Kate Atkinson: „Die Unvollendete“


Kate Atkinson: „Die Unvollendete“Auf gut 585 Seiten wurde mir die endlose, nicht enden wollenden, immer wieder neu beginnenden Lebensgeschichte von Ursula Todd erzählt. Ein Buch für das man wirklich einen sehr langen Atem braucht. Am Anfang fand ich es noch sehr spannend, dass Ursula Todd ihre Fehler wiedergutmachen kann und im Leben dieselben Stationen immer wieder und mit anderem Ende durchlebt.
Allein von ihrer Geburt, am 11. Februar 1910, einer verschneiten Winternacht gibt es x unterschiedliche Versionen. Mal schafft es der Arzt rechtzeitig, mal ist der Vater dabei, mal nicht… Mal erstickt sie an der Nabelschnur, andere Male wird sie heldenhaft gerettet oder wiederbelebt. Es geht also immer weiter und Ursula Todd wächst im ländlichen England als drittes von fünf Kindern auf. Die ländliche Idylle und London wechseln sich dabei als Handlungsorte ab. In verschiedenen Szenarien ihrer Kindheit lebt oder stirbt Ursula Todd; bzw. jedes Mal wenn sie stirbt, lebt sie plötzlich wieder und kann dem nahenden Tod aus dem Weg gehen. Sie kann ihre Fehler sozusagen vorherahnen. Jedoch trifft dadurch das tödliche Schicksal oft andere Personen. Also wieder das gleiche: mal stirbt ihr Lieblingsbruder, was der gesamten Familie das Herz bricht, dann wiederholt sich die Szene und geht anders/glücklicher aus. So gibt es natürlich nicht eine Handlungsgeschichte, die sich jetzt zusammenfassen lassen würde, sondern tausend mögliche Varianten, die ich hier unmöglich alle aufzählen kann.
Als Ursula eine junge Erwachsene ist, bricht der Zweite Weltkrieg aus. Der richtige Schauplatz für viel Drama. Endlos lang ziehen sich Versionen über unterschiedliche Bombenexplosionsszenarien bis fast jede Figur mal an der Reihe war zu sterben. Dafür braucht man beim Lesen schon sehr viel Geduld. Auf die Spitze getrieben ist natürlich die Variante, in der Ursula mit einem Nazi verheiratet ist und auf dem Obersalzberg lebt. Einfach lächerlich. Und zu guter Letzt kommt die Szene, in der sie Hitler in einem Café in München erschießt, weil sie natürlich die grausamen Ereignisse vorherahnen kann und abwenden will.
Ich muss ehrlich sagen, das Buch hat mich nicht zum nachdenken angeregt und gegen Ende war ich davon nur noch genervt und wollte durch sein. 585 Seiten sind einfach zu viel. Ein paar Szenen weniger hätten der Geschichte sicherlich gut getan. So wurde es einfach nur noch langatmig und verwirrend, da man nichts aus diesen tausend Lebensversionen der Ursula Todd schließen kann. Schon nach der Hälfte des Buches kann man eigentlich aufhören zu lesen, weil das was noch kommt einem nichts Neues mehr gibt. Es tut mir leid das zu sagen, aber ich konnte es nicht erwarten, endlich ein anderes Buch lesen zu können und freue mich richtig darauf.
Liebe Grüße
Mad

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