Keltischer Goldschmuck aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.

"Die Grabkammer einer vor ca. 2.600 Jahren bestatteten frühkeltischen Fürstin gehört zu den spektakulärsten archäologischen Entdeckungen in Deutschland", erklärte Ingo Rust, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, am Dienstag, den 20.3.2012, bei der Bergung von zwei Schmuckstücken in Ludwigsburg.

"Die prachtvollsten und wissenschaftlich wertvollen Fundstücke aus dem Keltenblock sollen der Öffentlichkeit im Rahmen der großen Keltenausstellung noch in diesem Jahr in Stuttgart vorgestellt werden", betonte Jürgen Walter, Staatssekre­tär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Keltischer Goldschmuck aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.

Der frühkeltische Fürstensitz auf der Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen, Kreis Sigmaringen, in dessen Umfeld die Gräber gefunden wurden (© Denkmalpflege Baden-Württemberg)

Die Grabkammer wurde Ende 2010 im Kreis Sigmaringen freigelegt und als 80 Tonnen schwere Blockbergung nach Ludwigsburg transportiert. Regierungsprä­sident Johannes Schmalzl erläuterte, dass die Grabkammer so seit Anfang 2011 unter Laborbedingungen und Einsatz modernster Methoden von einem Team von Archäologen, Restauratoren und Naturwissenschaftlern des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart freigelegt und untersucht werden könne. "So sind zahlreiche einmalige Beigaben zum Vorschein gekommen, darunter bisher allein 25 Schmuckstücke aus Gold", betonte Schmalzl.

Prof. Dr. Claus Wolf, der Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, stellte gemeinsam mit Landesarchäologen Prof. Dr. Dirk L. Krauße und Diplom- Restauratorin Nicole Ebinger-Rist den vorläufigen Höhepunkt dieser Neuentde­ckungen vor: ein erst vor wenigen Tagen freigelegtes Goldobjekt, das bisher kostbarste Schmuckstück aus dem Prunkgrab und mit einer Länge von mindes­tens 30 cm auch das größte. Es wurde gleichzeitig mit einem zur Tracht der Keltenfürstin gehörenden Schmuckstück, eine große Gewandspange aus purem Gold gehoben und erstmals öffentlich präsentiert. Die Gold-, aber auch die umfangreichen Bernsteinbeigaben des Grabes, zeichnen sich durch ih­re außergewöhnlich hohe kunsthandwerkliche Qualität aus und lassen auf inten­sive Kontakte der frühkeltischen Elite zu den Etruskern Mittelitaliens schließen.

Wozu das heute geborgene Schmuckstück diente, ist noch unklar. Einerseits ist der Neufund bisher einzigartig und ohne Entsprechung zu anderen Fürstengrä­ber frühkeltischer Zeit, anderseits weist er große Übereinstimmungen zu Fundstücken aus dem Grab eines kleinen Mädchens auf, das nur rund drei Meter ne­ben dem Kammergrab der Fürstin im selben Grabhügel bestattet wurde. Damit liegt der für die Keltische Archäologie einmalige wissenschaftliche Nachweis enger (möglicherweise verwandtschaftlicher) Beziehungen zwischen zwei Angehö­rigen der sozialen Oberschicht vor.

Die Heuneburg an der oberen Donau gehört zu den bedeutendsten archäologi­schen Fundstätten Mitteleuropas und kann als älteste frühstädtische Siedlung im gesamten Raum nördlich der Alpen gelten. Großflächige Ausgrabungen auf dem Burgberg fanden zwischen 1950 und 1976 statt, die Vorburg und die Außensied­lung wurden in den letzten zehn Jahren intensiv im Rahmen von Forschungsgra­bungen untersucht. Die bisherigen Ausgrabungsbefunde lassen keinen Zweifel daran, dass sich hier zwischen 620 und 480 v. Chr. eines der bedeutendsten Siedlungs-, Wirtschafts- und Machtzentren der älteren Eisenzeit, ein so genann­ter frühkeltischer Fürstensitz, befand, der weitreichende Beziehungen bis nach Etrurien und zu den griechischen Kolonien unterhielt.

via • Keltischer Goldschmuck aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. • [Archäologie Online] • •.


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