Erschienen: Novmber 2012
Verlag: Red Bug Books
Genre: Jugendlitereatur
Für nur 5,99€ zum Download
Wie einmal legte mir das e-book Label Red Bug Books ein Jugendbuch ans Herz und da ich von Katrin Bongarts Flying Moon ja so positiv überrascht wurde, wagte ich mich auch an ihr nächstes Buch, dessen Titel mir immer wieder einen Ohrwurm verpasst.
Inhalt:
Frech, anarchisch, sexy – so cool war Radio noch nie. Eine Geschichte über das Radio machen, Freundschaft und die erste Liebe. Ein Piratensender in einem alten Grenzwachturm mit einem abgedrehten Programm? Rocco (16) ist fasziniert und muss die Radiocrew unbedingt kennenlernen. Radio Gaga bedeutet für Rocco Freiheit, Liebe, Musik – kurz alles, wofür es sich zu leben lohnt. Kurz darauf ist er tatsächlich dabei, lernt von John zu moderieren, verliebt sich in Ramona, prügelt sich mit Bert, flirtet mit Anna und geht auf Sendung mit Mika. Moderieren ist wie Fliegen, findet Rocco. Doch gerade als alles perfekt zu sein scheint, droht die Räumung des Wachturms. Einfach aufgeben? Kommt nicht in Frage. Freunde und Fans stehen der Radiocrew bei, es wird gefeiert und weiter gesendet. In den letzten intensiven Tagen von Radio Gaga erscheint alles klarer und auch Rocco erkennt, wen er wirklich liebt.
Rezension:
Ich hab irgendwie immer recht selten Bücher mit solch einer Thematik gelesen, in denen es einen männlichen Protagonisten gibt, der zusätzlich noch in der Ich-Perspektive steht. Waran das liegt kann ich nicht unbedingt sagen, aber es war interessant zu bemerken, dass es in der Entwicklung des Charakter keine großen Unterschiede zu Mädchen gibt, da es eben auch nur ein Teenager ist, der seine Probleme mit Familie, Freunden und der großen Liebe bewältigen muss.
Auch wenn es hierbei natürlich um die klassischen Jugendthemen geht, so hatte ich den Eindruck, dass das ganze doch etwas tiefgründiger verpackt ist. Das merkt man allein schon am dem kleinen Prolog, in dem mit wunderbar gewählten Worten die Stadt Berlin und überhaupt die ganze Atmosphäre der Geschichte beschrieben wird (Leseprobe hier).
Rocco hat den nötigen Identifizierungswert ohne, dass es irgendwie aufgedrückt wirkt, was ich sehr angenehm finde. Außerdem habe ich ihn mit der Zeit immer mehr liebgewonnen. Der sympathische Neuankömmling aus München mit Italienischen Wurzeln, der trotz der Klischeemöglichkeiten kein bisschen arrogant oder typisch südländisch wirkt. Das hat mir gleich von Anfang an gut gefallen und mit der Zeit wurde sein Wesen, welches sich erst durch die Perspektive des Ich-Erzählers richtig offenbart, immer naiver, so dass er mir schon fast Leid tut. Das ist eigentlich genau das, was er vermeiden will, aber nicht kann und dass das auch beim Leser ankommt finde ich sehr interessant. Auch von den restlichen Charakteren bekommt man einen ziemlich guten Eindruck, vor Allem natürlich von der Crew von Radio Gaga. In ihre spürt man sowohl den Zusammenhalt und die tiefe Freundschaft, als auch die Differenzen und Probleme, die sich hierbei bilden und bilden können.
Neben der Geschichte und den Charakteren hat mich an erster Stelle die Atmosphäre überzeugt, die ich hier ganz besonders mitempfinden konnte. Natürlich auch, weil es in meiner Heimatstadt Berlin spielt und ich diese Grenztürme kenne und mir deshalb ein ziemlich gutes Bild davon machen konnte. Von der Stadt an sich ist nicht so viel die Rede, was gar nicht mal schlimm ist, weil es nicht unbedingt handlungstragen ist. Zur Atmosphäre gehört aber vor allem die Chemie zwischen den Charakteren. Die genaue Handlung ist für mich dabei immer eher zweitrangig und hier ist das auch so. Denn auch wenn die Geschichte keineswegs langweilig oder trist ist, so habe ich es vor Allem genossen den Gesprächen und Moderationen im Radio Gaga Turm beizuwohnen. Man hatte nach einer Zeit wirklich das Gefühlt dazu zu gehören und ich wäre am liebsten selber auf mein Fahrrad gestiegen und zum Turm gefahren oder hätte einfach mein Radio auf die Radio Gaga Frequenz geschaltet.
Trotz der oft freundschaftlichen Stimmung, schreckt die Autorin hier nicht vor gewagten Themen wie Drogen, Sex und dem Tod zurück und setzt damit einen deutlich höheren Anspruch, der auch noch dadurch unterstrichen wird, das viel mit Bildern und Metaphorik gearbeitet wird. So ist Radio Gaga zwar ein Jugendbuch, richtet sich jedoch mehr an „ältere“ junge Leute, was ich gut finde, weil es irgendwie so ein Zwischengere ist, was zu wenig ausgefüllt ist und eben auch „Nicht-Leser“ an dieses Hobby heranführen kann.
Ich hatte also wieder viel (wenn nicht sogar mehr) Freude an einem Bongard Buch und war wieder einmal von mir selbst erstaunt wie ansprechend ich dieses Genre doch finde. Auf die angekündigten Fortsetzungen freue ich mich schon sehr und übrigens war das Buch ursprünglich als Drehbuch geplant und ich bin auch froh über die Umsetzung als Buch, weil sonst die Intention der Geschichte vielleicht nicht zu 100% entfaltet werden könnte. Aber was nicht ist kann ja noch werden und im Nachhinein kann ich mir eine Verfilmung durchaus verstellen (wenn man sich nicht allzu blöd anstellt), denn es reizt mich schon Mika, Ramona, John, Anna, Bert und natürlich Rocco im bewegten Bild zu sehen…