Kimono – Traditionelle Kleidung Japans und ihre Vielfalt

Von Sebastian Gaebelein @Japaniac

Jedes Land besitzt eigene, kulturelle Besonderheiten. Dazu zählen insbesondere traditionelle Kleidungsstücke. In Japan ist dies ohne Frage der Kimono. Diese Kleidung ist für viele untrennbar mit der Atmosphäre des Landes verbunden. Sofort denkt jeder an Geishas und ihre anmutige Schönheit, die diese ausstrahlen. Dabei war die Bezeichnung Kimono zu Anbeginn nicht für die Kleidung vorgesehen, die heutzutage mit diesem Begriff verbunden wird.

Stattdessen definierte das Wort Kleidung insgesamt. Erst im Jahre 794 entwickelte sich das besondere Kleidungsstück zudem, was viele heutzutage unter dem Begriff verstehen. Die Entwicklung dauert bis in das Jahr 1192 an. Diese Periode wird historisch auch als die Heian-Zeit Japans bezeichnet.

Kulturelle Entwicklung des Kimonos

Unter dem Kimono wird eine traditionelle Robe verstanden, die sich in ihrem Erscheinungsbild gradlinig am Körper abzeichnet. Definiert wird diese durch einen Kragen und weiten, ausladenden Ärmeln. Der untere Teil des Gewandes reicht dabei bis knapp an die Knöchel. Es existieren unterschiedliche Abwandlungen des Kimonos, bei denen besonders die Ärmel eine Rolle spielen und weit bis fast zum Boden reichen können. Der Kimono wird stets von der linken auf die rechte Seite gewickelt, dies gilt als die typische Tragweise.

In der Mitte des Kimonos wird dieser durch einen breiten Gürtel zusammengehalten. Diese Schärpe wird als Obi bezeichnet. Zusammengeknotet wird der Obi am Rücken des Kimonos. Durch die verschiedenen Epochen hindurch haben sich sowohl der Kimono, als auch der Obi, ständig verändert, dies führt zudem zu regionalen Unterschieden im Aussehen des Gewandes.

Unterschieden wird zwischen Frauen-, Männer- und Geisha-Kimonos die sich in ihrem Stil noch einmal deutlich voneinander differenzieren. Männer-Kimonos bestehen in der Regel aus bis zu fünf verschiedenen Teilen, aus denen sich dieser zusammensetzt, der Kimono für Frauen umfasst bis zu zwölf verschiedene Stücke, die ohne zusätzliche Hilfe nicht an den Körper angebracht werden können. Zahlreiche Accessoires wie beispielsweise Sandalen aus Holz oder Gegengewichte, wie Figuren, runden die traditionelle Tracht der Japaner ab.

Der moderne Kimono

In der heutigen Zeit wird nicht mehr viel Wert auf ein öffentliches Tragen des Kimonos gelegt, dennoch existieren immer noch viele gesellschaftliche Anlässe in Japan, in denen der Kimono zum Einsatz kommt. Ob bei bestimmten Sportarten oder Hochzeiten sowie anderen feierlichen Gegebenheiten, der Kimono zählt trotzdem zu einem wichtigen, kulturellen Kleidungsstück der Japaner.

Selbst moderne Geishas legen noch einen hohen Wert auf die alten Traditionen und laufen, auch wenn dies ein seltener Anblick ist, mit dem Kimono durch die Straßen. Es ist nicht unüblich, dass zu speziellen Anlässen eine zusätzliche Ankleidungsdame den Frauen dabei hilft den Kimono anlegen zu können. Nur so ist es überhaupt möglich das zwölfteilige Kleidungsstück nach den strengen, traditionellen Vorschriften korrekt zu tragen.

