Independent Bookworm90 SeiteneBook: 2,99 €Taschenbuch: 5,99 €
Studiert man Germanistik, stolpert man irgendwann zwangsweise über die Gebrüder Grimm, denn diese gelten als Begründer dieses Fachs. Auch ich liebe - ganz fachgetreu - die Brüder, vor allem Jacob. Und so kam es mir wirklich mehr als gelegen, als Katharina Gerlach mich bat, ihre Waldhütte zu rezensieren.
Bei Die Waldhütte handelt es sich um eine Neuerzählung des Märchens Das Waldhaus, welches im Anhang des Buches im Übrigen auch nachgelesen werden kann. (Großer Pluspunkt! Bei diesem Märchen handelt es sich um eines der weniger bekannten der Brüder.) Tessa, eine junge Mechanikerin, ist eine begabte Erfinderin. Doch ihr Geschick wird ihr zum Verhängnis, als Prinzregent Jorge den König vom Thron stürzt und die Technik als Feind der Zauberei aus dem Königreich verbannt. Denn allein die Mechanik kann den Fluch, der auf dem gefangenen König und dessen Familie lastet, brechen. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln muss Tessa ihr Leben riskieren, den König zu retten. Die Adaption ist definitiv mehr als gelungen. Es handelt sich um eine eigenständige Geschichte, die dennoch deutliche Verwandtschaft zum Original zeigt. Die Personen hat Gerlach gekonnt gezeichnet, sie wirken trotz der Kürze sehr vertraut. Natürlich baut man als Leser auf nur knapp 90 Seiten keine Beziehung zu den Protagonisten auf, dafür aber hat Gerlach die Personen doch schon recht greifbar gestalten können. Die Sprache war sehr flüssig und angenehm zu lesen, allein die teilweise etwas flapsige Ausdrucksweise erinnerte mich daran, dass es sich um kein Märchenoriginal handelte. Denn den Märchenton hat Gerlach bis auf jene Stellen wirklich sehr gekonnt getroffen. Es handelt sich daher insgesamt um ein wirklich sehr gelungenes, modernes Märchen. Ich habe nichts auszusetzen.