gedröhnt mit Opium, in einer Kneipe. Er ist am Ende, genervt von den vielen Kreuzzügen, an denen er teilgenommen hat. Heutzutage würde man seinen Zustand am ehesten als Burn-Out beschreiben. Jacob will nur noch seine Ruhe. Doch dann geht die Tür auf. Lian (eine Augenweide: Yifei Liu) und ihr Bruder Zhao (ein Kind: Lixin Zhao) stolpern herein, gejagt werden sie von den berüchtigten schwarzen Wachen des selbsternannten Königs Shing (lustiger Name: Andy On). Shing ist der Bruder beiden, und weil der Vater bei der Thronnachfolge den viel jüngeren Zhao auserwählt hat, ist Shing wütend. Er will der Herrscher sein, schließlich ist er doch der ältere, bessere und stärkere. Also müssen Lian und Zhao aus dem Rennen genommen werden. Jacob aber mag kein Unrecht mehr, kurzerhand schlägt er die schwarzen Wachen also in die Flucht und ist von nun an der Bodyguard der beiden. Verfolgt von Shings weiteren Wachen, machen die drei sich fortan auf die Reise über Stock und Stein...
Sonderlich viel passiert in „Outcast – Die letzten Tempelritter“ von Regisseur Nick Powell nicht. Christensen, der mehr aussieht wie ein Hollister-Model, mimt den Kindergärtner der beiden jungen Thronfolger. Und dieser Kindergärtner Jacob ist ein Tausendsassa mit schier unglaublichen Kräften. Quasi im Alleingang erledigt er jeglichen Widerstand, trifft mit seinen Pfeilen aus jeder unmöglichen Entfernung. Da kann den beiden kleinen Verfolgten ja gar nichts passieren. Er ist der Allmächtige, das lernen wir schnell, und Shing, auch das lernt man schnell, ist des Teufels fette Beute. Hätten wir die Bösen und die Guten also klar definiert, leider entfaltet der Kampf zwischen den Flüchtigen und ihren Jägern keinerlei Spannung. Denn Jacob schlägt sie alle in die Flucht, immerhin gibt’s viel zu sehen: Wälder, Flüsse, endlose Weiten. Da hören die Vorzüge des Films, der komplett in China gedreht wurde, aber leider auch schon wieder auf. So endlos die Weiten, so endlos die Langeweile. Ein Glück, dass die Macher noch ein Ass im Ärmel haben: Nicolas Cage!

Nicolas Cage, der Waldschrat! ©Easternlight


Der ist sich scheinbar für gar nichts zu schade. Er erscheint kurz am Anfang des Streifens, wie er mit dem Kindergärtner zusammen die letzte große Schlacht schlägt. Dann gingen sie aber im Streit auseinander. Sein Charakter, Gallain, hat Jacob seine unmenschlichen Fähigkeiten geschenkt. Und jetzt lebt er im Wald, ist der gefürchtete weiße Geist, der den schwarzen Wachen reihenweise das Fürchten lehrte. Nach 60 Minuten macht der Kindergarten-Ausflug Rast in seinem bescheidenen Zuhause in den Bergen. Und jetzt ist Cage-Time: Mit großem Zottelhaar sieht er tatsächlich in etwa so aus, wie man sich einen echten Waldschrat-Gangster immer vorgestellt hat. Kaputtes Auge, Schlange um den Hals. Er brüllt, er schnaubt, Cage übernimmt direkt das Zepter. Die blasse, quasi nicht-existente Ausstrahlung des Milchbubis Christensen ist dahin, endlich hat sich das Einschalten gelohnt. Na ja, beinahe zumindest.

Wer dennoch zurecht enttäuscht von „Outcast“ ist, dem sei dann zur Besänftigung des Gemüts noch das Bonusmaterial ans Herz gelegt.(an dieser Stelle großen Dank für den Hinweis an die Kollegen von Moviebreak!) Denn das Making-Of schlägt alles. Der Produzent des Streifens eröffnet verblüffende Fakten: Ganze zehn Jahre hat er den Streifen vorbereitet. Chapeau, das hat sich gelohnt. Aber dabei bleibt's nicht. Christensen – im Making-Of sieht er noch mehr aus wie Schwiegermutters Liebling – feiert die tollen Action-Sequenzen. Was man für sein Honorar nicht alles tut...na gut, und der Regisseur rühmt sich für die aufregenden Dreharbeiten und für die gelungen Aufnahmen im Wald. Das echte Material hat man uns anscheinend wohl vorenthalten.
Und Nicolas Cage? Auch der kommt zu Wort. Er hoffe, er und Hayden werden Freunde bleiben. Gerne. Aber bitte, lieber Nicolas, dreht nie wieder gemeinsam so eine Gurke. 

©Easternlight

BEWERTUNG: 02/10Titel: Outcast - Die letzten TempelritterFSK: ab 16Laufzeit: 99 MinutenGenre: ActionfilmErscheinungsjahr: 2014, auf DVD & Blu-Ray erhältlich seit 17.04.2015Regisseur: Nick PowellDarsteller: u.a. Nicolas Cage, Hayden Christensen, Yifei Liu, Lixin Zhao, Andy On

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