Kathrin Carbow singt! Mai 2009

Von Chrisslybaer

Konzert von Kathrin & Martin Carbow, Dylan Bell und Suba Sankaran am 27.05.2009

Kathrin Carbow singt!! Diese Nachricht verbreitete sich innerhalb kürzester Zeit wie ein Lauffeuer in der gesamten Schule. Unsere Chorlehrerin hatte im vergangenen Jahr eine Gesangsausbildung gemacht, für die sie alle sechs Wochen über das Wochenende den ganzen Weg nach Kopenhagen gefahren war. Diese Ausbildung hatte sie nun erfolgreich abgeschlossen, weswegen sie gemeinsam mit ihrem Mann, Martin Carbow, der selber ein weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannter Chorleiter ist, sowie den beiden kanadischen Künstlern Dylan Bell (ehemaliges Mitglied der A-cappella-Gruppe „Cadence“) und Suba Sankaran, die als „FreePlay Duo“ gerade auf Europatournee waren, zu zwei Konzerten Ende Mai lud.
Der erste Auftritt hatte bereits am 26. Mai in Hamburg-Altona vor einem recht kleinen Publikum stattgefunden. Doch das hatte sich in keinster Weise negativ auf die Stimmung ausgewirkt – im Gegenteil, durch den verhältnismäßig kleinen Raum war eine ganz besondere, persönliche Atmosphäre entstanden, die den Abend für jeden einzelnen der Zuschauer zu einem Erlebnis gemacht hatte, das man mit Sicherheit nicht so schnell wieder vergessen wird. Dazu hatten natürlich auch die eindrucksvollen Stimmen aller vier Künstler beigetragen, die (an beiden Abenden) von einer mindestens genauso tollen Band – bestehend aus Heinz Lichius (Schlagzeug), Christoph Oeding (Gitarre) und Jens Wrede (Bass) – begleitet wurden.
Nur einen Tag später war es dann endlich auch bei uns soweit! Vormittags fand zunächst für alle Mitglieder unseres Chors ein zweistündiger Workshop mit Dylan und Suba statt, bei dem wir unter Anderem unterschiedliche Techniken kennen lernten, mit denen man nur mit seiner Stimme verschiedene Instrumente – wie zum Beispiel eine Gitarre oder eine Trompete– imitieren konnte, ein kleines Stück einstudierten und etwas über „Vocal Percussion“ lernten, also die Möglichkeit, sich selbst mit schlagzeugähnlichen Beats zu begleiten, ohne jedoch ein Instrument zu verwenden, sondern lediglich auf die eigene Stimme zurückzugreifen.
Diese zwei Stunden hatten absolut ausgereicht, um uns alle restlos davon zu überzeugen, was für großartige Künstler wir hier vor uns hatten und was für eine riesengroße Ehre es dementsprechend war, mit ihnen singen zu dürfen. Und umso mehr freuten wir uns auf das Konzert am Abend, wo wir die Beiden zusammen mit Frau Carbow und ihrem Mann live erleben würden dürfen!
Nur wenige Stunden später war es dann auch schon soweit – es schlug 20 Uhr, Getränke und Kuchen für die Pause waren draußen bereitgestellt, der Saal war gut gefüllt– Showtime!

