Es gibt ein Spiel, um erfolgreich die Verantwortung für seine Gefühle auf andere zu übertragen. Du spielst es vermutlich bereits begeistert oder bist ein Mitspieler bei jemand anderen. Es ist das meistgespielte Game, wenn es darum geht, nicht kommunizieren zu müssen …
Kennst du das Spiel vom dummen Laufburschen?
Etwa 90 % sind davon begeistert und nutzen jede freie Minute, um es zu spielen. Die Regeln sind einfach: Wenn du ein Problem mit einem Freund, Bekannten, Familienmitglied hast, darfst du nicht mit ihm oder ihr reden. Du musst unter allen Umständen vermeiden, dass du sagst, was du auf dem Herzen hast. Es könnte fatale Folgen haben. Du könntest verletzt werden, den Zorn abbekommen oder schlimmer, die Verantwortung für deine Gefühle übernehmen müssen. Wie aber schaffst du es, deine Botschaft ohne direkten Feindkontakt zu überbringen?
Das Spiel hat eine geniale Lösung parat: den dummen Laufenburschen-Joker.
Wer ist der dumme Laufbursche?
Den Spieljoker hast du beliebig zur Verfügung. Du kannst ihn Freunden, Familienmitglieder, Kollegen, Nachbarn und Fremden geben.
Einzige Bedingung: Derjenige darf nicht erfahren, dass er dein Laufbursche ist.
Wie schaffst du das? Du darfst jammern, wehklagen, lästern, dich als Unschuldig hinstellen, jegliche Schuld auf dein Opfer übertragen und Vergeltung beanspruchen. Alles ist erlaubt, deinen Laufburschen zu überzeugen und zu deinem Mitstreiter zu machen – ohne sein Wissen. Auch, wenn das bedeutet, dass du „mal mit ihm alleine“ reden musst. Sobald du deine Joker verteilt halt, beginnt das eigentliche Spiel: Das übereinander und hintenrum Reden mithilfe des dummen Laufburschen. Sein Job ist es jetzt, deine Botschaft zu überbringen. Solltest du einen fähigen Boten ausgewählt haben, wird er das freiwillig tun und fleißig über dich beim anderen lästern und ausposaunen, was du ihm gesagt hast. Und stellvertretend den Zorn des anderen ertragen. In der Regel kehrt dein Laufbursche brav zurück und erstattet Bericht, ehe er von dir neu instruiert wird. Schafft es dein Feind, dir deinen Laufburschen auszuspannen und auf seine Seite zu ziehen, ist das Spiel nicht vorbei. Du suchst dir einen neuen und fängst von vorne an. Damit dein Unheil seinen Lauf nehmen kann.
Warum wir übereinander und nicht mehr miteinander reden
Du ahnst es schon. Das war eine Metapher, allerdings eine ernst gemeinte.
Das Spiel gibt es wirklich und viele spielen es tagtäglich – ohne sich dessen bewusst zu sein. Laufburschen werden plötzlich Teil dieses Spiels, übernehmen Botengänge und überbringen das Problem anstelle des Urhebers. Sie dienen als Bauernopfer, mit der Billigung, dass die Freundschaft zerbricht. Und niemand in diesem Spiel fragt sich, was für ein Ergebnis herauskommt, wenn sie hintenrum übereinander mit unterschiedlichen Personen reden und jeder seine Meinung, Interpretation und Ego mit einfließen lässt?
Stell dir folgende Situation vor:
Du hast ein Problem mit deinem besten Freund, deiner besten Freundin. Anstatt das Problem direkt zu klären, redest du mit den gemeinsamen Bekannten über ihn oder sie – ohne deren Anwesenheit. Die Bekannten reagieren unterschiedlich. Erstaunt, erbost, ablehnend, wütend und haben ein paar Tage später ein Gespräch mit ihm oder ihr – ohne dich. Dann wirst du erneut mit seinen / ihren Vorwürfen konfrontiert, über eure Bekannte vermischt mit deren zusätzlichen Gefühlen Wut, Scham, Empörung, Enttäuschung und Anklage. Kannst du zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch wissen, wer wirklich was gesagt und wer wie regiert hat, wenn du nicht dabei gewesen bist? Das Problem bei dieser Art der Kommunikation, dem übereinander Reden ist, du fühlst dich verletzt von Worten, die dir jemand überbracht hat und ordnest sie einer bestimmten Person zu. Du reagierst nicht direkt auf ihn oder sie, mit der du ein Problem hast.
