Kinder wollen keine Krabbelstuben, Kinder wollen Mama

Erstellt am 7. August 2010 von Schreibfreiheit

Landauf, landab werden Loblieder auf Kinderkrippen gesungen.
Zu Recht? Psychiater melden Zweifel an der Fremdbetreuung an.
In den ersten drei Lebensjahren seien Kleinkinder unbedingt auf ihre Mütter angewiesen.
Von Daniela Niederberger

Eine der häufigsten Fragen, die eine werdende Mutter zu hören bekommt, lautet: «Hast du schon einen Krippenplatz?» Früher mochte man eine Schwangere gefragt haben, ob sie sich aufs Baby freue, die Kleidchen schon parat habe. Heute sind sich alle einig, dass das Neugeborene nicht nur einen Stubenwagen und Strampler braucht, sondern auch die Anmeldung für die Krippe. Mit «Ungeborene in der Warteschlaufe» überschrieb der Tages-Anzeiger in anklagendem Ton einen Artikel, in dem es um die vielen Babys ging, die vergeblich auf einen Betreuungsplatz warteten…..

Bürgin beschäftigt das Thema «Krippen», seit er als junger Arzt einen Film gesehen hat, der ihm nie mehr aus dem Kopf ging.

Die englischen Psychoanalytiker James und Joyce erforschten Trennungsreaktionen bei Kindern. Unter anderem in einer Krippe in London. Damals war es üblich, die Kinder während zehn Tagen dorthin zu bringen, wenn die Mutter ein weiteres Kind bekam und im Wochenbett lag. Das Ehepaar Robertson filmte den Buben John. Drei Tage hält er es gut aus, der Vater besucht ihn täglich. Er will immer mit dem Vater mit, kämpft, protestiert. In einer nächsten Phase kann er nicht mehr spielen und ist verzweifelt.
Der Vater merkt das, sagt es der Mutter, die ihr Kind am neunten Tag abholt.
Der Bub wendet sich schreiend ab. «Es tut so weh, das anzuschauen, dass man es fast nicht aushält», sagt Bürgin.

Er hat den Film rund fünfzig Mal seinen Medizinstudenten gezeigt, immer waren alle sehr berührt…..