Käse, Champagner oder Whiskey? Ein Text muss reifen

Käse, Champagner oder Whiskey? Ein Text muss reifen

Da sitze ich nun, hochmotiviert endlich den Artikel zum Thema kreatives Schreiben für den Workshop meiner lieben Freundin Alex zu verfassen…. und dann? Alles Käse. Mir fällt nichts ein. Ok ich mag Käse. Ich mag auch Whiskey. Champagner mag ich nicht.
Aber finde ich Käse nun so interessant dass ich ihm kostbare Zeilen Text in meinem Blog widmen kann? Gut, thematisch passt es ganz gut. Ich veröffentliche sehr gern Rezepte hier im Blog. Auch schon mal mit Käse. Ich habe auch ein Buch über Käse. Wirklich. Aber ich habe es nicht gelesen. Sollte ich jetzt vielleicht doch mal. Dann wüsste ich jetzt sicher mehr zu schreiben.

Käse und ich, wir sind noch nicht so lange Freunde. Früher mochte ich nämlich keinen Käse. Käse war für mich nur labberiger Frühstücks-Aufschnitt aus der Packung und wurde von meiner Mutter nicht freiwillig gekauft. Geschmacksneutral wie ein Stück Pappe. In der Schulkantine gern untendrunter mit einem guten Zentimeter Butter auf ein vollwertiges Brötchen geklebt und mit einer vertrockneten Gurke garniert, die nur noch so gerade als solche zu erkennen war, immer einen hellen, wäßrigen Fleck auf dem Labberkäse hinterlassend, und am Ende der großen Pause meist an der Decke des Schulflures klebend.

Meine zweite Erinnerung an Käse ist das, was mein Vater am Abend auf sein Brot zu legen pflegte. Und da lag das Augenmerk weit weniger auf dem Geschmack des Belages als auf den Versuch, der Familie gründlich das Abendbrot zu vermiesen. Zumindest kam es uns Kindern so vor. Denn warum sollte man etwas essen, das stank wie frisch ausgezogene Schuhe nach einem langen Tag? Etwas, das im Kühlschrank schon in Quarantäne lag und durch zwei Tupperdosen hindurchstank?
Für uns Kinder war es ziemlich eindeutig, dass es keinen Sinn ergab, sich so etwas in den Mund zu stopfen. Danbo war ja noch harmlos. Harzer Roller fast neutral. Doch wenn wir beim Wochenendeinkauf in den Einkaufswagen spähten und den “Knirps” entdeckten, dann zog es uns schon im Supermarkt die Schuhe aus…

Mein Mann Mark hat auch so einen Lieblingskäse: Domedectrine nennt er sich. Ein französischer Weichkäse. Da kann ich schon auf der Straße riechen, wenn jemand die Kühlschranktür geöffnet hat.

Käse und ich wurden also viele Jahre keine Freunde. Weitere Exkursionen in die Käsetheke ergaben auch nur Ausblicke auf Schmelzkäse, da läuft einem ja schon beim lesen des Namens auf der Packung ein kleiner eiskalter Schauer über den Rücken, beim Blick auf die Zusatzstoffe dann erst recht *g*.
Auch ganz toll: “Erdbeerkäse”. Was ist das denn? Laut eines beliebten Videos auf YouTube aus der Reihe “Frauentausch” ein besonders hochwertiger und natürlicher und damit empfehlenswerter Beitrag zur vollwertigen Ernährung von Kindern. Wo sonst sind “Kindermilch”, naturidentische Aromen und künstlich zugesetzte Vitamine so kunstvoll unter Zuhilfenahme sämtlichen Könnens der Lebensmittelindustrie zu einer quietschrosa Streichcreme vereint?

Nein nein. Alles das ist doch Käse oder? Oder etwa nicht?
Meine Käsekarriere begann dann vor ein paar Jahren bei der Mutter meines damaligen Freundes.
Sie hat meine Sinne geweckt und aus meinem hausfraulichen Basiswissen über die Küche und handwerklichem Geschick, dass ich meiner eigenen Mama zu verdanken habe, einem guten Repertoire aus klassischer Hausmannskost im Gepäck und meiner sowieso schon vorhandenen Lust zum Kochen, eine Leidenschaft gemacht.

Leidenschaft für besondere Zutaten und für feine Aromen. Für Kräuter, Gewürze und Extrakte die ich bis dato nicht kannte. Ich saß Stundenlang bei ihr am Küchentresen mit direktem Blick in Schüsseln, Pfannen und Töpfe und habe beobachtet wie sie kocht. Wie sie mixt und experimentiert. Schmeckt, probiert, schnuppert, hiervon ein bisschen und davon ein bisschen… Das waren ganz neue Welten, die sich da für mich auftaten. Kochen war für mich vorher eher gutes Handwerk als eine sinnliche Erfahrung.

Ihr größter Spaß war es, Gerichte nachzukochen, die sie in feinen Restaurants gegessen hat, ohne zu wissen was eigentlich genau enthalten war. Sie hat die Rezepte “zusammengeschmeckt” ….Und am Ende war ich immer fasziniert von dem, was sie uns gezaubert hat.

Bei ihr lernte ich dann auch Käse neu kennen. Da sie eine Vorliebe für das Besondere hatte, fanden auch immer wieder andere Käsesorten den Weg auf den familiären Esstisch und ich lernte, dass Käse auch mild und cremig sein kann, zart riechen und trotzdem würzig schmecken kann. Manchmal nur ein Baguette zur Begleitung braucht. Oder ein gutes, kräftiges Glas Rotwein.
Eine neue Leidenschaft war geboren.
Die Liebe zu dem Mann hat nicht gehalten. Aber der Käse und ich sind doch noch Freunde geworden.

Heute liebe ich es immer noch, mit dem Mann den ich geheiratet habe, vor der Käsetheke zu stehen und neue Sorten zu probieren. So viele neue Eindrücke sind inzwischen hinzugekommen, die meine Geschmacksknospen immer aufs Neue herausfordern.
Inzwischen mag ich Blauschimmelkäse, Camembert, Ziegen- und Schafskäse, Gruyere und Tete de Moine – nur mit ein paar Weintrauben dazu und ganz besonders Morbier – eine sehr würzige französische Sorte mit einem charakteristischem streifen Planzenasche in der Mitte die dem halbfesten Schnittkäse aus der Region Franche-Comté sein ganz besonderes Aroma verleiht.


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