Karten-Weisheit: Tanzen lernen

Von Perfektwir

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Nachdem der Morgen einen Orkan an Gefühlen und Handlungen gebracht hat – ausgelöst durch einen nicht verfügbaren, da eben gewaschenen Fleecepullover, einer daraus folgenden Anziehverweigerung, und Eltern, die sich einig waren, dass ein fehlender Fleecepullover kein Grund für einen freien Morgen ist und deshalb alles (alles!) daran setzten, dass ihr Kind rechtzeitig chindsgifertig war – also nach einem solchen “Storm”, fallen meine Tanzschritte heute einigermassen grimmig und ungelenk aus.

Und doch: Ich bin gerade heute überzeugt, dass die Karte recht hat, und der Grimm eher von mir abfällt, wenn ich den Tanz wage, anstatt mich vor dem Sturm zu verkriechen. 

Es ist halt so, dass ich sie nicht mag, die Stürme. Schon gar nicht diejenigen, die die Harmonie in unserem Familienleben durcheinanderwirbeln, mich mitreissen und schliesslich mit der Frage zurücklassen, wie um Himmels Willen ich als Pädagogin so agieren und reagieren kann. Da stürmt es dann im Innern weiter, wenn der äussere Sturm bereits vorbei ist.

Die Stürme akzeptieren, annehmen, dass sie dazugehören, mich nicht vor ihnen verkriechen, mir nicht von ihnen Angst machen lassen – das ist mein Lernfeld, auf dem ich mich nicht nur auf meinen Kopf verlassen kann, sondern dem Bauch Raum geben muss und auch will. Raum für die Gefühle, das Irrationale, das Unpädagogische, den Körper. Deshalb gefällt mir das Bild vom Tanzen in Regen und Sturm. Es ist irrational, es wirkt kopflos, es macht frei vom Denken, es trotzt dem Sturm und lässt nicht zu, dass er mich einschränkt und mir Angst macht. Es hat Platz für Tränen und Wutschreie, für lautes Lachen und stilles Lächeln, für grimmiges Stampfen und sanftes Wiegen.

Lieber Sturm, ich pfeife heute Morgen ein Lied auf dich und tänzle dabei noch etwas unbeholfen hin und her. Its about LEARNING how to dance in the rain.