Das Ergebnis nach diesem „Ping Pong Match heißer Luft“: Ihr könnt immer weniger miteinander reden und fühlt euch mit jedem weiteren Botengang der Laufburschen wütender, frustrierter und enttäuschter. Zudem könnt ihr auf diese Weise keine Missverständnisse aus dem Weg räumen und Rückfragen stellen, da der Laufbursche keine Auskunft drüber geben kann. Die Verletzungen sind eines Tages so groß, dass ihr euch die Schuld an dem Gesagten / Gehörten gebt. Obwohl 99 % eurer Gespräche indirekt stattgefunden haben, über Dritte die da ordentlich hineininterpretierten bei ihren Botengängen.
Guter vs schlechter Laufbursche
Erinnerst du dich aus dem Schulunterricht an die kriegerischen Zeiten der Menschheit? Ritter der Tafelrunde, wilde Schlachten, Ruhm, Eroberungen und ganze Königreiche, die regiert wurden? Kannst du dich an den Laufburschen erinnern? Den Boten oder königlichen Abgesandten? Die arme Socke, die die Hiobsbotschaft überbringen durfte? Seine Lebenserwartung lag nie sehr hoch. Bevorzugt wurde er enthauptet, gevierteilt, geblendet oder in siedenden Öl gekocht und ihm die Zunge herausgerissen. Sein Pech war es, dass er die Botschaft einfach nicht gut genug überbracht hatte. Sonst wäre er am Leben geblieben. Oder doch nicht?
Du denkst jetzt, dass du den Superlaufburschen hast, der genau weiß, was du sagen willst? Dich inn- und auswendig kennt, Gedanken lesen kann und weiß, was du jetzt im Moment fühlst? Einen, der deine Botschaft zu 100 % richtig überbringt und exakt das Richtige sagt? Erinnere dich bitte an die Regel dieses Spiels: er darf nicht wissen, dass er dein Laufbursche ist. Anders ausgedrückt, er darf von deinem emotionalen Missbrauch nichts erfahren, weil sich sonst sein Zorn gegen dich richten würde. Ich höre den Aufschrei. Ja, Unbeteiligte hinterhältig in seine persönlichen Angelegenheiten hineinziehen und für die Auswirkungen verantwortlich zu machen, ist emotionaler Missbrauch.
Sicherlich steht es dir frei, einen Rat einzuholen und dein direktes Gespräch mit dem Beteiligten vorzubereiten. Alles darüber hinaus ist manipulatives Verhalten. Frage dich bitte hierbei, warum du das nötig hast? Deine Gefühle bringen dich nicht um.
Niemand kann deine Interessen für dich aussprechen und sagen, was du fühlst.
Weil er oder sie eigene und durchaus andere Gefühle spürt, als du. Ein anderer kann niemals die Verantwortung für deine Emotionen übernehmen. Du entscheidest, was du fühlen möchtest. Daher wirst du mit einem Laufburschen immer unglücklich werden. Das Ende eurer Freundschaft ist vorprogrammiert. Und vermutlich das Ende vieler deiner Freundschaften, wenn sie sich bewusst werden, dass du manipulierende Spiele veranstalten musst, um vor deinen Gefühlen davon zu laufen.
Dennoch kannst du einen guten Laufburschen von einem schlechten unterscheiden:
- Ein schlechterwird bei diesem Spiel mitspielen und dadurch zu deinem Spielgegner, sollte einer deiner Freunde dieses Spiel mit dir spielen. Wie alles im Leben beruht es auf Gegenseitigkeit.
- Ein guter Laufbursche sagt schlicht und ergreifend: „Nein! Klär das bitte direkt und lass mich da raus.“ Er lässt sich gar nicht erst zu einem machen und eure Freundschaft lebt lange weiter.
