Katzen und synthetische Pheromone

Von Brigitte

Der Duft mancher Blumen übt auf Katzen einen gewissen Reiz aus. Dem Duft von Katzenminze oder Baldrian können nur wenige Katze widerstehen. Das ist auch Katzenfängern bekannt, die den Baldrian neben synthetischen Pheromonen als Lockmittel einsetzen, um die Katze aus ihrem Schlupfwinkel zu locken. Katzen gebärden sich – wenn sie Baldrian riechen – wie im Rausch oder in Ekstase, sie werden sogar „high“ davon.

Der Duft der Katzenminze (Nepeta cataria) ist nicht nur bei Hauskatzen, sondern auch bei Großkatzen beliebt. Das in Stiel und Blättern enthaltene Nepeta-Öl soll Katzen geradezu verrückt machen. Sie wälzen sich darin, um ihr Fell zu parfümieren und den Duft frei zusetzen. Der Trip beginnt mit intensivem Sniffen, die aufkommende Ekstase wird durch Kaubewegungen, Köpfchengeben, Seitenreiben, Wälzen, Rollen oder Flehmen gezeigt. Das Verhalten ähnelt einer sexuellen Erregung – ist aber keine, da auch kastrierte Katzen auf den Duft reagieren.

Die Intensität ist von Katze zu Katze verschieden, wobei nicht alle Katzen auf die Katzenminze ansprechen. Zu den Katzen, die sogar aggressiv auf den Duft reagieren, gehörte mein Kater Tom.

Der Trip dauert 5-15 Minuten, biochemisch sind die Reaktionen ähnlich wie bei LSD oder Haschisch. Die Nepeta-Ölmoleküle erzeugen im Riechzentrum des Großhirns psychedelische Reaktionen (= euphorische Trance- und Rauschzustände). Die Katze starrt entzückt, entrückt oder vielleicht sogar verrückt ins Nichts oder jagt einer Phantombeute nach. Auch im Baldrian (Valeriana officinalis) gibt es ein ähnlich wirkendes Öl.

Als Wundermittel kommen Baldrian, Katzenminze und synthetische Pheromone (Spray oder Duftstecker) viel zu häufig zum Einsatz, z.B. wenn Katzen unsauber werden, an den Möbeln kratzen, Stress haben, aggressiv werden oder von ihren Katzenhaltern die kleine Katzenschnauze voll haben. Dass ätherische Öle und bestimmte Düfte bei Katzen Stress auslösen können, wird dabei überhaupt nicht bedacht, denn schließlich reagieren nicht alle Katzen positiv darauf.

Ich bedaure auch alle Hunde, die bei Autofahrten „Duftbäumchen“ ertragen müssen, dabei völlig verrückt spielen und anschließend bei einem Hundepsychologen landen.

Sicher können Katzenminze und Pheromone in dem einen oder anderen Problemfall helfen, aber das „Mittel Nr. 1“ bei allen Verhaltensauffälligkeiten ist die Hinterfragung und Beseitigung der Ursache.

Welcher Mensch möchte schon in einem künstlichen Vakuum leben, ständig high sein, Köpfchengeben, sich auf dem Rücken wälzen und einem Phantom-Steak hinterher jagen?

Wer garantiert denn, dass künstliche Duftstoffe keine Nebenwirkungen haben oder Folgeschäden verursachen? Die Hersteller sicher nicht, denn Wundermittel lassen sich gut vermarkten, und die Frage nach den Begleiterscheinungen kann einzig und allein die Katze beantworten. Auf vielen Beipackzetteln steht, dass die Mittel nur für Katzen geeignet sind, nicht für Hunde oder Menschen!


Einsortiert unter:Katzenhaltung