Katalanischer Victimismus: Klar, einfach, falsch, doch erfolgreich!

Weise Worte von Francesc de Carreras, Professor für Verfassungsrecht an der Autonomen Universität Barcelona, UAB am 09.01.2013 in der LA VANGUARDIA:

In der aktuellen Debatte über die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien wird viel über die gemeinsame Geschichte geredet und über die historischen Gründe der Probleme mit Spanien. Aber die Historiker schweigen und ihr Schweigen ist eine Form der Anpassung an die vorherrschende Meinung. Diese Meinung lässt sich in einem Satz zusammen fassen „Seit dreihundert Jahren unterdrückt Spanien Katalonien und beutet es aus!“ Eine klare und direkte Aussage. Einfach und falsch! Aber sie ist erfolgreich…

Jüngst (bezogen auf 2013!) hat sich ein bedeutender Historiker in diese Debatte eingemischt. Es ist kein Geringerer als der Brite John H. Elliott. Mit seinen 82 Jahren macht er in seiner Heimat Oxford Aussagen von beneidenswerter Klarheit. In seinem letzten Buch (bezogen auf 2013!)  Geschichte machen!, Taurus, 2012, geht er auch auf die aktuelle Situation Kataloniens ein. Elliott ist vermutlich  die anerkannteste Autorität der spanischen Geschichte des 16. und 17. Jahrhunderts? Ausserdem ist er ein profunder Kenner Kataloniens. Nachdem er in Cambridge sein Diplom abgelegt hatte, kam er in den frühen 50er Jahren nach Barcelona und lebte hier lange genug um fließend Spanisch und Katalan zu beherrschen. Er war Teil des wissenschaftlichen Lebens der Zeit und pflegte Freundschaft und intellektuellen Austausch mit Jaume Vicens Vives und dessen Denkschule.

Vives hatte schon vor dem Krieg eine kritische Position eingenommen zur vorherrschenden romantischen Denkweise über die katalanische Geschichte. „Als ich sah, was Vives machen wollte, nämlich die Geschichte Kataloniens zu entmystifizieren, fand ich mich sofort an der Seite dieser Gruppe wieder. Mir war klar, welche Gefahr die Mythologisierung bei der Bildung von kollektivem und nationalen Bewusstsein darstellte!“

Katalonien habe 1714 keine demokratischen Freiheiten verloren, die es früher besaß!

Doch der frühe Tod von Jaume Vicens Vives im Jahre 1960 beendete den Versuch mehr Sachlichkeit in die Geschichtsschreibung Kataloniens zu bringen und ein, zwei Generationen von Historikern pflegte den katalanischen Victimismus bis zum heutigen Stand, wo die Menschen in Katalonien für alles Unbill Madrid, Spanien verantwortlich machen. Es gäbe Politiker, die diesen Umstand ausnützten (sic!) und ihre eigene aktuelle Unfähigkeit damit maskierten! Die eigentlichen Probleme würden nach der Methode „haltet den Dieb“ camoufliert.

Ein guter Teil der aktuellen katalanischen Historiker beteiligen sich als Komplizen an dieser Situation. Sie werden gehätschelt, subventioniert und liefern Gefälligkeitsgutachten ab, Andere schweigen wider besseres Wissen.

Warum wird nicht erklärt, daß die Katalanen 1714 nichts verloren haben im Spanischen Erbfolgekrieg, was sie zuvor besessen hätten? Warum wird nicht erklärt, dass die Katalanen zuvor unter den Österreichischen Herrschern zwei Jahrhunderte der Misere und des Elends erlebt hatten? Warum wird nicht erklärt, dass die wirtschaftliche Blüte- und Erfolgszeit Kataloniens unter den Bourbonen-Herrschern im 18. Jahrhundert begann? Warum wird nicht eingestanden, daß die katalanische Wirtschaft des 19. und 20. Jahrhunderts bis in die 60er Jahre hinein von Madrid protektionistisch geschützt worden ist?
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https://de.wikipedia.org/wiki/John_Huxtable_Elliott

http://www.lavanguardia.com/opinion/articulos/20130109/54358916974/elliott-y-el-debate-catalan-francesc-de-carreras.html


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