Kids N Cats – Kaos

Das Kaos, zu griechisch „Chaos“, ist der Gegenbegriff zum „Kosmos“ – dem Gereimten, auf den Punkt Gebrachten, der Weltordnung. Kids N Cats stellen ihr Debütalbum schon durch die Betitelung in die lange Tradition einer Fehde zwischen Ruhe und Unruhe, Hell und Dunkel, Stille und Lärm. Und sie entscheiden sich für die Zuckerseite.

Das mag vor allem schon zum Video zur Single Tip Tip gelten, Dahlia Spiegel ist hier hoch anzurechnen, was man wohl als virales Gehtumdiewelt bezeichnen muss. Zucker, Farbexplosion, Widerliches und Wunderschönes wird hier gebündelt in einem Output, der als Reklame, als Abschreckungsfilmchen, als Softporno oder einfach nur als Musikvideo durchgehen kann. Dass man da die Ohren spitzt, sobald ein neues Video von Kids N Cats am Plan steht, ist klar. Air ist aber so ganz anders. Nicht überzogen, nicht knallig. Im Gegenteil. In die Lobau hat man sich begeben, im tiefsten Winter – wenn auch ohne Schnee. Erderwärmung ahoi, aber das ist eine andere Geschichte. Schon ein bisschen gedankenverhangener präsentiert man sich hier außerdem. Die Austauschbarkeit einer jeden Lokalität, beinahe jedes Individuums steht im Mittelpunkt eines fürs schnelle Auge beinahe wie ein Vintage-Fotoshoot entworfenen Kurzfilms. Noch dazu singt Jeanne, blond und elfenhaft, in einer Phantasiesprache, die vielleicht nicht einmal sie selbst versteht. Darum geht’s aber auch gar nicht.

Kids N Cats veröffentlichten dieser Tage ihr Debutalbum Kaos. Eigentlich ist es schon ein gutes Jahr lang fertig, nur hat sich die Band das durch Teaser und Spoiler, ganz so, wie man es in der medialen Landschaft in Social Media-Manier gewohnt ist, nicht zerstören lassen. So unruhig das Album, so ruhig die Veröffentlichung. Wie ein Popalbum zu klingen hat, ist hier wenig interessant. Viel wichtiger war für Kids N Cats die Freiheit, einfach alles zu tun: Töpfe schlagen, wie erwähnt Phantasiesprachen erfinden, Beats überdröhnen, Hooks, Riffs und weiß der Kuckuck was noch alles in ein einziges Lied zu manövrieren. So wild das klingt, ist es eigentlich auch. Sängerin Jeanne rappt, trällert, summt und singt auf Englisch, Französisch oder in ihrer ganz eigenen Manier. An dieser Stelle kippt die Musik von Kids N Cats in eine Art von Metapher, die so schlicht wie schön ist: Musik ist eben ein Gefühl.

Kids N Cats © Eva Zar

Ein schepperndes, rasselndes und tobendes Album, das treibende Beats genauso wie schrille Töne und sphärische Klänge vereint und so gar nicht auf Einigkeit aus ist. An dieser Stelle über Genre, Instrumentalisierung oder ähnliche musikjournalistische Einordungsversuche zu stolpern, wäre mehr als fehl am Platz. Vielmehr regen Kids N Cats an, den Diskursbarometer höher zu schrauben. Die Quintessenz: Leben ist Kaos. Und Ordnung ohnehin tiptip-langweilig.

Kids N Cats – Kaos, Wouf Records, www.kidsncats.com


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