KAV: Superkalifragilistisch Expealigorisch

KAV: Superkalifragilistisch Expealigorisch

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GTL | 15.10.2014 | Kommentare (0)

 

KAV: Superkalifragilistisch Expealigorisch

Das auch das Wiener AKH Teil des Wiener Krankenanstaltenverbundes ist, darf bei den Lesern als bekannt vorausgesetzt werden. Viele wissen vielleicht auch, dass fast alle Ärzte und die meisten "wissenschaftlichen" und einige "administrative Mitarbeiter" nicht vom KAV sind sondern vom Bund ("Wissenschaftsminister") oder den Kliniken bzw. der Meduni selbst angestellt und bezahlt werden. Ein problematisches Hybrid wie es z.B. auch an der Grazer Meduni existiert. Davon sol laber heute nicht die Rede sein.

In mehreren Blogbeiträgen habe ich versucht aufzuzeigen, dass von der Gesundheitspolitk seit Jahren die Grundlagen geschaffen werden, dass sich die fachärztliche Präsenz in den öffentlichen Spitälern derjenigen der privaten, gewinnorientierten Krankenanstalten annähert; im Klartext, dass außerhalb der Kernarbeitszeit für kompliziertere Fragen kein geeigneter Ansprechpartner mehr zur Verfügung stehen wird.

Spezialisierung zur Qualitätsverbesserung ist out, im Spital gibt’s fachärztlichen Pannendienst http://wp.me/p1kfuX-Pr 

Spitalskonzept 2030 und die "wehsentliche" Wandlungen seiner Produktdeklaration http://wp.me/p1kfuX-K9 

Es tut sich was, nur was? Spitäler im Um- und Abbau http://wp.me/p1kfuX-lV

Reform=Stillschweigen zur Errichtung eines Potemkinschen Dorfes (8/2011) http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=43022

Neben der "Schwerpunktbildung" d.h. aus jeweils zwei mit fast allen dem jeweiligen Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechenden spezialisierten Einrichtungen wurden eine Strukturen gebastelt, in denen nur mehr zwei Spitäler zusammen (WSP+KHL, KFJ+RUD, DSP+NORD) diese Vollversorgung sichern.
Natürlich gibt es das auch in anderen europäischen Ländern, nur innerhalb einer gewachsenen Struktur, in der auch die extramurale Versorgung (niedergelassene Ärzte, externe Institute, Hebammen, Physioks, ...) entsprechend mitgewachsen ist. Wenn in der Nacht und am Wochenende genügend Kinderärzte zur Verfügung stehen, dann werden die besorgten Eltern nicht die Spitäler stürmen und dort einen nicht unbeträchtlichen Teil des diensthabenden Personals beschäftigen. Wenn dieses aber wegrationalisiert wird, ohne dass extramurale Versorgungsstrukturen geschaffen werden, dann schauts gruselig aus.

Eine ähnliche Anwandlung befällt mich, wenn ich mir die nächste Planungsstufe ansehe:

Wieder kreiert man an der bestehenden Nomenklatur vorbei Wortschöpfungen, um zu vernebeln, dass es letztendlich um eine die Versorgungsdichte einschränkende Einsparung geht.
Das stationäre Versorgungsangebot in Wien soll zukünftig drei Stufen haben:
Stufe 1 SUPRAMAXIMALVERSORGUNG
(jetzt verstehen Sie vermutlich den eigenartigen Titel des heutigen Blogbeitrages), die nur mehr in den Universitätskliniken des AKH stattfinden soll.

Stufe 2 Maximal- und Schwerpunktversorgung
im noch undefinierten Wechselspiel zwischen AKH und den verbleibenden 6 KAV Krankenastalten in sogenannten "interdisziplinären Zentren und Fachzentren".

Stufe 3 Grundversorgung
also der offenkundige Rest zwischen Pflaster kleben und "Heile-Heile-Gänschen".

Wer in der täglichen Praxis erlebt hat (und ich kenne beide Seiten)
wie schwer es sein kann einen Patienten im AKH unterzubringen, wenn er nicht gerade prominent ist oder in eine medizinische Studie passt
dem steigen angesichts dieser Strukturfantasien die Grausbirnen hoch.
Seit Jahren hat der KAV immer größere Probleme hoch qualifizierte Personen für die Abteilungsleitungen seiner Nicht-univeritären Krankenhäuser zu finden (für einige Primariate gab es in den letzten Jahren überhaupt nur mehr einen Bewerber!). Wenn man sich nun explizit von seinem eigenen Mantra Spitzenmedizin für alle  (http://www.wienkav.at/kav/ZeigeAktuell.asp?ID=16031) verabschiedet, mag bezweifelt werden, dass man aus diesem Dilemma herauskommt.
Aber vielleicht will man das gar nicht?!?

Abteilungsleiter wollen ohnehin immer wieder Reinvestitionen oder manchmal sogar Neuinvestitionen, um die Weiterentwicklung der Medizin auch in Ihren Abteilungen anbieten zu können.
Wenn man in der neuen Master BO (Master-Betriebsorganisation im KAV: Da fährt die Eisenbahn drüber http://wp.me/p1kfuX-NS) einerseits die Stammärzte nur mehr als Handlanger einsetzt (wo es unbedingt sein muss, weil die Pflege nicht operiert, die Radiologietechnologen keinen CT befunden und irgendwer die Gesamtverantwortung tragen muss) und immer mehr Multiprimariate schafft und die Kontrollspange des Abteilungsleiters derartig überdehnt, dass er nur mehr Management per distance schaffen kann, dann scheint es wirklich verlockend, wenn man darauf vertraut, dass letztendlich die Probleme alle ins AKH geschickt werden können.

Wenn man die seit Monaten immer größeren Geld-, Personal- und Organisationsprobleme des AKHs negiert, was nur jemand gelingen kann, der die Bodenhaftung zur Realität endgültig verloren hat, was uns wieder zum Titel bringt:
Supercallifragilisticexpialidocious! Mary Poppins was right, it’s extraordinary! It *does* make you feel better! Hee hee hee hee!



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