Eröffnet wurde der Abend von Frau Carbow, die ein wunderschönes, klassisches Lied sang – „Die Mainacht“ von Johannes Brahms –, mit dem sie nicht nur uns Schüler faszinierte (solche Töne waren wir von ihr eigentlich nicht gewohnt), sondern auch alle anderen Zuschauer nur noch staunen ließ. Ihre Stimme passte so unglaublich gut zu diesem Song, dass es wahrscheinlich keinen besseren Anfang für dieses Konzert hätte geben können. Doch wer dachte, dass es nach diesem Song schon nicht mehr besser kommen könnte, lag total falsch: gleich danach performte sie „Does anybody out there even care“ von Lenny Kravitz, einen kraftvollen Song, der im Gegensatz zu dem vorherigen Lied stand, aber mindestens genauso toll klang. Falls es aus unerklärlichen Gründen noch bis zu diesem Zeitpunkt auch nur einen einzigen Menschen im Saal gegeben hatte, der an der Qualität ihrer Stimme gezweifelt hatte oder sie gar auf die einer „herkömmlichen, durchschnittlichen Chorlehrerin“ reduziert hatte, wurde spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Ohne Übertreibung – solch eine außergewöhnliche und tolle Stimme hatte man in unserer Schule schon seit einer langen Zeit nicht mehr vernehmen können!!
Ihr drittes und vorerst letztes Lied kündete sie mit den Worten an, dass sie während ihrer Ausbildung in Kopenhagen unter Anderem sehr viel über verschiedene Gesangstechniken gelernt hatte, von dem sie aber einiges aber auch ganz schnell wieder vergessen wolle, um „einfach zu singen“, damit etwas entstünde, „das man nicht erklären kann“. Davon handle der nächste Song. Sie hatte nicht zu viel versprochen, auch diesen Song sang sie wieder so gefühlvoll und schön, dass der eine oder andere emotional angelegte Zuschauer sogar schon ein kleines Tränchen im Auge hatte. Dabei hatte der Abend gerade erst angefangen!
Als Nächstes war jetzt ihr Mann Martin an der Reihe, der zunächst den Song „All of me“ und anschließend ein Lied spielte, das wohl jedem Einzelnen im Saal bekannt war – „Take me home, Country Roads“ –, so dass man fast dazu verleitet wurde, leise mitzusingen. Zu seiner bemerkenswerten Stimme und seinem absolut professionellen Klavierspiel kamen noch die Stimmen von Dylan und Suba, die als Backgroundsänger fungierten und ihn im Refrain unterstützten. Ein Song, der wirklich Spaß machte!
Nachdem die beiden Carbows ihre Songs gesungen hatten, kamen jetzt Dylan und Suba allein auf die Bühne. Schon früh wurde auch all denen, die die beiden noch nie singen gehört hatten, klar, dass sie keine durchschnittlichen, mittelmäßigen Sänger waren, sondern einmalige und außergewöhnliche Künstler: Ihr Repertoire begann mit einem Ausschnitt des „wohltemperierten Klaviers“ von Johann Sebastian Bach, den sie für zwei Stimmen umgeschrieben hatten und nun ohne Instrumente, also auch ohne Klavier, sangen. Der Song klang natürlich anders als das Original – da es schließlich ein meilenweiter Unterschied ist, ob man ein Stück singt oder auf einem Instrument spielt – aber trotzdem hatte er eine fesselnde Wirkung, da er den enormen Tonumfang, den beide beherrschten, gleich von Anfang an zur Geltung brachte. Ein beeindruckender Einstieg! Nicht nur ich, die das Konzert jetzt bereits zum zweiten Mal erleben durfte, sondern auch das gesamte restliche Publikum war restlos begeistert von den beiden Kanadiern und dementsprechend fiel auch der Applaus am Ende des Stückes aus.
Auf den eher sanften Einstieg folgten noch drei weitere Songs, von denen für mich vor allem der zweite – „One Note Samba“ von A.C. Jobim – herausstach, da er über längere Strecken (so gut wie die gesamte Strophe über) tatsächlich nur auf einer Note gesungen wurde, was verständlicherweise eine unglaubliche Präzision der Stimme erfordert. Doch Suba meisterte dies ohne jegliche Probleme, so dass es auch hier einfach nur Spaß machte, zuzuhören.
Bevor die Pause begann, betraten dann noch einmal alle vier Künstler die Bühne und performten gemeinsam einen tollen Song, „Miss Celie's Blues“ von Quincy Jones, bei dem Frau Carbow die Hauptstimme sang und damit noch ein weiteres Mal ihre Gesangskünste unter Beweis stellte. Zusammen mit ihrem Mann am Klavier und Dylan und Suba als gesangliche Unterstützung schaffte sie einen perfekten Abschluss für die erste Hälfte des Konzerts.

