Kinder, Scheidung und professionelle Hilfe

Was tun bei Trennungsschmerz und Verlustängsten? Hilfsangebote für Scheidungskinder

Hilfe – Papa fehlt

Scheiden tut weh: Auch wenn ehemalige Liebespaare die Trennungskurve immer häufiger ohne Rosenkriege nehmen, leiden gemeinsame Kinder aufgrund emotionaler und materieller Abhängigkeit meist recht heftig unter der Krise. Vor allem wenn ein Elternteil plötzlich nicht mehr zum gemeinsamen Alltag gehört, kommt es häufig zu Irritationen, Verlustängsten, Trennungsschmerz, Schuldgefühlen und vermindertem Selbstwertgefühl, was zu unterschiedlichsten Symptomen führen kann. Oft wird die Scheidung als wahre Ursachen hinter Schlafstörungen, Bettnässen, Unruhe oder Aggressionen erst von Therapeuten und anderen professionellen Helfern erkannt, die sich irgendwann um die „Problem-Kinder“ kümmern. Viele städtische, caritative oder private Beratungsstellen und Therapeuten wissen, wie wichtig Betreuung und Begleitung für Kinder in Trennungssituationen sind und bieten immer häufiger spezielle Hilfe für Scheidungskinder an.

So tagte im vergangenen Jahr zum ersten Mal der Landeskongress „Elternkonsens“: Auf Initiative der baden-württembergischen Justiz- und Sozialministerien und unter dem Motto „Bessere Hilfe für Scheidungskinder“, trafen sich Rechts- und Staatsanwälte, Mitarbeiter von Jugendämtern, psychologische Berater und andere Sachverständige zum interdisziplinären Austausch im Haus der Wirtschaft. „Das Projekt Elternkongress soll helfen, bei Sorge- und Umgangsrechtsverfahren eine nachhaltige Lösung zu finden, die beide Eltern akzeptieren und die vor allem für das Kind gut ist“, erklärt Staatsanwalt Jan Dietzel, Pressesprecher des Justizministeriums. Denn: Eltern bleiben Eltern, auch wenn sie sich als Paar trennen. Deshalb bieten viele Rechtsanwälte scheidungswilligen Paaren immer öfter ein Mediationsverfahren in persönlichem Rahmen an, um gemeinsam eine außergerichtliche Sorgerechtslösung zu erarbeiten.

Auch der Kinderschutzbund Stuttgart startete vor drei Jahren besondere Projektgruppen für Scheidungskinder. Über mehrere Wochen treffen sich Sechs- bis Zwölfjährige, um mit Familien- und Psychotherapeutinnen über Probleme zu sprechen, die ihnen auf der Seele lasten. „Während einer Trennung konzentriert sich im Normalfall alles auf die Erwachsenen. In den Gruppen fragen wir vor allem, wie geht’s den Kindern? Wir wollen ihnen klar machen, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind. Außerdem sollen Rollenspiele, Gespräche und kreatives Werkeln das Selbstwertgefühl stärken und zeigen, dass es Wege aus der Krise gibt“, sagt Beate Staatz vom Kinderschutzbund Stuttgart. Bis eine Trennung verarbeitet ist, vergehen im Regelfall zwei Jahre, in denen das Kind verschieden Phasen durchlebt – über Trauer und Wut, Rückzug, Depression, Aggression und Akzeptanz gelangen Kinder schließlich zu einer neuen inneren Stabilität. Gerade spielerische Therapiangebote sind für Kinder ideal, deshalb eignet sich auch die Ergotherapie besonders gut für Scheidungskinder. In sicherer Umgebung lassen die Kinder Gefühle zu, entspannen sich und sind so für einen Therapeuten besser erreichbar, als mit psychotherapeutischen Gesprächen allein. Dafür gibt es in der Praxis von Gudrun Beisswenger zum Beispiel einen Kaufladen, einen Werkraum, eine Spielküche und sogar ein großer schwarzer Hund wird in die Therapie mit einbezogen. „Scheidungen bremsen Kinder in ihrer Entwicklung. Im Spiel kann ich Stärken des Kindes herausarbeiten, das Kind loben und ihm wieder zeigen, dass es mehr kann als es im Moment gerade glaubt“, erklärt die Ergotherapeutin aus Birkach. „Auch die Eltern sind über Gespräche, Protokolle und Videos mit einbezogen, denn meistens ist es dringend notwendig, dass auch die Erwachsenen eine passende Therapie beginnen.“ Im Idealfall kümmern sich Eltern schon vor der Scheidung um professionelle Unterstützung für sich und ihre Kinder. Dafür bietet sich beispielsweise die psychologische und soziale Beratungsstelle der Caritas Stuttgart an: Die Beratungsgespräche und sozial-therapeutischen Angebote sind kostenlos, wer mag darf gerne Spenden. www.kinderschutzbund-stuttgart.de, www.beisswenger-ergotherapie.de, www.caritas-stuttgart.de, www.justizministerium.baden-wuerttemberg.de


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