Frauen Kimonos

Der Kimono für Frauen ist in mehreren Ausfertigungen erhältlich und wird zu unterschiedlichen Anlässen getragen. Der Komon gilt als Besuchskleidung und verfügt über ein sich wiederholendes Muster. Der Tsukesage verfügt über eher einfachere Muster, vollkommen ohne Motive kommt der schlichte, einfarbige Iromuji aus. Kurotomesode und Furisode werden auf Hochzeiten von Verwandten getragen. Letzterer verfügt über ausgesprochen lange Ärmel die bis zu 110 cm lang sein können.

Die Braut hingegen trägt in der Regel einen Shiromuku. Dieser besondere Kimono wird aus Seidenbrokat hergestellt und besitzt zahlreiche Motive, die für die Fruchtbarkeit oder das Glück der Braut stehen. Als Gegenstück gilt dabei der Uchikake, der ebenfalls von der Braut auf einer Hochzeit getragen werden kann, allerdings farbiger gestaltet ist als der Shiromuku. Meist besteht dieser aus einem roten Farbton. Bis zum Jahre 1867 wurde dieser besondere Kimono eher von adeligen Frauen getragen, bis der Shiromuku schließlich sich als Brautmode etablierte. Anders als traditionelle Kimonos für Frauen bei gesellschaftlichen Anlässen, verhält sich die Traditionskleidung bei Geishas.

Des Weiteren gibt es noch Yukata, die mit ihrem luftigeren Stoff eher für warme Sommertage geeignet sind und einige andere Arten, wie z. B. Houmongi, Mofuku, Iromuji, Odori Katamigawari (bei Festen), Tomesode etc.

Der Kimono für Geishas

Der Geisha-Kimono wird in Susohiki und in Hikizuri unterschieden. Einer Geisha geht es weniger darum mit dem Kimono aufzufallen, obwohl dies bei heutigen, modernen Geishas der Fall ist, sondern mit neutralen Farben aufzutreten. Schwarz oder Lila spielen daher eine große Rolle beim Susohiki. Dieser unterscheidet sich zudem in seiner Länge, denn oftmals reicht er bis zum Boden, so dass die Geisha den oberen Teil des Kleidungsstückes festhalten muss, damit sie beim Gehen nicht über ihr Gewand stolpert. Wenn sich die Geisha allerdings hinsetzt, wird der obere Teil losgelassen, so dass sich das Kleidungsstück ausbreiten kann.

Nach dem Hinsetzen schafft es eine geübte Geisha diesen jedoch kunstvoll zu greifen und problemlos aufzustehen. In Zusammenhang mit Plateauschuhen wird der Hikizuri getragen. Allerdings ist dieser bunter gestaltet und wird von Geishas getragen, die sich noch in einer Ausbildung befinden. Diese sind meist jünger und nutzen als geeigneten Kontrast ein weniger auffällig geschminktes Gesicht, als dies bei reiferen Geishas der Fall wäre. So finden sich bei diesem Kimonos bunte Farben und auffallende Motive wieder, die besonders das kindliche, jugendliche Auftreten der Geishas unterstreichen sollen.

Männer tragen Kimonos mit dunklen Farben

Der Kimono für Männer unterscheidet sich bereits in seiner Stückzahl an Kleidungsteilen von dem der Frauen und Geishas. Kimonos für Männer verfügen über dunkle Farbtöne und wenig Muster oder Motive, hier geht es weniger um das Auffallen, als um Eleganz. Selbst der Stoff der für Männerkimonos verwendet wird, ist ein anderer als dies bei Frauen der Fall wäre. Frauen tragen glänzende Stoffe, während der Stoff bei den Kimonos für Männer einen matten Grundton besitzt.

Je förmlicher der Anlass ausfällt, desto dunkler und gesetzter sind die Farben. Die förmlichste Farbe für Männerkimonos ist schwarz. Dazu bildet die Bekleidung unter dem Kimono in weißer Farbe einen perfekten Kontrast. Weitere Abwandlungen, sowohl für Frauen als auch für Männer, sind gefütterte Kimonos, die im Winter getragen werden.

Das war nur ein kleiner Anriss aus der Welt der Kimono. Wir hoffen, es hat euch gefallen!