Übereinander reden bedeutet: über sich reden
Wie oft redest du über eine andere Person, die NICHT im Raum anwesend ist?
Eine, die dich ärgert und richtig auf die Palme bringt? Wie redest du mit Freunden über NICHTanwesende? Machst sie verantwortlich für deine Gefühle und dein Denken? Im Artikel (Warum dich dein Gott nicht kennt) bin ich näher auf das Thema eingegangen. Das Interessantere im Zusammenhang mit der Kommunikation ist die Tatsache, dass du nicht ÜBER andere reden kannst. Wenn du glaubst, über den verhassten Freund / die Freundin zu reden, Prominente, Politiker oder Medienfiguren, muss ich dich von dem Irrglauben befreien. Du redest nie über diesen „Platzhalter“. Du sprichst ausnahmslos über dich und dein eigenes Verhalten, das du am anderen misst.
Ein paar Beispiele. Du bist sauer, weil
- dich jemand angelogen hat? Woher weißt du, dass der andere lügt? Ein arabisches Sprichwort besagt, der Lügner kann einen Lügner enttarnen. Ein Ehrlicher weiß nicht, was Lüge ist. Wo lügst du dich selbst an?
- dich jemand enttäuscht hat? Du entscheidest, was du nicht wahr haben willst und glaubst. Und damit bist du für dein Gefühl der Enttäuschung verantwortlich, wenn die Blase platzt.
- dich jemand verletzt hat? Deine Reaktion auf Worte ist deine Verantwortung. Du entscheidest mit deinem Denken und Wissen über das Gesprächsthema, ob du verletzt reagierst oder nicht. Vergib dir deine Unwissenheit und versuche anders über ein Thema zu denken, dann hört der Schmerz auf.
- du darauf bestehst, dass der andere sein Verhalten ändern muss! Bist du Gott? Müssen wir alle uns nach deinem Gusto richten? Du kannst ausschließlich bestimmen, welches Verhalten du an dir ändern willst, wenn es dir nicht gefällt. Der andere hält dir hier lediglich den Spiegel vor. Bedenke: du bist es, der das Verhalten des anderen bewertet und mit deinem eigenen vergleichst.
Um erkennen zu können, dass das Verhalten vom Gegenüber falsch ist, musst du erkennen, in welchen Situationen du dich falsch VERHALTEN HAST.
Auf Augenhöhe miteinander kommunizieren
Um auf Augenhöhe kommunizieren zu können, benötigst du zwei Voraussetzungen.
Die Bereitschaft:
- Verantwortung für deine Gefühle zu übernehmen.
- Deinem Gesprächspartner die Verantwortung über seine Gefühle zu lassen.
Warum ist es wichtig, diese Voraussetzungen zu entwickeln?
Erstes Beispiel:
Vermutlich kennst du folgende Situation. Ein Freund bittet um ein Gespräch und wirft dir vor, ihn enttäuscht zu haben, weil er nicht mit diesem Gefühl umgehen kann. Er projiziert seine Gefühle auf dich, da er seine Enttäuschung erst in dem Moment wahrgenommen hat, als ihr zuletzt zusammen wart. Dadurch schlussfolgert er, dass du es ihm damit gegeben hast und versucht, dich dafür verantwortlich zu machen.
Zweites Beispiel:
Du bist in einer glücklichen Beziehung mit einem wesentlich älteren Partner. Es fühlt sich gut an. Dennoch vermisst du Intimität mit einem gleichaltrigen Partner (oder gleichgeschlechtlichen / andere Nationalität / Hautfarbe / …). Dieser Wunsch ist in dir vorhanden, aber du hast Angst, mit ihm / ihr darüber zu reden, um nicht zu verletzen und deine Beziehung zu gefährden.
Ein Gespräch miteinander auf Augenhöhe bedeutet, über seine Gefühle offen reden zu dürfen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen oder abgelehnt zu werden. Es beruht auf Vertrauen und Selbstverantwortung.
