Kein Meter ohne Kontrolle: Über Risiko im Bergsport

Risiken und Gefahren gehören zum Bergsport wie Erfolg, Freude und Gipfelsiege. Eine vollständige Sicherheit ist am Berg nie zu erlangen. Doch wo liegt die Grenze zwischen gesundem Risiko und purem Leichtsinn?

Das Bild des Bergsteigens war lange Zeit geprägt von Gefahren, Risiko, Erfolg und Niederlage. Werden Geschichten von Alpinisten erzählt, sind diese vom Heldenepos geprägt. Der Held verlässt die Gemeinschaft, stellt sich ungewöhnlichen Aufgaben, die ihn zweifeln und vielleicht sogar anfangs scheitern lassen. Dann schafft er die Besteigung und kehrt gereift und aufgewertet in die Gemeinschaft zurück.

Risiko – Ein Element des Heldenepos

Die Gefahr des Scheiterns ist ein zentraler Bestandteil dieser Geschichten, denn ohne Lebensgefahr keine Heldengeschichte. Früher kamen zu den bestehenden Risiken des Bergsports noch weitere hinzu: Das Material war nicht so ausgereift wie es heute ist, es war widerspenstig, schwierig und teuer zu beschaffen und nicht so sicher wie dies heute der Fall ist. Hinzu kam, dass verfügbares Wissen über Techniken, Vorgehensweisen und Materialhandhabung nicht vorhanden war. Man brauchte erfahrene Alpinisten als Mentoren. Dies war lange Zeit eine hohe Einstiegsschwelle in den Alpinismus. Wer die Schwelle überschritt, der akzeptierte das Risiko und auch die Gesellschaft tat dies.

Dieses Bild hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Die Bereitschaft, das Restrisiko im alpinen Bergsport zu akzeptieren und zu tragen, nimmt ab. Die gesellschaftlichen Normen und Werte zum Bergsport haben sich verändert und damit auch die Toleranz dem Risiko beim Bergsteigen gegenüber.

Kein Meter ohne Kontrolle: Über Risiko im Bergsport

Kein Meter ohne Kontrolle!

Die Motivation in die Berge zu gehen ist heute eine andere. Die breite Masse sucht nicht das Risiko, sondern positive Erlebnisse, Freude an der Tätigkeit, Naturerlebnis, sportlichen Ausgleich oder will mit Freunden Zeit verbringen.

Das kontinuierliche Auseinandersetzen mit Gefahren ist nicht mehr so notwendig wie früher. Lawinenlageberichte, Erfahrungsberichte anderer Bergsportler in sozialen Medien und Internetforen, Tourenbeschreibungen und genaue Topos oder professionelle Kurse und Führer nehmen es uns das quasi ab.

Ganz verschwunden ist der Heldenepos aus dem Bergsport aber nicht. Bergsteiger wollen immer noch dieses Heldengefühl nachempfinden und suchen deshalb gezielt anspruchsvollere Touren mit höherem Risiko wie etwa die Watzmannüberschreitung oder den Jubliäumsgrat an der Zugspitze. Dort finden sie das Gefühl von Freiheit und Abenteuer – mit der Sicherheit von Vergnügungsparks, weil die Seilversicherungen die Risiken an den kritischen Passagen entschärfen. Bestimmt ein Grund, weshalb Klettersteige in den letzten Jahren so enorm boomen.

Diese Entwicklungen führen dazu, dass es mittlerweile überhaupt nicht mehr akzeptabel  ist, ein Risiko im Bergsport einzugehen. Sicherheit wird als Beherrschen der Gefahren und Ausschluss jedes Verletzungsrisikos verstanden. Deshalb entsteht bei einigen der Eindruck, Gefahren könnten jederzeit erfolgreich gemeistert werden. Dies ist aber schlicht und ergreifend nicht möglich.

Trotz allen Fortschritts wird es beim Bergsteigen immer Materialversagen, Funktionsversagen und menschliches Versagen geben. Unsicherheit und Risiko sind Wesensmerkmale des Bergsports. Sicherheit nicht! Es wird beim Bergsteigen niemals eine hundertprozentige Vorhersage, niemals ein Null-Risiko und damit vollkommene Sicherheit geben.

Diese Einstellung zeigt sich auch in vielen Zeitschriftenbeiträgen und Bergsportevents wieder. Es wird vermittelt, dass Bergsport einfach ohne große Risiken ausgeführt werden kann. In einer sicheren Umgebung, mit größtmöglicher Absicherung, in der die Teilnehmer und Bergsportler die Verantwortung an einen Dritten ab- und sich ganz dem Erlebnis hingeben können.

Passiert dennoch ein Unfall in den Bergen, sind immer die Beteiligen schuld und nicht das Restrisiko, das Element Gebirge oder einfach Pech.

Kein Meter ohne Kontrolle: Über Risiko im Bergsport

Recht auf Risiko?

Riskmanagement sollte im Bergsport dort eingesetzt werden, wo es sinnvoll ist. Es sollte aber nicht als alleinige Maßgabe für individuelle Entscheidungen gelten.

Jeder der Bergsport betreibt sollte sich darüber bewusst sein, dass er damit ein gewisses Risiko eingeht. Wie der Umgang mit Gefahren aussieht, hängt dabei von der jeweiligen Sportart ab. In Kletterhallen wird ein anderer Umgang mit Gefahren erwartet als bei Erstbegehungen auf hohen Bergen.

Entscheidend für die Risikoakzeptanz sollte nicht die Höhe des Risikos oder das Ausmaß der Gefahr sein, sondern die Art und Weiße, wie jemand dies tut. Selbstbestimmt, eigenverantwortlich und informiert. Wer sich bewusst für ein bestimmtes Risiko entscheidet, handelt nicht fahrlässig und verantwortungslos, so lange er dadurch keine anderen gefährdet. Ein so gewähltes Risiko sollte allgemein akzeptiert werden, denn schließlich gehört es zu unseren persönlichen Grundrechten, ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen.

Andererseits müssen Personen, die nicht selbstbestimmt, eigenverantwortlich, bewusst und informiert agieren können, wie Kinder und Anfänger, über Risiken und Gefahren angemessen und verständlich aufgeklärt werden.

Absicherung

Für jemanden, der regelmäßig am Berg unterwegs ist, Alleinverdiener ist und eine Familie hat, kann es sinnvoll sein, eine Risikolebensversicherung abzuschließen. Risikolebensversicherungen versichern den vorzeitigen Tod des Versicherungsnehmers. Insbesondere für die Familie eines Alleinverdieners sind sie ein wichtiger Beitrag zur Existenzsicherung.

Hinweis: Dieser Artikel ist in Kooperation mit der CosmosDirekt Versicherung entstanden.

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