Das Buch mit dem Untertitel “Liberale und konservative Reformer einer Weltreligion” will ich nicht grundsätzlich verreißen. Aber es ist ein Buch von Religionswissenschaftlern für Religionswissenschaftler. Und so kaum lesbar für Laien wie mich.
Andererseits ist es aber auch bitter nötig, sich darüber zu informieren, wie und ob sich der Islam anders darstellen lässt als es uns die Medien zeigen (Stichwort: Islam = Islamist). Die aktuellen Ereignisse um den Schul-Bet-Streit und Sarrazins Verbalentgleisung zeigen deutlich auf, dass dieses Thema hochaktuell ist.
Nach Auffassung der Herausgeber ist der Islam derzeit auch damit “beschäftigt”, sich selbst zu reformieren. Es gibt Strömungen und Denker, deren Islambild geprägt wird von der Moderne (im westlichen Sinne) und die versuchen, die harten Fakten und Lehren, wie sie der Koran vorgibt, anders und in eher menschrechtlichem Sinne zu definieren; umzudeuten.
Dies fällt mir persönlich jedoch schwer, nachzuvollziehen. Ich habe das bereits im Zusammenhang mit Shirin Ebadi’s Autobiographie angemerkt: es gibt – für mich – nicht sonderlich viel anders zu interpretieren wenn der Koran die Frau als nur halb so viel Wert befindet wie den Mann. Dann fällt es mir schwer, daraus eine menschenrechtskonforme Lesart zu entwickeln oder nachzuvollziehen.
Interessante Ansätze gibt es jedoch in jedem Falle. Islamische Denker wie Fethullah Gülen oder Muhamad Husain Fadlallah gehen sehr weit in ihrer Interpretation des Koran. Sogar so weit, dass sie sagen: dieses Dokument ist eines, das gesehen werden muss als eine Art Lebensanweisung, die zur Zeit Mohammads als modern anzusehen war. Heute jedoch nur noch erzählerischen Charakter haben kann; da die Entwicklung weiter gegangen ist.
Das sind tatsächlich Gedanken, die denen der (christlichen) Aufklärung schon sehr nahe kommen.
Der Islam steht nicht grundsätzlich zu den Werten der Moderne im Widerspruch. Viele fordern ein neues Isalmverständnis. Diese hierzulande wenigen bekannten Ansätze stellt dieses Buch vor. (Quelle: Aus dem Klappentext)
Das ist – wie gesagt – richtig. Aber leider ist dieses Buch nur einer Fachleserschaft zuzumuten (zu der ich mich nicht zähle) und daher nur sehr bedingt zu empfehlen.
Schade. Denn gerade dieses Thema verdient auch und insbesondere in Deutschland vermehrter Aufmerksamkeit.
Nic