Im Land der Khasi haben die Frauen das Sagen.
Im Nordosten Indiens hat sich im hoch oben im Bundesstaat Meghalaya (etwa „wo die Wolken wohnen“) eine besondere gesellschaftliche Form erhalten. Der Volksstamm der Khasi lebt im Matriarchat. Nicht der männliche Nachfolger, sondern die jüngste Tochter wird dort zum Oberhaupt des ganzen Clans und erbt auch das gesamte Vermögen.
Khasi bedeutet soviel wie: von einer Frau geboren. Die Erbfolge richtet sich immer nach der weiblichen Linie. Im Bundesstaat Meghalaya ist das sogar in der Verfassung verankert.
Während der Kolonialzeit der Engländer sind die meisten Kashis zum Christentum übergetreten. Die Khaddu (jüngste Tochter) ist das Oberhaupt des ganzen Clans und damit sind die Frauen wirtschaftlich und gesellschaftlich unabhängig und abgesichert. Von dieser Freiheit können die Frauen im restlichen Indien und sicherlich an vielen anderen Orten der Erde nur träumen.
Eine Khaddu zu sein ist nicht nur ein Privileg, es bedeutet eine grosse Verantwortung, wenn nicht gar Belastung. Sie muss – wenn sie verheiratet ist – nicht nur für die eigene Familie sorgen, sondern zusätzlich noch für ihre Eltern und Geschwister.
Ob sich die matrilineare Gesellschaftsform auch in einer globalisierten Zukunft erhalten wird, ist ungewiss. Doch bisher haben es die Menschen in Meghalaya geschafft, sich dem Neuen zu verschliessen und ihren Traditionen treu zu bleiben. Bleibt zu hoffen, dass dies ihnen auch weiterhin gelingt.