Die systematische Entrechtung der Palästinenser durch Israel in nahezu allen Lebensbereichen ist seit vielen Jahrzehnten das Kernproblem in der Palästinafrage. Hochexplosiv wird dieses Thema im Zusammenhang mit Missbrauch und Gewalt gegen palästinensische Kinder, sagt Maria Lourdes!
Ich interviewte ihn diese Woche noch mal über die Bekenntnisse israelischer Soldaten über die Misshandlung wie dies in einer neuen Broschüre der israelischen Organisation ehemaliger Soldaten „Breaking the Silence“ (Das Schweigen brechen) steht. Die beunruhigenden Verletzungen der Kinderrechte durch die Soldaten fanden zwischen 2005 und 2011 statt.
Adri Nieuwhof - AN: Haben Sie den Bericht von Breaking the Silence (BtS) gelesen, also die Zeugnisse über die Misshandlung von palästinensischen Kindern durch israelische Soldaten? Was war Ihr erster Eindruck, als sie ihn lasen?
Aber mein erster Eindruck war – da ich während meiner Arbeit mit DCI-Palestine oft darüber nachdenke – dass diese Praktiken nicht nur die palästinensischen Kinder betreffen.
Vielmehr wirken sie sich nicht nur auf die israelischen Soldaten selbst aus, sondern auch auf die israelische Gesellschaft im Ganzen; am Ende des Tages kehren diese Soldaten nach Hause zurück und befassen sich mit ihren eigenen Kindern oder Kleinkindern als veränderte Männer und Frauen.
Sie werden unweigerlich von ihrer Rolle in der Besatzung beeinflusst und sie mögen die Folgen auf ganz verschiedene Weisen an den Tag legen: sie werden z.B. mit ihren Kindern gewalttätiger umgehen oder verhalten sich auf unterschiedliche und gegensätzliche Art und Weise, das sich auf ihr gesamtes psychologisches Wohlbefinden auswirkt.
Stimmen die von Breaking the Silence beschriebenen Praktiken überein mit den Daten und Beobachtungen von DCI-Palestine?
Fast alle Kinder informieren DCI, dass die israelischen Soldaten sie zu erschrecken und einzuschüchtern versuchen, um sie daran zu hindern, dass sie an irgendeiner Aktion gegen Israel teilnehmen oder schüchtern sie während der Haft oder auf dem Transport ein, um sie für das Verhörstadium vorzubereiten.
Andere informierten uns, dass Soldaten sie aus Langeweile mit Füßen getreten oder anders misshandelt haben, weil sie „etwas Spaß haben“ wollten. Ich denke auch an den Bericht eines jungen Kerls: beim Transport in ein Militärlager wurde dieser Junge von den Soldaten, die ihn empfingen mit dem Kopf gestoßen und mit Fäusten geschlagen, dann gefesselt, die Augen verbunden und in den Hof gestellt, wo andere Soldaten kamen, um ihn zu stoßen und anzuspucken. Er wurde auch während seines Verhörs mit einem Gewehr eingeschüchtert. „Können wir ihn erschießen?“ fragte ein Soldat einen anderen. „Ja, erschieße ihn“, erwiderte der andere. „Er ist ein Tier.“ „Tu es nicht!“ sagte ein dritter, „wir werden ihn in Ofer (einem Militärgefängnis) hinrichten.“ Nach unserer Dokumentation sind fast alle von der israelischen Armee verhafteten Kinder mindesten einer Form von Misshandlung ausgesetzt worden.
Für mich vervollständigt der Bericht von BtS die Berichte, die wir durchführen, indem er die Geschichten der Täter hinzufügt, die wir gewöhnlich nicht erhalten. Diese Berichte schenken den Narrationen der Opfer noch mehr Glaubwürdigkeit.
Der Bericht gründet sich auf die Zeugenaussagen von 30 Soldaten. Wie schätzen Sie die Information ein, die sie geben? Denken Sie, die Praxis ist allgemein?
Ich denke, diese Praktiken sind nicht nur willkürliche Handlungen von einigen wenigen Soldaten, die sich nicht an die Regeln halten. Sie sind ein fester Bestandteil der Ideologie des Staates und der israelischen Armee. Dieses Argument wird von der Tatsache unterstützt, dass die israelischen Behörden selten mit rechtlichen Untersuchungen diesen Behauptungen nachgehen. Und wenn Fälle ans Licht kommen, reagiert der Staat milde bis ausweichend, ja, nachlässig.
Zum Beispiel: als zwei israelische Soldaten überführt wurden, einen Neunjährigen während der Offensive auf den Gazastreifen als menschliches Schutzschild zu missbrauchen – sie zwangen ihn mit gezogener Waffe nach Sprengkörpern zu suchen – hat das israelische Militär sie nur degradiert und suspendierte sie drei Monate für „unpassendes Verhalten“. Der Missbrauch palästinensischer Kinder ist nicht nur üblich, sondern wird systematisch ausgeführt und institutionell geschützt. Sie geschehen auf keinen Fall beiläufig.
