Kennen Sie "one nighter" oder "two nighter" ? Oder das "Bankster-Karriere-System" !

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie man als Banker Karriere macht oder was hinter den Kulissen abläuft? Dann müssen Sie Rainer Voss fragen. Der Ex-Investmentbanker gab in der Arte-Doku "Der Banker - Master of the Universe" schonungslose Einblicke in die Finanzwelt.

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Die "ehrenwerte" Finanzgesellschaft? Bild pixabay

Voss berichtet über ein System, das mit "schwachsinnigen Produkten" (O-Ton Voss) Geld verdient und das wie ein "Virus" von ihm Besitz ergriffen habe. Bis er entlassen wurde - und der Kater begann.


Über den Aufstieg im Unternehmen:
Banker, die größere Aufgaben anvertraut bekommen wollen, müssten "one nighter" oder "two nighter" hinter sich bringen. Soll heißen: ein oder zwei Nächte hintereinander im Büro schlafen. Beziehungsweise konkreter: durcharbeiten. Und sie dürften "nicht den kleinsten Anschein des Zweifels erwecken". Angestellte müssten bereit sein, "ihr Leben aufzugeben", sagt Voss.

Über die Zukunft Europas:

An ein gutes Ende der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise glaubt Voss nicht. "Das fliegt uns irgendwann um die Ohren. Entweder fliegt es uns finanztechnisch oder gesellschaftspolitisch um die Ohren. Dass das ein gutes Ende nimmt, das glaube ich keine Sekunde." Er rechnet damit, dass Frankreich als nächstes wie Spanien und Portugal in eine Krise schlittert. Das sei dann ein "Game Over". Dann gehe es um Summen, die niemand mehr schultern könne.
Über die Macht der Finanzwelt:
In der Bankenwelt seien solche "Geldsummen unterwegs, mit denen man wirklich inzwischen auch Länder angreifen kann, man fängt halt mit dem kleinsten Land an: Griechenland". Dann "knacke man das Eis ein bisschen an" und nehme sich die nächsten Länder vor. "Es gibt ja Leute, die Interesse haben, dass der Euro zerbricht". Da liege ein gewaltiges Gewinnpotenzial.

Über die Händler:
Es gebe draußen die Vorstellung, dass die Manager mit Riesentiteln die großen Schäden anrichten würden, sagt Voss. Es seien jedoch die Händler, die Voss abfällig "Legehennen" nennt. Ein Handelstisch mit 3 Leuten und einer Assistentin, die mit Aktien oder Derivaten handele, habe den Umsatz und Gewinn eines mittelständischen Betriebs mit 100 Angestellten. Die Ansage für Händler könne man dabei nicht missverstehen: Jedes Jahr zehn Prozent mehr Umsatz! Die Chefs würden dann sagen: "I don't care how you do it." - "Mir ist egal, wie du das schaffst."

Über Privatanleger:
Ein alter Spruch an der Börse ist, dass Privatanleger eigentlich immer verlieren. Aber das sei wie beim Roulette, sagt Voss. Die 8000 Euro Gewinn behalte man in der Erinnerung, aber die fünf mal 2000 Euro, die man in der Woche davor verloren habe, vergesse man schnell wieder. "Das ist menschlich." Dauerhaft risikolos an der Börse Geld zu verdienen, sei "richtig schwierig", sagt Voss in der Arte-Doku.

Über die Abschottung zur Außenwelt:
Innerhalb der Bank entstehe ein geschlossenes System, "in dem man sich immer weiter von der Wirklichkeit entfernt". Die Kinder der Mitarbeiter würden in den selben Kindergarten gehen und man mache an denselben Orten Urlaub, auf den Seychellen oder Mauritius.
Im Privaten wird man einsam. "Sie können ja bei einem Abendessen überhaupt nicht über Ihren Beruf reden", sagt Voss. Gespräche mit Freunden, die über einen 200 Euro billigeren Tui-Urlaub schwärmten, interessierten ihn nicht mehr. "Wenn Sie 100.000 Euro im Monat verdienen, ist Ihnen das egal. Sie haben quasi keine Interessensbasis mehr mit Ihren Freunden, außer, Sie zwingen sich, über andere Dinge zu reden. Aber ein Teil Ihres Lebens bleibt ausgespart oder für die anderen uninteressant." Er habe "die Welt da draußen" in seinem Büro nicht mehr gebraucht. Und deswegen habe er sich auch keine Gedanken darüber gemacht, was er mit seinen Deals eigentlich in der Außenwelt bewirke.

Über Skandale:
Manipulation von Währungen und Abzockgeschäfte mit Kommunen - Voss glaubt nicht daran, dass der Betrug mit Finanzprodukten oder Manipulationen auf einzelne Banken begrenzt sind. "Wenn irgendwo ein Skandal in Bezug auf ein Produkt aufpoppt, und es würde kein anderes Institut betreffen, wäre das sehr merkwürdig. Dafür ist die Branche zu stark vernetzt."
Wiederholungen von "The Master of Universe" (nominiert für den Deutschen Filmpreis 2014) auf Arte: Donnerstag, 26.06.2014 um 8:55 Uhr und Donnerstag, 03.07.2014, 2:10 Uhr.
Hier können Sie die sehenswerte Arte-Doku im Internet anschauen.
DER Allrounder

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