Kinder des Meeres von Charlotte Lyne – Rezension

Kinder des MeeresDie Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft

England 1509. Die Werftkinder Fenella, Anthony und Sylvester wachsen gemeinsam in Portsmouth auf. Es ist die Zeit der Regentschaft Henrys VIII., eine Zeit des Umbruchs. Während Sylvester in den Verheißungen der neuen Zeit aufblüht, gerät der hochbegabte Anthony immer wieder in Schwierigkeiten. Freunde bleiben sie dennoch – bis sie erkennen, dass sie beide Fenella innig lieben. Die Ereignisse spitzen sich zu, als die Franzosen den Hafen an-greifen. Anthony und Sylvester befinden sich an Bord der Mary Rose, des Lieblingsschiffs des Königs. Es wird in dieser Schlacht untergehen, zusammen mit 700 Menschen, und nur einer der beiden Männer wird überleben … (Klappentext)

Charlotte Lyne schreibt so einzigartig und speziell, dass ich schon nach wenigen Sätzen wusste, dass ich ein „Charlie-Buch“ lese. Ich durfte wieder viele schöne Sätze genießen und habe mich treiben lassen auf den Wogen dieser unnachahmlichen Sprache. Sie erzählt die Geschichte einer bedingungslosen Freundschaft zwischen drei Menschen, die verschiedener nicht sein könnten. Fenella, die „nur“ ein Mädchen und somit nichts wert ist, bekommt die Anerkennung, die sie braucht, von Anthony und Sylvester. Sylvester ist der „Gute“ in der Geschichte, der Strahlende, der so unendlich viel Liebe in sich trägt. Anthony ist der Exot mit autistischen Zügen.

Ich begleite die drei Werftkinder, die zur Zeit von Henry VIII aufwachsen, insgesamt 33 Jahre, erlebe Höhen und Tiefen, Harmonie und Konflikte und sehr dramatische Szenen. Mein Lieblingskönig hat ein paar kurze „Auftritte“, die für mich kleine Highlights waren und auch Anne Boleyn, die Charlotte Lyne so beschreibt: „Sie war auf eine gewaltsame, nicht leicht erträgliche Art schön“ (S. 237), hat ihren Platz in der Geschichte. Die heimliche Hauptrolle spielt die Mary Rose.

Das Buch besteht aus fünf Teilen. Die einzelnen Kapitel sind unterschiedlichen Personen gewidmet und werden jeweils aus deren Sicht erzählt. Das hat mir sehr gut gefallen. So konnte ich das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Charlotte Lyne mutet ihren drei Werftkindern einiges zu, sie lässt sie leiden und lieben. Manche Stellen waren so wunderschön beschrieben, dass ich beim Lesen inne halten musste, um sie zu genießen. Von manchen Szenen ging ein Zauber aus, der mich ganz andächtig gemacht hat.

Leider macht die Geschichte im letzten Drittel eine Wendung, die mir persönlich nicht gefallen hat. Ich habe mich an der schönen Sprache weiterhin weiterhin erfreut, mich aber auch über das Verhalten der Werftkinder mehr als gewundert. Da war zu viel Gefühlsduselei, die ich nicht so mag. Auch kam mir der historische Hintergrund ein wenig zu kurz. Im Vordergrund stehen die Probleme, die so eine innige Freundschaft zwischen drei Menschenkindern nun mal mit sich bringt.

Und so habe ich das Buch mit etwas gemischten Gefühlen beendet. Ich liebe es für seine wunderschöne und intensive Sprache. Aber die Geschichte konnte mich leider nicht hundertprozentig überzeugen.

Die Autorin:

Charlotte Lyne, geboren 1965 in Berlin, studierte Germanistik, Latein, Anglistik und Italienische Literatur in Berlin, Neapel und London. Bevor sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach London zog, lebte sie einige Zeit in Glencoe, der schottischen Heimat ihrer Schwiegerfamilie.  Charlotte Lyne arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Lektorin.

Ich habe dieses Buch „gemeinsam“ in meinem Lieblingsleserundenforum lesen dürfen. Vielen Dank für die schöne Zeit!

„Kinder des Meeres“ ist im Bastei Lübbe Verlag erschienen.Vielen Dank für mein Rezensionsexemplar!

Blog von Charlotte Lyne

Leseprobe

Meine Rezension bei Amazon und weitere Infos zum Buch findet ihr hier.


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