Wir Menschen drängen die „Natur“ immer mehr zurück. Da und dort gibt es Reservate, wo ein Hochmoor, ein Küstenstrich oder ein Waldstück noch unbehelligt von Ölwechsel und Plastikmüll überleben darf. Wir müssen die Natur schützen, kein Zweifel.
Aber wir schützen nur das, was uns gefällt. Auf die rote Liste kommt der wundervolle Apollofalter oder das samtene Edelweiss. Nicht auf die Liste kommt aber der selten gewordene Pockenvirus (Orthopoxvirus variola) oder das wirklich im Aussterben begriffene Bakterium Yersinia pestis, der Erreger der Pest. Denn es sind unsere Feinde – und zudem sieht man sie ja nicht. Ganz anders das Panzernashorn oder der Bengalische Tiger. Obwohl die Menschen, die dort zuhause sind, wo der Tiger wohnt, nichts sehnlicher wünschen, als dass er auf die Liste der ausgestorbenen Tierarten käme.
Auch wir sind froh, dass es kein Wollhaarmammut im Erholungsgebiet, keinen Säbelzahntiger im Stadtpark mehr gibt. Wir sind froh. Dass der einsame Bär zwischen Italien und der Schweiz einen Sender trägt und somit per GPS auf den Karten der Wildhüter täglich geortet wird. Wir sind vielleicht stolz auf die Rückkehr des Wolfs, der den Bergbauern ab und an ein paar Schafe reisst. Aber wenn es ein Wolfsrudel würde, das um die ländlichen Schulen streifte, wären wir über unser Naturschutzkonzept verunsichert.
Wir wollen das, was wir gut finden. Die guten Träume, die guten Autos, die guten Seilbähnchen. Und gut ist alles, was unser Leben verlängert und es anstrengungsfrei macht.
Ob das richtig ist?
Bild oben: Suche / 63 x42 / Oelpastell auf Zeichenpapier / 2005 Nr. 05-023