Kaum geboren und schon missioniert

Die sogenannte Neugeborenentasche. (Bildquelle: bonifatiuswerk.de)

Die sogenannte Neugeborenentasche. (Bildquelle: bonifatiuswerk.de)

Vom Bonifatiuswerk heißt es dazu unver­blümt:

Das Bonifatiuswerk stellt sich mit die­sem Schritt zum einen einer welt­weit ein­ma­li­gen Situation: der Glaubensdiaspora in Ostdeutschland. Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung sind dort weder evan­ge­lisch noch katho­lisch noch gehö­ren sie einer ande­ren Religionsgemeinschaft an.

Aha, es sind also tat­säch­lich sogar drei Viertel der Ostdeutschen nicht­christ­lich… Dann muss der Zensus zumin­dest in die­ser Hinsicht wohl mehr mit Zensur als mit kor­rek­ter Zählung zu tun haben…

Die deutsch­land­weit wach­sende Zahl kir­chen­fer­ner Menschen kann aber nicht nur dem einst sozia­lis­tisch ori­en­tier­ten Osten geschul­det sein, denn vom Bonifatiuswerk ist – man höre und staune – auch dies zu ver­neh­men:

Katholische Christen erle­ben sich in Ostdeutschland gemein­sam mit evan­ge­li­schen Christen in der Minderheit gegen­über der gro­ßen Mehrheit der Nichtgläubigen”, erklärt Monsignore Austen die Glaubensdiaspora, die mitt­ler­weile auch in eini­gen west­deut­schen Großstädten anzu­tref­fen ist. Zum ande­ren nimmt das Bonifatiuswerk als Hilfswerk für den Glauben die soge­nannte “emo­tio­na­len Diaspora des Glaubens” wahr: „Insbesondere die wach­sende Zahl derer, die sich von Glaube und Kirche ent­frem­den, lässt in katho­li­schen Regionen eine neue Diaspora ent­ste­hen, in der spür­bar wird, was Alleinsein im Glauben bedeu­tet”, betont Monsignore Austen.

Also, mehr als 20 Jahre nach dem Ende der DDR greift in west­deut­schen Großstädten und ganz beson­ders in tra­di­tio­nell katho­li­schen Landstrichen eine „Entkatholisierung” um sich. Woran mag nun das wohl lie­gen? SED und DDR kann man das ja nicht mehr in die Schuhe schie­ben.

Diesem Trend will die Priesterkaste mit ihrem Bonifatiuswerk und der soge­nann­ten Glaubenshilfe begeg­nen und das Ruder wie­der her­um­rei­ßen. Dafür wer­den keine Kosten und keine Mittel gescheut. Es geht ja um die Missionierung mit allen Mitteln. Dazu im Detail wei­ter unten.

Was sagen die wacke­ren Mannen des hei­li­gen Bonifaz hierzu?

Mit der Glaubenshilfe för­dern wir mis­sio­na­ri­sches Engagement in ganz Deutschland”, erklärt Monsignore Austen. Mit sei­ner Glaubenshilfe för­dert das Bonifatiuswerk Personalstellen mit mis­sio­na­ri­scher Ausrichtung in den tra­di­tio­nel­len Diasporaregionen.

Aha, man finan­ziert sich also per geför­der­ter Stellen zunächst ein­mal höchst­selbst…

Aber die Missionierung erfolgt ja nun wirk­lich mit allen Mitteln (und Verführungstricks), denn das Bonifatiuswerk will „mit ein­präg­sa­mem Material Kirchengemeinden, Familien und katho­li­sche Institutionen in ihrem Bestreben, den Glauben wei­ter­zu­tra­gen” dienst­leis­tend zur Hand gehen.

Und zwar „mit einer Neugeborenentasche, einer Schulanfangsbox oder einem Glaubensrucksack“. Für deren Kosten müs­sen aller­dings die Beglückten (kon­kret deren Eltern und Anverwandte) selbst auf­kom­men.

Geschäftstüchtig heißt es:

Die Neugeborenentasche „mit dem wunderschönen Engel-Motiv ist für 10,50 Euro erhältlich”. Sie enthält folgende Materialien:
  • Engel-CD mit einfühlsamen Liedern
  • Engel-Büchlein im Taschenformat
  • Kinderbibel
  • Baby-T-Shirt
  • Babylätzchen
  • Segensfächer zu Geburt und Taufe
  • Info zum Elternbrief der DBK
  • Begrüßungsbrief von Bischof Dr. Joachim Wanke, Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonterenz
  • Eltern-Informationen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF)
  • z.T. Abo-Angebot Ihrer diözesanen Kirchenzeitung

Die Schulanfangsbox ist bereits für 9,90 Euro erhältlich. Die „grüne oder gelbe Brotzeitdose, auf der ein Regenbogen abgebildet ist, das Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen, unter dem zwei Schulkinder wie durch ein Tor ins Leben gehen” hat diesen Inhalt:

  • ein Fläschchen mit Weihwasser,
  • ein faltbarer Segenswürfel,
  • ein Buntstift und
  • Heiligenpostkarten zum Ausmalen,
  • ein Segenheftchen
  • sowie eine Glückwunschkarte von Erzbischof Becker.

Und schließlich der Glaubensrucksack “für neugetaufte Jugendliche und junge Erwachsene” mit diesem Inhalt (Hier fehlt eine Preisangabe.) enthält:

  • Bibel-Mini-CD-ROM (Einheitsübersetzung)
  • Zollstock „Maßstab Mensch”
  • Buch „Durchkreuztes Land”
  • Stundenbuch für (junge) Erwachsene „Zeit mit Gott” von Bischof Dr. Franz-Josef Bode
  • Begrüßungsbrief von Bischof Dr. Joachim Wanke
  • gepa-„Wegzehrung”
  • z. T. Abo-Angebot Ihrer diözesanen Kirchenzeitung

Und warum dies alles? Warum die­ses Missionieren um jeden Preis, warum ist der Priesterkaste hier­bei jedes Mittel recht?

Der Freigeist ant­wor­tet mit einer Gegenfrage: Warum ist denn im spä­ten römi­schen Reich das Christentum zur Staatsreligion erho­ben wor­den?

Ganz ein­fach: Weil mit die­ser Religion bes­tens erreicht wer­den kann, daß die da unten nicht gegen die da oben auf­be­geh­ren. Und gerade in Krisenzeiten ist das für die wirt­schaft­lich und poli­ti­schen Herrschenden beon­ders wich­tig. Wobei die christ­li­chen Großkirchen seit der Spätantike selbst zu den größ­ten Eigentümern an Grund und Boden und Kapital gehö­ren.

Siegfried R. Krebs


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