Kenyaner versus Europäer

Von Wonseong

Eine interessante Studie im European Journal of Applied Physiology hat zum ersten Mal die körperlichen Voraussetzungen von wirklichen Top-Level Marathonläufern untersucht. Und zwar, um der Frage nachzugehen, warum ostafrikanische Läufer – insbesondere Kenyaner vom Stamm der Kalenjin – zur Zeit so dominant auf der Marathon-Strecke unterwegs sind.

Untersucht wurden endlich mal nicht irgendwelche Drittsemester, die sich noch leicht betrunken von der Party am Vorabend in die Uni zum Test schleppen, sondern wirkliche Weltklasse-Marathonläufer (wie z.B. Martin Lel und Sammy Korir bei den Kenyanern und Viktor Röthlin und Stefano Baldini bei den Europäern) mit Marathon-Bestezeiten von 2:07:17 (Kenyaner) und 2:08:24 (Europäer).

Die Studie konzentrierte sich auf drei Schlüsselfaktoren, nämlich

  1. VO2max, also die maximale relative Sauerstoffaufnahme-Fähigkeit
  2. Lauf-Ökonomie (Cr), also wie viel Sauerstoff man für eine gegebene Geschwindigkeit verbraucht
  3. Die Größe “Fd“, nämlich wieviel Prozent der individuellen VO2max man über eine gegebene Distanz durchhalten kann.

Interessant ist, dass für letzteren Wert in der Literatur für “Normalsterbliche” Werte zwischen 80% und 85% (hoch-ausdauertrainiert) angegeben werden, die Forscher bei den hochgezüchteten Renn maschinen in der Studie von 92% ausgingen und sich im Ergebnis herausstellte, dass die Jungs noch deutlich mehr über die Marathondistanz aufrecht erhalten können.

Technisch gesehen kann man mit diesen drei Parametern die maximal mögliche Marathonzeit errechnen:

Geschwindigkeit = Fd x VO2max / Cr

Wie sich herausstellte gab es keinerlei signifikante Abweichungen der beiden Vergelichsgruppen. Interessant war, dass die Forscher herausfanden, dass praktisch jeder einzelne Läufer stark in einen oder zwei der Parameter, aber relativ schwach in den anderen ein oder zwei Parametern war. Theoretisch, so die Conclusio, müsste ein Läufer (rechnerisch!), der in allen drei Werten auf Top-Niveau liegt, eine 2:00:14 auf den Marathon laufen können.