Nach einigen Minuten, bei denen die ersten begeisterten Zuschauer schon ihren Geldbeutel erleichterten, die eine oder andere CD kauften und sich am Kuchen- und Getränkestand stärkten, ging das Konzert weiter, und das genauso erstklassig, wie es aufgehört hatte. Wieder war Frau Carbow an der Reihe und sang erneut drei Lieder: einen Song der Schwedin Viktoria Tolstoy, danach die wunderschöne Ballade „One Flight Down“ von Norah Jones und zu guter Letzt „I don’t want to see you cry“ von Silje Neergard. Mit allen drei Songs ließ sie garantiert keinen Einzelnen im Saal unberührt, so dass der letzte Songtitel nicht ganz einfach umzusetzen war – diese Stimme zusammen mit diesen Titeln trieb einem automatisch die Tränen in die Augen... Und wenn man sich unauffällig umschaute, so erkannte man bei dem einen oder anderen ein zufriedenes, fast schon seliges Lächeln auf dem Gesicht – ja, unsere Frau Carbow ist schon etwas ganz Besonderes!
Aber auch der zweite Auftritt ihres Mannes hatte es wieder in sich – er begann mit dem selbst geschriebenen Song „I wanna lose“, den er mit den Worten ankündigte, dass es darin um einen Mann seines Alters und seiner Statur ginge, der erkannt hätte, dass er bei einem Streit mit seiner Ehefrau niemals gewinnen könne und aus diesem Grund bei einer Auseinandersetzung freiwillig aufgeben würde. Da zu diesem Zeitpunkt alle schmunzelnd zu Frau Carbow blickten, fügte er noch schnell hinzu, dass der Song selbstverständlich nichts mit ihm oder seiner Frau zu tun habe. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, inwieweit er ihm das abnimmt. Ich persönlich war ja nicht wirklich überzeugt...
Aber auch in dem nächsten Song – „Everything Happens to me“ – tauchten einige Passagen auf, deren Übersetzungen (sinngemäß) in etwa „Und dann bin ich auch noch ausgerechnet dir begegnet… Warum passiert so etwas gerade mir?“ lauteten. Zufall oder Absicht? Sollte man sich vielleicht doch Sorgen um die Ehe der Carbows machen?
Sein dritter Song war „Wendy the Cat“, ebenfalls ein selbst geschriebener Song, bei der er wieder von den beiden Kanadiern gesanglich unterstützt wurde. Nach einem riesengroßen Applaus war auch für ihn erstmal Pause.
Schon waren wieder Dylan und Suba an der Reihe, die insgesamt 4 Songs performten, von denen einer auch auf dem aktuellen Album der Beiden vertreten ist: „Goodbye Pork Pie Hat“ von J. Mitchell und C. Mingus, eine Ballade. Die anderen drei Songs verteilten sich auf die verschiedenen Genres, so dass es auch noch gegen Ende des Konzertes nicht langweilig wurde, ganz im Gegenteil! Das Publikum war natürlich erneut begeistert.
Nach dem überwältigenden Applaus am Ende des vierten Songs kündeten sie sogar eine Zugabe an! Das hatte es am Vorabend nicht gegeben, nach dem vierten Lied war einfach Schluss gewesen, so dass dieser Song auch für mich und die wenigen Anderen, die am Vorabend auch schon anwesend gewesen waren, neu war. Zu Recht ernteten sie für diesen Song ebenfalls großen Applaus.
Doch noch war das Konzert nicht zu Ende – eine Zugabe aller vier Künstler stand noch an! Nach einigen Worten des Dankes sangen sie noch einmal alle zusammen „Take me home, Country Roads“, wobei das Publikum diesmal ausdrücklich von Frau Carbow dazu aufgefordert wurde, mitzusingen. Das ließen sich die begeisterten Zuschauer nicht zweimal sagen und so sang der gesamte Saal den Refrain mit.
Jetzt war dann leider aber auch wirklich Schluss – wer vielleicht auf eine weitere Zugabe gehofft hatte, tat dies vergebens. Aber mittlerweile war es auch schon nach halb elf, so dass sich die Besucher unter Umständen noch zum Kauf einer CD hinreißen ließen, bevor sie sich dann aber recht bald auf den Nachhauseweg machten. Die Künstler packten ebenfalls ihre Sachen zusammen – Verstärker, Mikrofone, Koffer, Wasserflaschen, CDs, Instrumente und was sie sonst noch alles so dabei gehabt hatten – und ließen den Abend ausklingen.

Es wäre vermutlich die Untertreibung des Jahres, hier von einem „recht gelungenen Abend“ zu sprechen. Das ganze Konzert, von der ersten bis zur letzten Minute, war ein unglaublich beeindruckendes musikalisches Spektakel, das ich mir für kein Geld der Welt hätte entgehen lassen wollen! Mit Dylan Bell und Suba Sankaran hatten wir zwei echte Stars zu Gast in unserer Schule, was für uns alle eine riesengroße Ehre bedeutet!
Selbstverständlich bedeutet das aber nicht, dass die Auftritte der beiden Carbows darunter anzuordnen sind – mit ihren großartigen Stimmen (und natürlich auch ihren ebenso tollen Klavierkünsten) haben sie es geschafft, den Abend wirklich perfekt werden zu lassen! Alle, die diesen tollen Abend aus welchem Grund auch immer nicht miterleben konnten, sind wirklich nicht zu beneiden, da es so etwas mit Sicherheit so schnell nicht wieder geben wird!
Deswegen einen riesengroßen Dank allen, die dieses Konzert ermöglicht haben – allen voran Kathrin und Martin Carbow für ihren tollen Einsatz, durch den Suba Sankaran und Dylan Bell erst zu uns gekommen sind und natürlich allen vieren (und der tollen Band) dafür, dass sie gemeinsam diese Konzerte veranstaltet haben, die uns allen bestimmt ewig in guter Erinnerung bleiben werden! Und wer weiß – vielleicht dürfen wir ja irgendwann noch einmal so einen wunderschönen Abend erleben. Ich wäre auf jeden Fall sofort dabei!!!

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