Kichererbsen: Klassenfahrt in die Unabhängigkeit

Von Samaria @sannie8
Der Göttergatte hatte die Große letzten Montag am Bus abgegeben, der die vorpubertären Drittklässler zur Klassenfahrt nach Norderney bringen sollte. Das Drama war vorprogrammiert. Einige Eltern und Geschwisterkinder standen weinend am Abfahrtsort und schwangen ihre tränendurchtränkten Taschentücher zum Abschied - fast so, als liefe die Titanic zur Jungfernfahrt aus und käme nicht wieder.

Klassenfahrten sind für mich als Mutter ebenso emotional wie das Vorrundenspiel bei der Fußballweltmeisterschaft zwischen Honduras und Equador. Für andere Elternteile ist an diesem Morgen eine kleine Welt untergegangen.
Zum ersten Mal getrennt von der Mutti, durften die Kinder selbst entscheiden, ob sie zum Frühstück Müsli, Brot oder Gurkenscheiben essen wollten, ob sie das Zähneputzen ausfallen lassen und vier Tage mit der selben Unterwäsche herumlaufen würden. Diese Tatsache konnte verständlicherweise Trennungsschmerz verursachen.
Meine pragmatische Seite hatte mich dazu veranlasst, auf die Telefonkarte im Koffer meines Kindes zu verzichten. Sie redete ja auch sonst nicht viel über ihren Schulalltag. Infos über die Klassenarbeiten erhalte ich stets aus sicherer Quelle der überengagierten Mutter einer Klassenkamaradin, dass sie gespielt hat, weiß ich selbst, ihr Frühstück bringt mein Kind gern am Mittag nach Hause, weshalb ich sicher sein kann, dass auch auf Norderney nur das nötigste gefrühstückt wird und was den Schlaf während einer Klassenfahrt angeht - nun ja, wir waren ja mal alle jung ;-)
"Ich fühle mich so groß!", meinte sie am Morgen der Abfahrt und sah genau so groß, wie sie sich fühlte auch aus, als sie mit ihrem Koffer zur Schule marschierte. Warum sollte ich diesen selbstsicheren Satz mit meinen Tränen begleiten? Er erfüllte mich doch mit Stolz, denn ich hab mein Kind auf den Weg gebracht.