Wie schätzen Sie die Auswirkung des Missbrauches von Kindern auf ihre Familien? Was sehen Sie bei Ihrer täglichen Beschäftigung, die Rechte der Kinder zu schützen?
In derselben Weise sind auch die Familien betroffen. Die Abwesenheit des Kindes, das ständige Darandenken, dass es im Gefängnis sitzt und dort Misshandlungen unterworfen ist, belastet die Familien sehr, und es ist für sie schwer, damit fertig zu werden .
Um diese belastenden Probleme zusammenzufassen, will ich eine Mutter von drei Kindern zitieren, die früher oder jetzt in Haft waren bzw. sind – und die in einem Bericht von Save the Children Sweden und CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) zitiert wurde: „Es ist wie eine Seuche; sie kommen und nehmen unsere Kinder weg, um sie psychisch zu brechen. Und das wirkt sich auf die ganze Gesellschaft, ein ganzes Volk aus – ich denke, keiner von uns, dem die Kinder weggenommen werden, erholt sich von dem Trauma“.
Gibt es etwas, das Sie den Soldaten, die Zeugnis ablegten, sagen wollen?
Diese Information zu bekommen, ist für das Wohlbefinden der Soldaten selbst sehr wichtig, einschließlich derer, die Zeugen von zerstörerischen Praktiken sind und nicht in der Lage sind, diesem Tun ein Ende zu setzen. Diese Berichte könnten ein sehr bedeutender Teil unserer zukünftigen „Wahrheit- und Versöhnungs“-Ära sein, wo die Täter solche Information als ersten Schritt zur Wiederherstellung und Rehabilitation auf dem langen Weg zur Gerechtigkeit enthüllen.
Die israelische Gesellschaft und die internationale Gemeinschaft sollten sich bewusst sein, was die israelischen Soldaten in den besetzten Gebieten tun und wie die Besatzung das palästinensische Leben zerstört – aber es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, wie Uri Avnery einmal sagte, wie dies die Israelis selbst korrumpiert. Wenn es um eine Besatzung geht, kommt keiner unverletzt davon.
Was muss getan werden, um die Misshandlungen zu beenden?
BDS (Boykott, Deinvestition und Sanktionen)-Aktionen gehören zu den direktesten und bedeutendsten Maßnahmen, die die internationale Gemeinschaft übernehmen kann, um diese unterdrückerischen Praktiken zu stoppen und einen gerechten Frieden in unsere Region zu bringen.
Quelle: principiis-obsta - Danke Tlaxcala
Quelle: electronicintifada.netdefender - Erscheinungsdatum des Originalartikels: 07/09/12 Artikel bei tlaxcala-int.org
Linkverweise:
Alte Fotos entlarven alte Lügen - Palästina war “schon” ein Garten bevor das “auserwählte Volk” dort eintraf . Es war schwierig, dort überhaupt unkultiviertes Land zu finden. Die Palästinenser hatten ihre internationalen Märkte bereits aufgebaut, die dann von den Israelis 1948 mit der Nationalisierung übernommen wurden.
K4-Projekt – Von Lügen, Leichen und Lunten (Doku) – …Zugleich wird aber von den selben Massenmedien verschwiegen, daß gerade Israel das Wettrüsten in der Region begonnen hat und über mehr als 200 Kernwaffen verfügt, deren Ziele auch in Europa liegen.
Zionistischer Rassismus am Beispiel Günter Grass – Was gesagt werden muss! KenFM über: Zionistischer Rassismus»Das elfte Gebot: Israel darf alles«
Bis heute bildet Israels völkerrechtswidrige Besatzungspolitik im Westjordanland und im Gazastreifen das Haupthindernis auf dem Weg zu einer Friedenslösung. Berechtigte Kritik an dieser Politik Israels ist auch im deutschen Sprachraum oft noch ein Tabuthema, das immer häufiger als antisemitisch diffamiert wird. Mit Entschiedenheit tritt Evelyn Hecht-Galinski, die Tochter des langjährigen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, dieser Instrumentalisierung des Antisemitismus als politischer Waffe entgegen; sie macht deutlich, dass gerade der Holocaust lehrt, historische Verantwortung zu übernehmen und gegen jedes Unrecht die Stimme zu erheben. Ebenso nachdrücklich kritisiert sie die deutsche Nahostpolitik und Medienberichterstattung als zu proisraelisch und einseitig und beschreibt ihre Auseinandersetzungen mit der jüdisch-israelischen Lobby – vor allem dem Zentralrat der Juden in Deutschland. Evelyn Hecht-Galinski zeigt sich als unbequeme Querdenkerin. Ihr sehr persönliches Bekenntnis ist mutig und aufrüttelnd. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zu einem tieferen Verständnis des israelisch-palästinensischen Konflikts sowie seiner Auseinandersetzung in Deutschland und anderswo.
»Das elfte Gebot: Israel darf alles«