Zwischen den Sturmtiefs verlassen diese Kutter nicht freiwillig ihre heimischen Häfen, erfahre ich später, als ich vergeblich um Krabben zum Pulen beim Fischhöker anfrage. Das sieht an diesem Tag gar nicht wild aus, die Sonne scheint sogar noch, als wir an Inselkatzen vorbei zur Bäckerei vom Cafe Cornilsen stapfen. Bienenstich und Mohnwölkchen gibt`s und statt Friesentee heilenden Holundergrog für die Rotznasen. Abends, im Restaurant Zur Alten Kirche, durchbreche ich meine Suppenkur schließlich noch für einen Graugansbraten, für den vor allem meine Mama hier kräftig Werbung macht, weil ihr die Biester in Hamburg regelmäßig den Rasen versauen. Mit Liebe gekocht und mit Hass gegessen, könnte man also meinen und eigentlich mag niemand am Tisch wirklich glauben, dass die Wildvögel essbar seien. Sind sie aber und schmecken tatsächlich eher nach Wild als Geflügel. Die Brust ist mir etwas zu drög, aber die Schenkel unglaublich saftigzart bis ich auf ein Schrotkorn beiße. Die nächste Runde geht also auf mich.
Abreisetage sind ja eigentlich echt öde, wenn man schon zwischen gepackten Sachen hockt und darauf wartet, die nächste Fähre zu kriegen. Besagter Sturm donnert derweil um die Warft, dennoch wird der Fahrplan entgegen mancher Gerüchte eingehalten. Man muss sich bloß trauen! Zum Fähranleger führt ein schmaler Damm, vor dem sich bereits ein zögerlicher Autokorso sammelt, weil Wind und Wetter Gischt und Wellen über die Fahrbahn drücken. Erst als die ersten Insulaner im Friesenkamikaze die Überfahrt wagen, nehmen wir wieder Fahrt auf. Langsam, stetig, geht es voran und alle Insassen brüllen dem Vordermann entgegen, als der wieder mal in die Bremsen geht. Die nächste Gischtwelle lässt uns einen Moment wie Blind verharren und bloß noch hoffen, dass niemand ins Meer gespült wird. Es vergeht eine halbe Ewigkeit unfassbarer Adrenalinschübe bis wir schließlich so unverdient sicher auf der Fähre sitzen. Erlebnisorientiert, nennt man das wohl in der Tourismusbranche.