Kein Sex und trotzdem Quote
Das Prinzip «Sex sells» funktioniert: 5,26 Millionen der Deutschen sahen gestern die Verfilmung des Lebens der Beate Uhse. Gegen den Stuttgarter Tatort hatte die Biographie der Erotikunternehmerin zwar keine Chance – für den entschieden sich mehr als 9 Millionen Zuschauer – aber trotzdem erreichte der ZDF-Film mit 15 Prozent Marktanteil ein sehr ordentliches Ergebnis.
Die Geschichte der Sexrevolutionärin wurde auch von den 14- bis 49-Jährigen gut angenommen – und lief erfolgreicher als Pilcher, Lindström und Konsorten, die sonst die Sonntags-Primetime füllen. Gemessen wurden 10,6 Prozent Marktanteil in dieser Altersklasse.
Falsche Erwartungen
Was aber auch an den etwas anders gelagerten Erwartungen gelegen haben kann. Beate Uhse – Das Recht auf Liebe enthielt nämlich nicht eine einzige Sexszene mit der Uhse. Stattdessen ging es ihr in hochgeschlossenen Pullis und Westen um Aufklärung und Familienplanung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mehr Geschichtsstunde als erotische Unterhaltung. Das war manch einem wohl etwas zu trocken.
Deutliche Worte und kämpferische Ansagen bot das ZDF aber wenigstens zur Genüge: «Hier steht heute der Orgasmus vor Gericht», war einer der ersten Sätzen von Franka Potente, die die Erfinderin des Sex-Shops verkörperte.
Uhses Sohn ist enttäuscht
In knapp zwei Stunden erzählte Regisseur Hansjörg Thurn zehn Jahre nach ihrem Tod von Beate Uhses Kampf gegen Konservatismus, Kirchenvertreter und Kleinstadtmoral. Auch Uhses ganz privates Ringen ums Glück war ein zentrales Thema. Ulrich Rotermund (62), Sohn von Beate Uhse, kritisiert den ZDF-Film über seine Mutter gerade dafür aber scharf. Er findet, der Film hat wenig mit dem wahren Leben seiner Mutter zu tun.
«Die Zeitabläufe sind häufig frei erfunden. Deshalb habe ich mir die 110 Minuten nicht gern angesehen, denn Beate wird hier, wohl der Quote wegen, als Frau porträtiert, die zwar im Beruf Erfüllung findet, aber privat eher unglücklich war», sagte er im Interview mit Bild am Sonntag. «Wie hart die Schicksalsschläge auch waren, meine Mutter hüllte sich nie in den Mantel der Melancholie, so wie Frau Potente in ihrer Rolle.»
Hat das ZDF da versucht, ein bisschen zu viel Ernst und Drama ins Leben der Beate Uhse einzubauen? Ob Überspitzung oder nicht, für einen Spilefilm war Beate Uhse – Das Recht auf Liebe jedenfalls sehr nah an der Biographie – und trotzdem recht unterhaltsam.
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Beate-Uhse-Film – Kein Sex und trotzdem Quote
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