Karriere und Kinder: Frauke Ludowig im Interview

Eigentlich sollten es ein weiterer Beitrag in der Rubrik „5 Fragen an…“ werden, nur eben diesmal mit einer berufstätigen Mutter bekannt aus Funk und Fernsehen. Zugegeben, wenn man Frauke Ludowig als Moderatorin von EXCLUSIV auf der Mattscheibe sieht, denkt man nicht schlagartig an das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Als die Einladung zum Interview in meinen Posteingang flatterte und ich „Actimel“ las, ging bei mir die Denkschublade auf: Ganz klarer Fall, die laden Blogger zum Interview ein und später wird, egal was ich frage, irgendwie immer ein „weil ich Actimel von Danone trinke“ in die Antwort eingebaut.

Ich nehme aber gleich drei Dinge vorweg. Zum einen hat es nicht mit einem persönlichen Interview in Köln geklappt, da mir die Fahrt mit dem Zug von Berlin nach Köln und wieder zurück einfach zu weit war.  Zweitens war tatsächlich das Joghurtgetränk nicht  ein einziges Mal Thema im wirklich tollen Telefoninterview mit Frauke Ludowig. Und drittens war ich anhand meiner dreiseitigen Notizen am Ende nicht in der Lage, einen typischen „5 Fragen an…“ Beitrag zu verfassen. Ich muss dringend an meinen Fähigkeiten als Interviewer arbeiten!

Frauke Ludowig ist berufstätige Mutter und rät dazu, sich von der Perfektion zu verabschieden (Foto: Danone)

Frauke Ludowig ist berufstätige Mutter und rät dazu, sich von der Perfektion zu verabschieden (Foto: Danone)

Natürlich hatte ich fünf Fragen vorbereitet, die aber am Ende in eine muntere Plauderei am Telefon mündeten:

  1. Sie stehen nicht nur als Moderatorin vor der Kamera, sondern vor allem als Redaktionsleiterin ihre Frau. Wie bleiben bei Ihnen „Work“ und „Life“ in Balance?
  2. Wenn es um familienfreundliche Arbeitsmodelle geht, wird allzu schnell die Teilzeitstelle als Universallösung aus dem Ärmel gezogen und nicht viel mehr. Welche Maßnahmen greifen aus Ihrer Erfahrung wirklich?
  3. Sie sind Mutter von zwei Kindern. Kann man als Frau Karriere trotz Kindern machen, gerade wegen der Kinder oder sind die Kinder am Ende gar nicht der entscheidende Faktor?
  4. Hier in Deutschland diskutieren ja gern mal über das Bild der „guten Mutter“. Beim Versuch eine gute Mutter zu sein, geraten berufstätige Mütter oft in die Grübelfalle und werden vom schlechten Gewissen geplagt. Wie kommt man da wieder raus?
  5. Im aktuellen Werbespot, in dem Sie zu sehen sind, sagen Sie, wie wichtig Ihnen ihr Moment am Morgen ist. Haben Sie noch mehr Tipps, die Sie anderen Müttern mit  auf den (Karriere)Weg geben möchten?

Frauen sind sowieso Meister im Koordinieren

Als Frauke Ludowig mir auf die Frage nach der Work-Life-Balance antwortet, merke ich sofort: Diese Frau hat Spaß an ihrem Beruf. Sie leitet gleich zwei Redaktionen und lacht, als sie sagt, dass Frauen sowieso Meister im Koordinieren sind. (Ich habe in diesem Moment kurzzeitig die jonglierende Supermom Actionfigur vor Augen.) Eine wichtige Rolle spielt bei Frauke Ludowig natürlich auch der Arbeitgeber, der zum Beispiel ihren Wunsch nach Stillpausen ganz selbstverständlich akzeptiert hatte. Doch ganz viel, liegt letztendlich auch an einem selbst. Sie hat sich ihren beruflichen Erfolg erarbeitet und ist stolz darauf. Sie holt sich Kraft für die Familie aus ihrem Beruf und umgekehrt.

Auch im weiteren Gespräch fällt öfter das Stichwort „bewusste Entscheidung“. Gerade beim Thema „Teilzeitstellen“ ist es ihrer Meinung nach wichtig, sich bewusst dafür (oder dagegen) zu entscheiden, dann aber guten Gewissens dazu zu stehen. Oft haben Frauen Angst beruflich etwas zu verpassen und entscheiden sich für eine berufliche Situation, die eigentlich ihren Bedürfnissen widerspricht. Auch Führung in Teilzeit geht, sagt Frauke Ludowig, aber der Wunsch muss ganz klar von den Frauen selbst ausgehen.

Sehr schön fand ich folgenden Vergleich von ihr: „So, wie man nicht sein Liebesleben ins Büro trägt, sollte man auch nicht alle Kinderthemen mitschleppen.“ Auch ich habe keine Kinderfotos auf dem Schreibtisch stehen, denn ich erkenne meine Kinder auch ohne visuelle Gedankenstütze am Ende eines Arbeitstages wieder. „Teilzeit im Büro, aber ganz bei der Arbeit“, leite ich mal ganz frei als Devise daraus ab.

Sich als berufstätige Mutter von der Perfektion verabschieden

Später ging es unter anderem um die Diskussion nach dem richtigen Sitz von Zöpfen, wenn es eigentlich schon höchste Zeit für die Schule ist und die Verabschiedung von der eigenen Perfektion. „Wenn man sich als berufstätige Mutter von der Perfektion verabschiedet, wird manches leichter.“, sagt Frauke Ludowig und zählt ein paar ganz praktische Beispiele aus ihrem Alltag auf. So lange noch etwas zum Anziehen im Schrank ist, darf der Berg an Dreckwäsche ruhig noch ein wenig weiter wachsen, das Abendessen darf statt einer frisch gekochten Mahlzeit auch mal aus Tiefkühlpizza bestehen, wenn dafür später noch Zeit zum Vorlesen bleibt und die Diskussion, ob die Kombination von Oberteil und Hose bei den Kindern modisch fragwürdig ist, sollte man morgens gar nicht erst anfangen. Das betrifft auch die vermeintlich schief sitzenden Zöpfe ihrer Mädchen. Viel wichtiger als deren korrekter Sitz ist, dass sich die Töchter auf Ihre Mutter verlassen können. Sie ist vielleicht nicht immer greifbar, weil sie auf Dienstreise ist, aber im Zweifelsfall  immer für sie da.

Auf die Frage, was Frauke Ludowig ihren Töchtern mal mit auf den Weg geben möchte, erzählt sie von ihrer eigenen Mutter, die auch gearbeitet hat und ein Vorbild für sie war. Das möchte sie auch für ihre Töchter sein. Ihr hilft dabei auch eine gute Portion weibliche Intuition, wenn es darum geht, was gerade gut für sie selbst ist, erzählt sie mir.

Und manchmal ist es eben genau der kleine Morgenmoment…

 


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