Würde beides nicht existieren, führen die beiden Beispiele zu Enttäuschung, Verletzung und Angst – und das aufgrund der Gedanken und Gefühle, nicht wegen einer Handlung. Im ersten Beispiel würde das Spiel der Schuldzuweisung beginnen. Die Beteiligten beschuldigen sich gegenseitig für ihre Gefühle und vergessen, dass das Befinden kein Gegenstand ist, den wir uns wie ein Präsent in die Hand drücken können. Wir erzeugen unsere Gefühle nach unserem Denken. Im zweiten Beispiel führt es zu Minderwertigkeit und „nicht gut genug sein“, zusammen mit Verlustangst. Keine gute Ausgangsbasis für einen offenen und ehrlichen Umgang miteinander.
Wie sieht es mit Selbstverantwortung der eigenen Gefühle aus?
Im Beispiel eins Selbsterkenntnis, sich nicht mehr eine heile Welt aus Angst vortäuschen zu müssen und gut genug zu sein, die Herausforderungen im Umgang mit den eigenen Gefühlen zu meistern. Das Gespräch auf Augenhöhe bietet einen liebevollen und hilfreichen Umgang, die Entwicklung zu unterstützen. Dein ebenfalls für sich verantwortlicher Partner im Beispiel zwei würde deinen Wunsch anhören und mit dir gemeinsam herausfinden, welches Bedürfnis du verspürst. Oft verbirgt sich hinter unserem Wunsch ein Gefühl, das wir uns verweigern (aus Angst, Scham, falschen Vorstellungen / Erwartungshaltungen / anerzogener Moral, die wir glauben erfüllen zu müssen). Es könnte der Wunsch sein, Neues auszuprobieren oder begehrenswert zu sein. Ein Bekannter in einer ähnlichen Situation erzählte mir, er wäre bereit, dem Wunsch zu entsprechen, weil er aufgrund seines Alters gewisse Bedürfnisse seiner jungen Frau nicht erfüllen kann und es als egoistisch und respektlos empfindet, es ihr zu verweigern. Schließlich gehört uns der Lebenspartner / Freund / … nicht. Wird dürfen lediglich Zeit MITEINANDER genießen.
Ein paar abschließende Gedanken für dich:
- Nimm ein Notizbuch und schreibe Deine Gedanken auf:
- Im Laufe der Generationen haben wir uns angewöhnt, größtenteils übereinander zu kommunizieren, anstatt miteinander. Wenn du Schwierigkeiten mit einem Freund / Freundin hast, dann frage dich bitte: Wie viele Gespräche aus Zorn / Wut / Enttäuschung / Angst / Hass / Verzweiflung / … führst du über Dritte? Und wie viele davon fanden / finden direkt in einem klärenden Gespräch statt?
- Bedenke: Je mehr Meinungen und Vorwürfe du durch „Tratsch“ eingetrichtert bekommst, (dich verletzt mit deinem Denken über diese Meinungen) umso unmöglicher ist eine Schlichtung.
- Eine Frage: Wie kann ein Mensch, der nicht anwesend ist, für deine Gefühle und Gedanken verantwortlich sein? Es ist deine Ausrede, dich „beschissen, wegen …“ zu fühlen, um keine Verantwortung übernehmen zu müssen.
- Arbeite an dir und deinen Gefühlen. Lerne dich kennen und versuche zu verstehen, warum dich das Verhalten oder die Gedanken anderer verletzt, beleidigt oder angst macht? Dann kannst du lernen, besser mit ihnen umzugehen.
- Kommunikation auf Augenhöhe beginnt in dir. Wenn du deiner inneren Welt offen entgegentrittst, kannst du in der Realität respektvoll miteinander kommunizieren.
- Wer missbraucht dich als „dummen Laufburschen“? Warum spielst du dessen Spiel mit?
- Wen missbrauchst du als Laufburschen, weil du Angst vor der Konfrontation mit deinen Gefühlen hast? Bedenke: Durch die Antwort deines Boten erzeugst du ebenfalls Wut, Enttäuschung, Hass, Angst oder Schuld in dir. Schlimmer noch, du machst andere dafür verantwortlich und hältst dich in der Illusion der Opferrolle gefangen.
- Kommunikation mit deinem Innenleben beginnt auf dem Boden von Vergebung, Dankbarkeit und Liebe..
Dankeschön
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P.S.: Miteinander Reden ist reine Gewohnheit