Kichererbsen: Kinderbesuch - nicht ohne meinen Anwalt

Erledigt schließe ich die Kinderzimmertür hinter mir.
"Mama?"
"Was?", knurre ich - schon im Begriff die ersten Stufen hinunter zu gehen.
"Ich hab dich lieb", säuselte mein Mittelkind. Sofort übermannt mich das schlechte Gewissen.
"Ich habe dich auch lieb, mein Hase", antworte ich. Dann habe ich endlich Feierabend.
Den habe ich mir heute auch redlich verdient. Meine Jungs haben sich nämlich einen Freund zum Spielen eingeladen - besser gesagt, das Kind hat sich einen Tag vorher selber bei uns eingeladen.
Nach den ersten fünfzehn Minuten habe ich mir bereits geschworen, dass dieses Kind unsere heimischen Gefilde nie mehr betreten wird. Andernfalls muss ich der Mutter leider unseren (bisher noch nicht vorhandenen) Anwalt auf den Hals hetzen.
Ich bin wirklich Kummer gewohnt. Aber so etwas habe selbst ich in meiner Laufbahn als Super-Mutti noch nicht mitgemacht. Manche Kinder haben wirklich keinen Anstand - und weil sich meine gern an denen orientieren, die Blödsinn machen, hat sich dieser Tag für meine Jungs wahrlich gelohnt.
Nachdem diesem frechen Gör meine selbstgemachten Plinse nicht schmeckten und auf dem Fußboden landeten, wurde unser Kühlschrank auf genießbaren Inhalt hin untersucht. Meinem Super-Mutti-Blick fehlt leider jegliche Steigerungsform von streng, weshalb das eingeladene Junggemüse sich nicht weichkochen ließ.
Bisher haben mich meine Kinder immer verwöhnt: Sobald jemand zum Spielen da war, war Mutti abgeschrieben. Ich konnte die Spülmaschine ausräumen, den Boden staubsaugen oder bloggen. Dieser junge Mann dagegen, war das Paradebeispiel für kindliche Langeweile und den damit verbundenen Resultaten...
... zwei Saurier haben beim Versuch das Fliegen zu lernen, ihren Schwanz und einen Teil des Kopfes verloren.  
... diverse Beyblades können nun wieder neu zusammengebaut werden, vorausgesetzt, wir finden die Schrauben, welche die Kreisel zusammenhalten.
... das Wohnzimmer sah aus, als hätte George Lucas die StarWars-Triologie bei uns neu verfilmt.
... Zur Essknete sage ich nur eins: Vergesst Essknete! Ich bin heilfroh, dass ich alle Knetekrümel aus dem Teppich heraus bekam, bevor mein Göttergatte das Ausmaß der Schlacht bewundern konnte.
Und was lernen wir darau? Ich lasse demnächst wieder die Freundinnen meiner Tochter bei uns spielen und schicke die Jungs zu ihren Freunden nach Hause!

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