“Gspürsch au de Früelig?” (TV Sport Erotikmarkt)
Auch wenn unsere Buben keine Kleinkinder mehr sind, schauen wir streng darauf, wie viel sie fernsehen und vor allem was. Wir entscheiden immer noch über das Programm, meist sind es immer noch reine Kindersendungen, manchmal setzen sie sich auch mit uns vor die Kiste und schauen einen Fussballmatch, ein Tennisspiel oder die «Sportschau».
Letzten Freitagabend wollten wir ihnen bewusst etwas Fernsehzeit gönnen. Bevor die für die Buben gedachte Sendung starten sollte, wollte das Familienoberhaupt aber noch rasch das Wochenendwetter checken, weil tags darauf eine Pfadiübung anstand. Erwartungsfroh sassen die Buben schon auf dem Sofa, bereit, die für sie uninteressanten Fakten über sich ergehen zu lassen, um nachher auf ihre Kosten zu kommen.
Tja, das war ein Fehler. Denn in diesen wenigen Sendeminuten rund um das Wetter – am Abend kurz nach sieben – prallte eine geballte Ladung an Sex und Erotik auf die beiden, dass sie nicht einmal mehr wussten, wohin sie schauen sollten: von «sinnlichen Begegnungen, die glücklich machen» über «erotische Erlebniswelten der besonderen Art» bis hin zu kopulierenden Fröschen, die wissen wollten «Gspürsch au de Früelig?».
Und wie wir Eltern Hitzewallungen in uns «gspürten»! Es ist ja nicht so, dass es zu einem Trauma kam, da die Werbesequenzen verhältnismässig verhalten daherkamen und sie an diesem Abend, dank einer bereits guten Basis an geleisteter Aufklärungsarbeit, für einige Lacher und für gute Gespräche sorgten. Es ist nur, dass wir einmal mehr festgestellt haben, dass unser Ansinnen, die Kindheit der Buben möglichst lange aufrechtzuerhalten, nicht wirklich einfach umzusetzen ist. Eine kontrollierte Wissensvermittlung ist in der heutigen Welt kaum mehr möglich. Wobei der Fernseher unsere Pläne ja nicht einmal am schlimmsten durchkreuzt …
immer mittwochs im Tagblatt der Stadt Zürich
Kennt ihr solche Situationen auch? Werdet ihr auch immer wieder überrascht? Wie geht ihr damit um?
