Palma/Madrid. Die in weiten Teilen des Corona-Hotspots Spanien bevorstehenden Lockerungen des Lockdowns haben auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln kaum Jubel ausgelöst. Zwar dürfen Hotels ab Montag erstmals seit zwei Monaten wieder öffnen und Restaurants und Bars im Außenbereich wieder Gäste bewirten. Doch das Wochenblatt "Mallorca Zeitung" prophezeite am Samstag: "So gut wie alle Häuser werden geschlossen bleiben."
Der Grund? Man befürchtet, dass man kaum Kunden haben wird. "Warum sollen wir denn öffnen, wenn es keine Flüge gibt, mit denen unsere Gäste anreisen können?", wurde Christoph Gräwert, Direktor des 900-Betten-Hotels "Samos" in Magaluf vom Blatt zitiert. Zudem sei bisher "nicht ansatzweise klar, welche Sicherheitsvorschriften wir einhalten müssen". Auch die mallorquinische Hoteliersvereinigung FEHM ließ wissen, dass man auf genauere Anweisungen warte.
Die Zentralregierung hatte am Freitagabend mitgeteilt, dass am Montag neben den Balearen weitere zehn von insgesamt 17 "Autonomen Gemeinschaften" in die "Phase 1" des Deeskalationsplans eintreten dürfen, darunter das Baskenland und die Kanaren. In anderen Regionen, wie etwa Katalonien oder Valencia, sind Lockerungen nur in wenigen Gebieten erlaubt. Die katalanische Provinz Barcelona muss derweil ebenso wie Madrid vorerst in "Phase 0" verbleiben.
Die kleinen, kaum von dem Virus betroffenen Kanaren-Inseln El Hierro, La Graciosa und La Gomera sowie die Baleareninsel Formentera sind bereits seit einigen Tagen in der "Phase 1".
In ganz Spanien gilt seit dem 15. März und noch mindestens bis zum 23. Mai der sogenannte Alarmzustand. Im Rahmen der dritthöchsten Notstandsstufe ist auch eine strikte Ausgehsperre in Kraft, die erst vor einer Woche etwas gelockert wurde. Mit einem Vier-Stufen-Plan will die linke Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez das Land bis Ende Juni zu einer "neuen Normalität" führen.
Madrid ist vor Barcelona die von der Pandemie am schwersten getroffene Region des Landes. In der Hauptstadt, die eine eigenständige "Autonome Gemeinschaft" bildet, waren bis Samstag knapp 65.000 Infektionsfälle und fast 8600 Tote gezählt worden. Im ganzen Land gab es nach Behörden-Angaben mehr als 220.000 nachgewiesene Infektionen, über 26.000 starben mit Covid-19.
Quelle: dpa