Wellness im alten Rom:/Blick in ein antikes römisches Bad in Bath/UK/Victor Maschek / Shutterstock.com
Bad und Sauna pflegt, hilft und entspannt. Das wussten schon die alten Griechen und Römer, bei denen das Bad als Ort des Luxus galt und Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens war. In den Thermen wurde geklatscht, gelacht, politisiert – und gesündigt.
Das Bad ist so alt wie die Menschheit. Archäologische Funde beweisen: Nicht nur Ägypter, schon die mesopotamischen Hochkulturen vor gut 4500 Jahren besaßen großzügige Baderäume. Zu einem integralen Bestandteil der Lebenskultur wurde das Baden mit seiner heilenden, pflegenden und entspannenden Wirkung im antiken Griechenland.
Von Homer wissen wir, dass bereits die frühesten Griechen im 8. Jahrhundert vor Christus die erquickende Wirkung eines Bades zu schätzen wussten. Vom antiken Held und Irrfahrer Odysseus wird berichtet, er habe sich nach einem Raubzug zunächst im Meer gereinigt, um sich dann von der Zauberin Kirke ein warmes Bad in einem Zuber bereiten zu lassen. Tatsächlich war bereits zu Homers Zeiten eine Badewanne Bestandteil und Zeichen eines vornehmen Haushalts.
Im alten Griechenland war das Bad bereits in den Alltag integriert
Dabei diente das Baden und das Wasser allgemein nicht nur der Reinigung des Körpers, sondern auch als Seelenmasseur. Zuletzt war es auch ein großes Kommunikationszentrum. Das Baden war überall im weitläufigen Groß-Griechenland voll ins tägliche Leben einbezogen.
In den ersten öffentlichen Bädern des alten Hellas traf man sich mit Freunden – zum Plaudern, zum Austauschen des neuesten Stadtklatsches und nicht zuletzt zum hitzigen Politisieren. Kein Wunder, dass die großen Dichter und Denker – ob sie nun Pythagoras, Pindar und Euripides hießen – ein Hohelied auf das Bad sangen. Und dabei auch die Heilkraft des wohligen Nass rühmten und priesen.
Hippokrates, Urahn der modernen Wasserheilkunde
Eine Heilkraft, die Hippokrates der berühmteste Arzt der Antike und Vater der Heilkunde, für die Menschheit entdeckte. Wasseranwendungen zu Heilungszwecken fanden in zahlreichen Kurorten wie Kos, Korinth oder Athen Verwendung. Das berühmteste Heilbad stand in Epidaurus, das mit Liegehallen, Musen und Sportanlagen fast wie ein modernes voll funktionstüchtiges Heilbad ausgestattet war.
Aber erst die Römer machten mit ihrem technischen Know-how das Badewesen zu einem gesellschaftlichen Ereignis der ersten Ordnung. Die römischen Bäder waren kunstvolle, prachtvoll ausgestattete Gebäude und Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.
Die Römer schufen die ersten Thermen und Prachtbäder
Großartige Privatbäder oder von den Kaisern dem Volk geschenkte öffentliche Bäder schmückten das städtische Treiben. Sie boten teilweise bis zu 1000 Menschen Platz und waren an den Wänden mit kostbaren Mosaiken und Malereien verziert.
Sie prägten entscheidend die römische Kultur, indem sie als Orte der Kommunikation, aber auch als Repräsentanten von Reichtum und Macht fungierten.
Technisch ermöglicht wurden diese den modernen Themenenbädern in Ausstattung und Stil überraschend ähnlichen Badepaläste durch die Äquadukte, die damaligen Kunstwerken der Sanitärtechnik, die nicht nur die städtische, sondern auch die unterirdische Wasserversorgung sicherstellte.
Ebenso wichtig war die Erfindung des Hypocaustum, einer Luftheizung, durch die die Räume erwärmt werden konnten – die Thermen waren geboren.
Wellness im Altertum: Unter den Römern entstanden die Thermalbäder
Die Römer verbrachten in den vielfältigen Thermalbädern nicht selten mehrere Stunden. Und folgten dabei einem festen Ritual.
Nach einer gemütlichen Plauderrunde im lauwarmen Tepidarium ging es ins Caldarium, einer grossen Badewanne, um zu schwitzen und sich zu entspannen. Es folgten ein Gang ins Heißdampfbad oder gleich der Sprung ins Frigidarium, einem Kaltwasserbecken, und später ein paar Runden im großräumigen Schwimmbad, um seine Glieder wieder zu bewegen.
Von der gesteigerten Lebensfreude der Römer durch die Badetempel profitierten auch die Provinzen des eroberten Weltreiches. Die Thermen wurden zum kulturellen Exportschlager – es fanden sich auch im fernen Kleinasien oder auf der englischen Insel Überreste römischer Thermalbäder.
Dekadenzerscheinungen am Ende des römischen Reiches
Gegen Ende der römischen Weltherrschaft wurden die Badeanstalten immer mehr zu “Kathedralen des Fleisches”, wie ein Kulturhistoriker griffig formulierte. Aus den riesigen Reinigungs- und Pflegeanstalten waren Orte für erotische Abenteuer und sexuelle Ausschweifungen geworden.
Vladimir Krizek, Kulturgeschichte des Heilbades, Leipzig 1990;
Gernot v. Han/Hans-Kaspar v.Schönfels, Von der Heilkraft des Wassers, Augsburg 1986
Christoph Marx
Der Münchner Christoph Marx ist freier Publizist, Lektor und Redakteur und lebt und arbeitet in Berlin. Er veröffentlichte bzw. verantwortete inhaltlich zahlreiche Werke, v.a. zu historisch-politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Themen.
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